Bagdadbahn

Die Bahn geht von Konia in südöstlicher Richtung durch ebenes Gelände bis an den Nordabfall des Taurus, diesen durch die seit alters berühmten Kilikischen Tore überschreitend und somit Adana und die kilikische Ebene er reichend. Von Adana führt die Bahn nach Osten und jenseits des Amanus nach Süden und läuft mitten zwischen Aintab und Haleb, die durch Zweiglinien Anschluß erhalten, hindurch zum Euphrat, der zwischen Uisib und Biredschik überschritten wird. Durch ebenes Gebiet wird dann der Weg direkt auf Mossul am Tigris genommen, wobei Orfa (das alte Edessa) durch eine Seitenlinie angeschlossen wird. Von Mossul führt die Bahn am rechten Tigrisufer entlang nach Bagdad und von dort nach Überschreitung des Euphrat nach Basra. Die Hauptlinie wendet sich jedoch von Bagdad südlich nach Khachima am Ostende des Golfes von Kuweit, wo der persische Meerbusen erreicht wer den soll.

Die Länge der Bahnlinie von Konia bis Khachima beträgt 2.400 km, die Baukosten ungefähr 500 Mill., sie hat eine Normalspurweite von 1,44 m. Gebaut wird die Bahn von Finanzinstituten mehrerer Länder, vor allem von der „Deutschen Bank“. Die türkische Regierung leistet eine Kilometergarantie von 13.000 Frcs.. Verkehrseinnahme netto nach Abzug von 4.500 Frcs.. Betriebskosten.


Die Bahn ist in hervorragender Weise berufen, früher reich bevölkerte, jetzt darniederliegende, ungenügend bewohnte und bebaute Gebiete zu neuem Leben zu erwecken, vor allem Babylonien und Mesopotamien. Die Strecken längs der Bahn eignen sich besonders für Baumwollbau. In diesen Gebieten ließen sich viele Tausende von Juden mit geringen Kosten ansiedeln; es ist auch nicht anzunehmen, daß die türkische Regierung ihrer Ansiedlung Schwierigkeiten bereiten würde, da die Gegend äußerst dünn bevölkert ist und die Regierung ein großes Interesse am Bestehen der Bahnlinie hat.

Für Palästina und Syrien hat die Bahn eine große Bedeutung, da sie einen Anschluß von Damaskus aus erhalten wird, und da dadurch der Verkehr von Asien nach Afrika über Palästina geleitet werden wird.

Nach dem Rechenschaftsberichte für das Jahr 1905 waren 200 km in Betrieb. Die Bruttoeinnahme betrug 323.360 Frcs., die Kilometereinnahme belief sich also auf 1.616 Frcs. Der Personenverkehr betrug 3.238.587 Personenkilometer mit 137.881 Francs, der Güterverkehr 3.341.597 Tonnenkilometer mit 182.459 Francs, außerdem 3.020 Frcs. für Gepäck.

Die Gewinn und Verlustberechnung weist einen Reingewinn von 1.138.086 Frcs. auf, von denen 500.000 Frcs. an den ,,Fonds de Prévoyance“, 56.376 Frcs. an die ordentliche Reserve, 450.000 Francs = 6% auf das eingezahlte Aktienkapital, 11.438 Frcs. Tantieme des Verwaltungsrates und 122.271 Frcs. als Vortrag zu verteilen sind.

Literatur: Rohrbach „Die Bagdadbahn.“ Berlin 1902. Referat des Prof. Warburg auf dem Delegiertentag der Z. V. f. Deutschl. 1904 (Jüd. Rundschau 1904, Nr. 22, 23.) Altneuland 1904. S. 25, 351, 1905 S. 220; Prof. Warburg „Die jüdische Kolonisation in Nordsyrien auf Grundlage der Baumwollkultur im Gebiet der Bagdadbahn.“ Altneuland 1904.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch