Von den vierzehn Brüdern, welche die St. Marien-Kirche zu Rostock erbaut haben sollen.
Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 2
Autor: Von H. Pintz, Kammeranus zu Röbel, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Rostock, St. Marien-Kirche
Während meines Konditionierens in Rostock, in den Jahren 1805 bis 1813, besuchte ich gerne und öfter den öffentlichen Gottesdienst in der St. Marien-Kirche, nach welcher meine Prinzipalität eingepfarrt war. Bekanntlich ist die St. Marien-Kirche ein überaus prächtiges, mit vielen herrlichen Altertümern und Denkmälern geschmücktes Gebäude, so dass man längerer Zeit bedarf, um alles darin Enthaltene zu beschauen.
Eines guten Wochentages sah ich beim Vorübergehen der St. Marienkirche eine Türe derselben geöffnet; ich ging hinein und fand, dass mehrere Arbeiter darinnen beschäftigt waren, um Alles zum nahebevorstehenden Pfingstfeste und zum Pfingstmarkte — weil dann viele fremde Herrschaften die Kirche zu besehen pflegen — zu ordnen, zu schmücken und zu reinigen. Ich ging für mich allein in der Kirche umher, um einige Bilder, Monumente und Kunstwerke zu besehen; bald kam jedoch zu mir ein alter Mann, der als Kirchendiener die Arbeitsleute beaufsichtigte. Wir waren schon seit früher mit einander bekannt, und da nun der Alte den Zweck meiner Anwesenheit erfuhr, so zeigte er mir und machte er mich aufmerksam auf mehrere Hauptgegenstände, bis wir endlich zu einem ganz unbedeutend scheinenden Gegenstand kamen. Es war dieses ein Tableau aus Eichenholz in halb erhabener Bildhauerarbeit, darstellend sieben männliche, mit verschiedenen altertümlichen Gewändern bekleidete Figuren. Das Ganze mochte ungefähr 12 bis 14 Fuß Länge und 8 bis 10 Fuß Höhe haben, die Figuren aber wohl an 4 bis 5 Fuß hoch sein. Der alte Kirchendiener erzählte mir darüber nachstehende Sage:
Im grauen Altertume hatten 14 Brüder, alle reiche, mit vielen Grundstücken in Mecklenburg belehnte Herren, den Entschluss gefasst, ein großes, prächtiges Gotteshaus in Rostock zu erbauen. Sieben von diesen Männern haben nun deshalb im ganzen Lande Geld und Baumaterialien zusammengebracht und nach Rostock geschickt; die andern Sieben aber sind in Rostock geblieben und haben hier den Bau beaufsichtigt und geleitet.
Von diesen sieben in Rostock gebliebenen Brüdern hat nun einer die Kasse oder den Beutel gehabt und die andern in der Berechnung betrogen. Dieses ist jedoch entdeckt worden, worauf ihn denn seine Brüder getötet haben.
Das Tableau in der Kirche stellte nun die sieben Brüder dar, welche in Rostock den Bau der Kirche leiteten und besorgten. In ihrer Mitte erblickte man auch den Betrüger, mit einem Beutel in der Hand. Außerdem dass sich mehrere kleine Kugellöcher auf verschiedenen Teilen seines Körpers befanden, zeichnete er sich auch noch durch die Weiße seines Gesichtes vor den andern sechs Brüdern aus, wodurch er gleichsam als eine Leiche erschien.
Hierauf zeigte mir auch noch der alte Mann oben am Turme, in der Höhe wo ungefähr die Glocken hängen, nach der Abendseite und den Prediger-Wohnungen zu, 14 menschenähnliche Gegenstände, die in dem Mauerwerke als Verzierung angebracht waren, darstellend die sämtlichen 14 Brüder oder Männer, welche den Kirchenbau ausgeführt haben sollen.
***************
Da die St. Marien-Kirche in Rostock vor mehreren Jahren sehr geschmackvoll und auf das Prächtigste neu dekoriert und ausgebaut ist, so ist wahrscheinlich auch das erwähnte Tableau aus derselben entfernt worden. Dieses Tableau hing früher hinter dem Altare, grade gegen den langen Gang, der von der Turmtür, wo die Wallfischrippe lag, heran führt und wo noch jetzt die nach dem Turme und zur Orgel hinaufgehende steinerne Wendeltreppe sich befindet.
