Bnei Brith

Unabhängiger Orden (U. O. B. B.). Im Folgenden sind vornehmlich die deutschen Verhältnisse berücksichtigt.

Wesen und Ziele: Eine Vereinigung von Juden, gegründet 1843 in New York durch den Deutsch Amerikaner Henry Jones, Die offiziellen Verhandlungen und der offizielle Verkehr der Mitglieder (Brüder) vollzieht sich nach einem Ordensritual. Den Mitgliedern des U. O. B. B. ist der Eintritt in die Logen der Freimaurer und Odd-Fellows gestattet.


Die Devise des Bundes ist; Wohltätigkeit, Bruderliebe und Eintracht.

Verfassung: Das Fundament des Ordensgebäudes bildet die „Loge“, die nur auf Ermächtigung der Großloge („Freibrief“) errichtet werden kann. Die Einzellogen erledigen selbständig ihre Geschäfte. Ihnen übergeordnet ist die „Großloge“, welche aus deutschen „Expräsidenten“ besteht. Die Großloge, die den Einheitsgedanken und den Zusammenhang des ganzen Distrikts repräsentiert, tagt mindestens alle zwei Jahre. Zu ihren Funktionen gehören die Gesetzgebung und die Wahrnehmung der Interessen der Gesamtheit durch Verwaltung und Aufsicht. Für die Zeit, in der die Großloge nicht versammelt ist, ruht die Gesetzgebung; Ihre Verwaltungs- und Aufsichtsrechte aber werden von drei von ihr gewählten Körperschaften, dem General-Komitee, dem Appellationsgericht und dem Finanz-Komitee ausgeübt. Die höchste Spitze des Gesamtordens bildet die Konstitutionsgroßloge in New York, die aus gewählten Repräsentanten der Großlogen sich zusammensetzt und alle 5 Jahre tagt. Zur Führung der Verwaltung bestellt sie das Exekutiv-Komitee und zur Entscheidung von Streitigkeiten das Ordensappellationsgericht. Die Verbindung der fremden Distrikte mit Amerika besteht nur insofern, als für die Auslegung der Grundgesetze das höchste Ordensgericht auch für die fremden Logen maßgebend ist; sonst hat z. B. der deutsche Distrikt seine volle Selbstverwaltung und eigene endgültige Rechtsprechung. (V. G. S. 393, G. S. 99 und Mon.-Ber. 1907 No. 3, S. 22.)

Ausbreitung: 1882 wurde die erste Loge in Deutschland gegründet, 1888 in Kairo und Jerusalem, 1889 in Rumänien und in Österreich. Zum deutschen Distrikt gehören jetzt über 7000 Mitglieder, die sich auf 67 Logen verteilen. Im ganzen zählt der Orden 425 Logen mit über 30000 Mitgliedern. (Mon.-Ber. No. 3, S. 22.)

Leistungen: Nach innen: I. Versittlichung und Veredelung der Brüder, ihre Erziehung zu makellosen Menschen, treuen Staatsbürgern und zu charakterfesten, überzeugungstreuen Juden. Dies wird erzielt

a) durch die Sitzungen,

b) durch die Geselligkeit und

c) durch Vorträge rein jüdischen oder allgemein wissenschaftlichen und sozialpolitischen Inhaltes.

2. Unterstützung in Not geratener Brüder und ihrer Angehörigen.

Nach außen: Unterstützung hilfsbedürftiger Personen, insbesondere der Opfer der Verfolgung, der Witwen und Waisen; Hilfswerke für die osteuropäischen Juden, ausgedehnte materielle und ideelle Förderung bestehender Wohlfahrtseinrichtungen jeglicher Art; Neugründung von Wohltätigkeitsinstitutionen, wie Arbeitsnachweis und Arbeitsstätten, Ferienkolonien, Toynbeehallen, Haushaltungsschulen, Verein für jüdische Krankenpflegerinnen u. a. m.

Die Leistungen des Ordens auf sozialem Gebiete in den 25 Jahren seines Bestehens auf deutschem Boden waren ganz bedeutend.

Verhältnis zum Zionismus: Der Orden in Deutschland steht auf deutschnationalem Standpunkt und betont stets seine vaterländische Gesinnung. Er vereinigt Israeliten heterogenster religiöser Richtung und verschiedener politischer Parteien. Darum sind nach dem Standpunkte des Ordens Erörterungen über Politik und Religion aus den Diskussionen in den Logen ausgeschlossen. Der Beschluss des General Komitees vom 27. Juni 1897 lautet: „Das General-Komitee erklärt, daß die Bestrebungen des Zionismus, soweit sie die Gründung eines nationaljüdischen Staates herbeiführen wollen, den Grundsätzen der Loge und ihrer nationalen Gesinnung widersprechen. Von der Erörterung über diesen Gegenstand seitens der Logen wird abgeraten, weil die Diskussion darüber leicht das Gebiet der Religion und Politik treffen könnte.“

Bei den sonstigen zahlreichen Berührungspunkten ist indes das Verhältnis der Logen zu den zionistischen Vereinigungen ein inniges und herzliches. Zahlreiche hervorragende Zionisten sind nicht nur Logenbrüder, sondern Beamte und Präsidenten der Logen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch