Zur Geschichte der Deutschen Hanse in England

Aus: Hansische Geschichtsblätter. Herausgegeben vom Verein für Hansische Geschichte.
Autor: Höhlbaum, Konstantin Johann Matthias (1859-1904) Kölner Archivar, Historiker in Gießen, Mitarbeiter des Hansischen Urkundenbuches, Erscheinungsjahr: 1875

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hanse, Hansa, Norddeutschland, Städtebund, Handelsmacht, Ostsee, Nordsee, niederdeutsche Kaufleute und Städte, 12. Jahrhundert, 13. Jahrhundert, Kauffahrer, 14. Jahrhundert, Waldemar III. König von Dänemark, Handelsgesellschaft, Norddeutschland, Niederlande, England, Frankreich, Schweden, Skandinavien, Schonen, Livland, Niederdeutschland, Seestädte, Landstädte, England, Stahlhof, London
Inhaltsverzeichnis
Das neue Hansische Urkundenbuch wird manche Frage der hansischen Geschichte schärfer beleuchten, manche, wenn wir nicht irren, endgültig lösen. Vor allem hat die Geschichte der Städte und Staaten an der Ostsee neue Aufschlüsse aus ihm zu erwarten. Die ganze politische Bedeutung der Städte und ihres Bundes beruht vorzüglich auf der Stellung, die sie an den Küsten des baltischen Meeres erringen und behaupten: zu ihrer Erkenntnis hat die Zusammenstellung der Urkunden daselbst viele Beiträge geliefert. In ganz andrer Weise kommt die Tätigkeit der norddeutschen Gemeinwesen, die später im hansischen Bunde vereint sind, im Westen zur Geltung: auch nach dieser Seite dürfte das Urkundenbuch unsre Anschauung berichtigen und ergänzen.

Es sei gestattet dies an einem Beispiel zu zeigen und die deutsch-englischen Beziehungen hier bis zu dem Zeitpunkt zu verfolgen, wo sie sich fester und bestimmter gestaltet, zu allgemein hansischen herausgebildet haben. Die Zeichnung dieses Bildes hat in wenigen scharfen Zügen bereits Koppmann entworfen. Eine weitere Ausführung wird sie vervollständigen und die Grundlosigkeit der Ansicht dartun, die trotz der Ausgabe der Rezesse über den Gegenstand noch geäußert wird.

Keinem Zweifel unterliegt es, dass der Verkehr der östlich gelegenen Völker, der Sachsen, Friesen und Jüten, und der Kaufleute von den Mündungen des Rheins nach der britischen Insel hohen Alters ist.*) Doch fehlt die Überlieferung, die uns Kaufleute aus dem späteren hansischen Deutschland zeigte. Im 9. und 10. Jahrhundert fährt der normannische Sturm über die Ebenen des westlichen Europas und verweht die ersten Spuren. Erst in dieser Zeit werden die Grundlagen zu städtischem Leben in Deutschland gelegt: bloß seine Äußerungen in der Fremde sind an diesem Orte von Gewicht.

*) Lappenberg, Der hansische Stahlhof zu London S. 3, 4. Vgl. auch Pauli, Bilder aus Alt-England (2. Aufl.) S. 169.

Die Erwähnung der „Leute des Kaisers" um das Jahr 1000 in dem Rechte von London ist bekannt. Sie bekundet die Vorrechte, deren sie im Gegensatz zu den andern Ausländern genießen, sie zeigt uns die Deutschen in einer festen Gemeinschaft und in dauerndem Aufenthalt auf englischem Boden. Wie sich beides gestaltete, lehren andre Zeugnisse. Die „Leute des Kaisers" kehren später manches mal wieder, man gebraucht die Bezeichnung für gewisse Vertreter der Festlandsbewohner, für die Kaufleute des niederen Rheins und der Maas, von Utrecht, Tiel, Dordrecht und Köln, von den Bewohnern der friesischen Küste und ganz Sachsens bis über die Elbe hinaus, besonders von Hamburg, Bremen, Lüneburg und Braunschweig. Von den Kaufleuten aus Tiel am Waal heißt es zum Jahre 1018 bei Alpertus von Metz, dass sie klagend vor Kaiser Heinrich II erschienen, weil ihnen die Friesen an den Mündungen des Waal und der Maas die Überfahrt nach England beschwerten und dem Volke der Insel den Verkehr nach Tiel auf die Dauer schädigten. Tiel war und blieb eine wichtige Zollstätte für den Warenzug über den Kanal, ob auch die Stadt unter den Überfällen der Normannen zu leiden hatte. Dort war die Befreiung von der Abgabe beschränkt, wie die königlichen Urkunden ergeben. Schon eine geraume Zeit vor der ersten Erwähnung der kaiserlichen Leute und kaum, dass es erstanden war, empfingen die Kaufleute von Magdeburg Entlastung von allen Zöllen im Reich, in christlichen und heidnischen Gebieten außer zu Köln, Mainz, Tiel und Bardewik. Bald wird dieselbe Gerechtigkeit auf Quedlinburg übertragen, die auch für Goslar galt und später mehrfach erneuert ist. Sie zeigt, dass an dem Handel nach England schon früh auch binnensächsische Städte teilnahmen: auch ihre Bürger gehören den homines imperatoris an und keineswegs genießt Köln allein der Vorrechte zu London. Dann aber tritt die rheinische Stadt allerdings in den Vordergrund.

Höhlbaum, Konstantin (1859-1904) Archivar und Historiker

Höhlbaum, Konstantin (1859-1904) Archivar und Historiker

Hansewappen

Hansewappen

Hanse Kogge

Hanse Kogge

London, ab Arch of London Bridge

London, ab Arch of London Bridge

London, Cloth Fair

London, Cloth Fair

London, Hendon

London, Hendon

London, Henry VII. Chapel, Westminster Abbey

London, Henry VII. Chapel, Westminster Abbey

London, Northumberland Avenue

London, Northumberland Avenue

London, Lambeth Palace

London, Lambeth Palace

London, Limehouse

London, Limehouse