Dahingegen wird auch jetzt noch die Verzierung der 14 Männer am Turme zu sehen sein.
Eines guten Wochentages sah ich beim Vorübergehen der St. Marienkirche eine Türe derselben geöffnet; ich ging hinein und fand, dass mehrere Arbeiter darinnen beschäftigt waren, um Alles zum nahebevorstehenden Pfingstfeste und zum Pfingstmarkte — weil dann viele fremde Herrschaften die Kirche zu besehen pflegen — zu ordnen, zu schmücken und zu reinigen. Ich ging für mich allein in der Kirche umher, um einige Bilder, Monumente und Kunstwerke zu besehen; bald kam jedoch zu mir ein alter Mann, der als Kirchendiener die Arbeitsleute beaufsichtigte. Wir waren schon seit früher mit einander bekannt, und da nun der Alte den Zweck meiner Anwesenheit erfuhr, so zeigte er mir und machte er mich aufmerksam auf mehrere Hauptgegenstände, bis wir endlich zu einem ganz unbedeutend scheinenden Gegenstand kamen. Es war dieses ein Tableau aus Eichenholz in halb erhabener Bildhauerarbeit, darstellend sieben männliche, mit verschiedenen altertümlichen Gewändern bekleidete Figuren. Das Ganze mochte ungefähr 12 bis 14 Fuß Länge und 8 bis 10 Fuß Höhe haben, die Figuren aber wohl an 4 bis 5 Fuß hoch sein. Der alte Kirchendiener erzählte mir darüber nachstehende Sage:
Im grauen Altertume hatten 14 Brüder, alle reiche, mit vielen Grundstücken in Mecklenburg belehnte Herren, den Entschluss gefasst, ein großes, prächtiges Gotteshaus in Rostock zu erbauen. Sieben von diesen Männern haben nun deshalb im ganzen Lande Geld und Baumaterialien zusammengebracht und nach Rostock geschickt; die andern Sieben aber sind in Rostock geblieben und haben hier den Bau beaufsichtigt und geleitet.
Von diesen sieben in Rostock gebliebenen Brüdern hat nun einer die Kasse oder den Beutel gehabt und die andern in der Berechnung betrogen. Dieses ist jedoch entdeckt worden, worauf ihn denn seine Brüder getötet haben.
Das Tableau in der Kirche stellte nun die sieben Brüder dar, welche in Rostock den Bau der Kirche leiteten und besorgten. In ihrer Mitte erblickte man auch den Betrüger, mit einem Beutel in der Hand. Außerdem dass sich mehrere kleine Kugellöcher auf verschiedenen Teilen seines Körpers befanden, zeichnete er sich auch noch durch die Weiße seines Gesichtes vor den andern sechs Brüdern aus, wodurch er gleichsam als eine Leiche erschien.
Hierauf zeigte mir auch noch der alte Mann oben am Turme, in der Höhe wo ungefähr die Glocken hängen, nach der Abendseite und den Prediger-Wohnungen zu, 14 menschenähnliche Gegenstände, die in dem Mauerwerke als Verzierung angebracht waren, darstellend die sämtlichen 14 Brüder oder Männer, welche den Kirchenbau ausgeführt haben sollen.
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Da die St. Marien-Kirche in Rostock vor mehreren Jahren sehr geschmackvoll und auf das Prächtigste neu dekoriert und ausgebaut ist, so ist wahrscheinlich auch das erwähnte Tableau aus derselben entfernt worden. Dieses Tableau hing früher hinter dem Altare, grade gegen den langen Gang, der von der Turmtür, wo die Wallfischrippe lag, heran führt und wo noch jetzt die nach dem Turme und zur Orgel hinaufgehende steinerne Wendeltreppe sich befindet.
Dahingegen wird auch jetzt noch die Verzierung der 14 Männer am Turme zu sehen sein.
Hansestadt Rostock - Stadtansicht
Rostock - Markt, Marienkirche und Blutstraße
Rostock - Kröpeliner Tor
Rostock - Petrikirche mit Petritor
Rostock vor dem Steintor
Rostock. 013 Marienkirche, Giebel des südlichen Querschiffs
Rostock. 014 Marienkirche, Portal des nördlichen Querschiffes
Rostock. 017 St. Marien-Kirche
Rostock. 021 Altar der St. Marien-Kirche