Abschnitt 2

I. De Festung G.


Kapitel 2


Den annern Morgen brächte Vatter Kähler so hentau elben den Unteroffzierer Altmann nah mi ruppe, de süll mit mi spazieren gahn. Na, dat geschach denn nu ok, wi gungen up den Wall. Ach, wat was dat schön, wat was dat herrlich! Ick kunn in de Welt rinne seihn, hüren un aten. En Bom frilich gräunte noch nich, un keine Blaum bläuhte, de Wischen un Brinker hadden noch ehr oll verschalen gelbrun Kled an, ehr schön niges, gräunes Kled was noch bi'n Snider; äwer de Snider let doch all velmal grüßen: in de negste Woch' mit den letzten; wenn't Kled äwer mit Blaumen beset't warden süll, künn hei't vör drei Wochen nich schaffen; un süllen't nich äwel nemen, dat hei nich sülwst kem, hei müßt noch – wat weit ick – in Italien oder in de Türkei achter'n warmen Aben sitten, hei schickte äwer vörlöpig sinen eigenen Jungen, en lüftigen Slüngel, den Gruß äwer würd hei woll bestellen. Na, un sin Jung' was denn nu de schöne warme Frühjohrsluft, in de allens all unsichtbar swemmt, wat dat Hart frölich maken kann.

Un min Hart was ok frölich, 't was schir tau vel! Dat ded jo gor nich nödig, dat all de ollen lütten nüdlichen Frühjohrsgesichter von Mätens mi up den Wall begegnen müßten; ick wir jo mit ein taufreden west, mit eine einzige, de an minen Arm hungen un mit mi in de Welt rinne seihn hadd.

Äwer wat kunn min Herr Unteroffzierer Altmann dorför, dat hei nich as en jung' Mäten up de Welt kamen was; wat kunn hei dorför, dat hei just, wenn ick an Gras un Blaumen un an Friheit för mi un min Vaderland dachte, up Schnabeln verföll, wat en gruglichen Röwer un Mürder was un unner min Quartier in Keden un Banden satt? Ja, Schnabeln hadden sei nu, hei was nu ok all – Gott sei Dank! – taum Dod verurtelt, un Nacht un Dag brennte Licht in sine düstere Kamer, un en Attollerist stunn mit en blank »Seitengewehr« vör sine Britsch, denn dreimal was hei all utbraken un de festesten Warschauer Slötter makte hei mit en Bessenries un en Bindfaden up; äwer nu! Nu hadden sei em iserne Hanschen antagen, nu müßt hei sick gewen! Ach, du leiwer Gott, wo blew min Frühjohr! Iserne Hanschen! Ick kunn jo ok mal mit iserne Hanschen bedacht warden.

Un as min Herr Unteroffzierer Altmann mi dat grad utführlich vertellen ded, wo Schnabel mal vördem 'ne Popp mit sine Kledaschen utstoppt un up sine Britsch leggt hadd, un wo hei sülwst in den isernen Aben krapen was un dor lurt hadd, bet de Slüter kamen was un mit de utstoppte Popp up de Britsch 'ne Unnerhollung anfungen hadd, wo Schnabel dunn ut den Aben sprungen was un den Slüter den sworen isernen Abendeckel in dat Gnick smeten hadd, dat de Mann tidlewens en Schaden dorvon namm, wo hei dorup twei ihrsame Börgers, de vör sine Dör up Wach' stahn hadden, mit ehre leiwen Köpp tausam stött hadd, dat sei för ümmer wat düsig blewen wiren, un endlich so up de Strat un in Friheit kamen was – grad dunn, segg ick, as mi ok so tau Maud' was, as müggt ick den Herrn Unteroffzierer sinen Kopp ok mit en annern tausam stöten, dat hei ok tidlewens düsig blew –, grad dunn gungen uns en por Damen vörbi, un de ein kek mi merkwürdig an, un as ick mi ümsach, was sei still stahn blewen un kek sick ok nah mi üm.

Wat was dat för en fründliches, hübsches Gesicht! Wo trurig un wo leiw segen de schönen Ogen ut! Un dese schönen Ogen hadden mi nahkeken! Wat is nu schöner, en Frühjohrsdag oder en Por schöne Ogen? – Denn von minen Herrn Unteroffzierer un von Schnabeln will ick wider nicks nich seggen. – Ach, ick mein doch en Por Ogen! In so'n Frühjohrsdag kann einer rinne seihn wid weg – ja wid weg –, schön is't; äwer je wider hei süht, desto trüwer un dunstiger ward dat; in so'n Mätens-Og kann einer rinne seihn – deip un ümmer deiper –, un je wider hei süht, je klorer ward dat, un ganz unnen in'n Grun'n, dor liggt de Hewen, un den sine blagen Wunner hett noch kein Minschen-Og dörch seihn.

»Wer was dat?« frog ick. »Kennen Sei de Dam'?« – »Gewiß!« säd de Herr Unteroffzierer Altmann un läd de Hand an den Schacko, as wull hei sine Honnürs maken, »'t is de einzigste Dochter von den zweiten Kummandanten, Obersten B., un annere Kinner hett hei äwerall nich. – Schnabel hett twei Kinner, de...«

»Dauhn S' mi den einzigen Gefallen«, segg ick, »un laten S' Schnabeln nu ganz ruhig sitten.«

»Ih, wo denken Sei hen!« säd de Herr Unteroffzierer. »De kann jo gor nich ruhig sitten, de Attollerist, de vör sin Britsch steiht, ward jo alle twei Stun'n aflös't, un ahn Redensorten geiht jo dat nich af. – Schnabel seggt ok...«

»Na, will'n man nah Hus gahn«, säd ick un folgte dat schöne Mäten ut de Firn nah; äwer in ehre Ogen sach ick meindag' nich wedder, un dat was gaud. Wenn einer lang' in den Schatten seten hett un hei kickt denn mit einmal in de leiwe Gottessünn, denn kann hei blind warden, un wenn einer sinen Dag äwer in den Keller rümmer hantiert hett un kümmt rut un kickt in den blagen Hewen, denn flirrt em dat vör de Ogen, un hei kann düsig warden un kann't bliwen sin Lewen lang.

Dat grötste Elend, wat mines Wissens noch kein von de Herrn Romanschriwers utführlich beschrewen hett, is, wenn sick so'n arm, jung', inspunnte Student in 'ne Kummandantendochter verleiwt. Dat weit keiner, wo dat deiht; äwer wi weiten Bescheid, wi hewwen dat dörchmakt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid