Rom, im Dezember 1865. Lage der Juden

Rom, im Dezember 1865. Aus Rom schreibt man der Voss.-Ztg.: Dass die Lage der Juden im römischen Ghetto eine drückende ist, kann nicht befremden, da ihnen die wesentlichsten bürgerlichen Rechte abgehen. Doch die Schuld davon trifft nicht den regierenden Papst, ihre Ursachen liegen in der Vergangenheit. Übrigens ist es bemerkenswert, dass es unter den Römern selber nicht an solchen fehlt, welche im Interesse der Humanität auf die Verbesserung des Loses jener Miteinsassen der Ewigen Stadt als durchaus notwendig aufmerksam machen. So hat man jetzt eine Petition angeregt, welche eine Abgabe beseitigt haben möchte, die allerdings sonderbar ist. Die etwas über 4080 Seelen zählende hiesige israelitische Gemeinde muss nämlich mit andern außerordentlichen Abgaben auch die jährliche Summe von 1.800 Scudi aufbringen, zwei Stiftungen zu unterhalten, welche direkt gegen ihr Fortbestehen als religiöse Genossenschaft gerichtet sind. Die der Katechumenen, worin übertretende Juden im katholischen Dogma unterrichtet werden, erhält davon zum Unterhalte derselben 1.000 Scudi. Der Rest fällt einem Kloster zu, konvertierte Jüdinnen auszustatten und zu unterhalten, welche den Schleier nehmen. Das Gesuch war dem Grafen Sartiges zur Befürwortung empfohlen, der aber hat abgelehnt, und ich glaube, man wird auch höchsten Ortes damit abgewiesen werden.

(Das Letztere glauben auch wir, denn wir wissen sehr wohl, dass alle diese Bedrückungen nur mit dem Ende des geistlichen Regiments aufhören können.)


—. Nach einer im Educ. isr. gegebenen Tabelle zählt jetzt Italien 43.546 Israeliten, von denen 11.285 dem deutschen, 7.900 dem spanischen, die übrigen dem italienischen Ritus angehören. Dieselben sind in 66 Gemeinden verteilt, von welchen 40 dem italienischen, 22 dem deutschen und 4 dem spanischen Ritus angehören.