Der Bischof Georg von Blumenthal dringt in den Kurfürsten Joachim auf energisches Einschreiten gegen Nickel Minckwitz

Zwischen Spreewald und Wendischer Spree


Nickel Minckwitz, während die Reichsacht über ihn verhängt war, trieb sich in deutschen Landen umher und suchte bald hier, bald dort Sicherheit vor den Nachstellungen des Kurfürsten und des Bischofs von Lebus. Im Jahre 1532 durchzog er Niedersachsen und Holstein. Eine Zeitlang hielt er sich bei dieser Gelegenheit in Lübeck auf, dessen Magistrat ihn aber auf ein von Cölln an der Spree her erhaltenes Warnungsschreiben, »einem bekannten Ächter keinen Aufenthalt gestatten zu wollen«, zu schleuniger Abreise veranlaßte. Minckwitz begab sich nun ins Mecklenburgische, woselbst ihn Eggert von Quitzow auf Voigtshagen und die Parkenthine zu Dassow in Schutz nahmen. Einst sah er sich hier durch den bischöflich ratzeburgischen Hauptmann – der als solcher in direkten Diensten des Bischofs Georg stand – in der Gegend von Voigtshagen überrascht, war aber glücklich genug, uneingeholt das Schloß erreichen zu können, dessen Brücke nun hinter ihm aufgezogen wurde.


Soviel Glück dies einerseits war, so war doch andrerseits des Minckwitzen Aufenthalt durch ebendiesen Vorfall verraten worden, und Bischof Georg forderte, sobald er davon gehört hatte, des Kurfürsten ernste Verwendung bei den Herzögen Albrecht und Heinrich von Mecklenburg. Joachim zeigte sich auch willig, und alsbald wurde der Hauptmann zu Ruppin, Matthias von Oppen, ferner der Hauptmann zu Zehdenick, Hans von Hake, und der Kurfürstliche Rat Franz Neumann an den mecklenburgischen Hof abgesandt, nicht um Minckwitzens direkte Verhaftung und Auslieferung, sondern nur um einen Befehl an den Eggert Quitzow und die Parkenthine, »den Geächteten nicht länger bei sich hausen zu lassen«, auszuwirken. Aber aller angewandten Mühen ungeachtet gelang es der Gesandtschaft nicht, die Herzöge nach Wunsch umzustimmen, die sich vielmehr einer um den andern aus der Residenz entfernten. Als sich die Kurfürstlichen Räte schließlich überzeugen mußten, daß sie den Zweck ihrer Sendung nicht erreichen würden, entschlossen sie sich ebenfalls zur Abreise. Joachim benachrichtigte nunmehr den Georg von Blumenthal von diesem entschiedenen Mißerfolg, empfing aber nur ein in herben und doch zugleich klug berechneten Ausdrücken abgefaßtes Antwortschreiben, worin er seitens des Bischofs zu ferneren und kräftigeren Maßregeln in dieser Angelegenheit aufgefordert wurde. »So nun Herzog Heinrich«, schrieb der Bischof, »nicht begnügig Antwort gibt, so achten Wir dafür, daß statt seiner wenigstens Herzog Albrecht etwas tu, auf daß Eure Kurfürstliche Durchlaucht nicht in Schimpf besitzen bleib und bei die Leut verachtet werd, dieweil der eine Parkenthin zu Unserm Hauptmann gesagt hat: ›er acht Eure Kurfürstliche Durchlaucht nicht besser als seine Bauern‹.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 4. Teil