Unser Weg

Die Front war näher gerückt, die Partisanenbewegung in Polen war im Wachsen und die Nervosität unter den SS-Leuten in erheblichem Anstieg.

Wir erfuhren, dass bei Annäherung der Front die Absicht bestand, das ganze Lager zu vernichten. Schon fragte der Leiter der politischen Abteilung, Schurz, bei dem SS-Mann Moll, der die Vergasungen leitete, an, wie er über die Vergasungen im Lager denke.


In Birkenau erfolgten fast täglich Vergasungen aus dem Lager, nachdem gerade die Sonderaktion Hoeß abgeschlossen war.

Im Frauenlager C gingen die Vergasungen in die Zehntausende. Das gesamte Zigeunerlager wurde bis auf wenige hundert Überlebende vergast. Das Gemeinschaftslager, bestehend aus rund fünftausend Männern, Frauen und Kindern, in dem die Überreste der privilegierten Juden aus Theresienstadt untergebracht waren, war der einzige Teil des Auschwitzer Lagersystems, in dem die Menschen familienweise zusammen wohnen konnten. Aus diesem Lager wurden alle, bis auf zwei kleine Jungen, vernichtet. Über Auschwitz lag wochenlang — Tag und Nacht — der Geruch von verbranntem Menschenfleisch. Die SS-Banditen haben zum Teil die aus den Krankenbauten zum Vergasen bestimmten Häftlinge nicht mehr in die Gaskammer gebracht, sondern setzten sie auf die Kartoffelautos, fuhren sie an brennende Gruben, kurbelten die Wagen hoch, so dass die Häftlinge lebendig in die Flammen fielen.

All diese Schreckenstaten waren im Lager bekannt, und uns war klar, dass wir uns zu einer großen Aktion entscheiden mussten, wenn wir diese Dinge überhaupt noch überleben wollten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz