Wolfsjagd in Nordrussland.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1913
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wölfe, Wolfsjagd, Russland,
Wir vermögen — da wir den Wolf nur noch vom Hörensagen oder aus dem Märchen kennen — uns kaum eine Vorstellung davon zu machen, welche verhängnisvolle Rolle er noch heute in den weiten Ebenen und Wäldern Russlands spielt. Zwar ist dieses Raubtier feig, greift den Menschen nur in Rudeln an und auch dann nur, wenn ihn im Winter Hunger und Kälte toll gemacht haben, aber bei der Spärlichkeit der Dörfer, die weit voneinander entfernt liegen und der verhältnismäßigen Unbesiedeltheit des flachen Landes ist er für einsame Wanderer doch kein zu verachtender Feind, und unter den Schafherden richtet er fortwährend großen Schaden an. Man sucht ihn daher auf alle mögliche Weise zu vertilgen, und die Wolfsjagd ist auf dem Lande für hoch und nieder das verbreitetste Vergnügen.

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Ein vielgebrauchter Kniff dabei ist es, Meister Isegrim durch die Aussicht auf leichte Beute zu verlocken, sich den Schüssen der Jäger preiszugeben. Letztere steigen in einen Schlitten, und während dieser, von dem bekannten nationalen Dreigespann gezogen, pfeilschnell dahinsaust, hält einer der Jäger ein mit genommenes Ferkel am Schwanz in die Höhe. Die quietschenden Klagelaute des geängstigten Borstenviehs ziehen von weither alle Wölfe herbei, die sich eifrig an die Verfolgung des Schlittens machen, aber nur den Tod durch die unaufhörlich nach allen Seiten feuernden Doppelflinten der Jäger finden. Die Sache ist ziemlich ungefährlich, nur muss darauf geachtet werden, dass nicht etwa eines der Raubtiere, vom Kutscher unbemerkt, einem der Pferde an die Gurgel springt und es zu Falle bringt. Dann wird die Sache kritisch.

Wolfsjagd mit einem Schwein als Lockmittel in Nordrussland

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