Ueberfahrt auf dem Roten Meere von Kosseir nach El Imbu.

Aus: Meine Wallfahrt nach Mekka. Band 1
Autor: Maltzan, Heinrich Freiherr von (1826-1874) Reichsfreiherr zu Wartenberg und Penzlin, Schriftsteller und Orientalist, Erscheinungsjahr: 1865
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Adel, von Maltzan, Orientalist, Reisebeschreibung, Reisebericht, Arabien, Mekka, Kultstätte, Pilgerort, Pilgerzug, Heiligtum, Pilgerweg, Afrika, Muselmann, Reiseplan, Reiseziel, Arafa, Orient, Kairo, Marokko, Bulak, Karawane, Ägypten, Beduinen, Medina, Syrer, Türken, Haremswächter, Nil
Kosseir und Altkosseir. — Philoteras portus. — Die Schiffe im Roten Meere. — Verabredung mit dem Schiffshauptmann. — Die Kandscha. — Ihre Bemannung. — Primitive Art der Schifffahrt. — Altertum der Kandscha. — Abfahrt von Kosseir. — Die Ssemara. — Predigten und religiöse Gespräche. — Das Fehlsteuern des Schiffshauptmanns. — Küste von Arabien. — Jubel der Pilger. — Ein wunderlicher Fisch. — Die Insel Noman. — Mersa Eslam. — Der Name des Roten Meeres bei den Alten. — Wedsch. — Scherm Abban. — Der Fischheilige. — Gefahrvolles Klippenlabyrinth. — Inselarchipel. — Haura und Auara. — Wir sitzen auf einer Korallenbank fest. — Insel Hassania. — Scherm Mahar. — Das siebenspitzige Vorgebirge. — Ankunft in El Imbu. — Die Reisenden nach Medina.

Kosseir wird von Müller in den Noten zu seiner vortrefflichen Ausgabe der kleineren griechischen Geographen für den „weißen Hafen" (Albus portus) der Römer und Griechen gehalten, wie mir scheint, jedoch mit Unrecht, da es nach Ptolemäos um 40 Gradminuten südlich von Philoteras portus lag, welches letztere unzweifelhaft, wie Sir Gardener Wilkinson*) entdeckt hat, Altkosseir ist; und da Altkosseir nur 4 Gradminuten nördlich von Kosseir liegt und nicht anzunehmen ist, dass sich Ptolemäos hier um 36 Minuten oder 9 1/2 deutsche Meilen geirrt habe, so ergibt sich für Kosseir durchaus kein antiker Name; es ist vielmehr wahrscheinlich eine mittelalterliche Schöpfung und wurde wohl erst nach der Zerstörung von Altkosseir gegründet, welches übrigens auch noch im Mittelalter von den Arabern bewohnt wurde und erst seit einigen Jahrhunderten ganz verlassen erscheint. Philoteras portus (Altkosseir), das seinen ältesten Namen Aennum im zweiten vorchristlichen Jahrhundert gegen den eines Admirals Philoteros, der im Dienste des Königs Ptolemäus Philadelphus stand, umtauschte, wird von mehreren alten Geographen erwähnt; es lag an einer Bömerstraße, welche der Küste entlang führte und im Norden Myos Hormos, im Süden Albus portus, Nechesia, die Smaragd-Steinbrüche, Lepte extrema und endlich Berenice berührte. Hafen und Stadt von Philotera waren jedoch nur klein und die antiken und mittelalterlichen Reste, die man daselbst sieht, sollen nicht bedeutend sein. Mein Reiseplan gestattete mir nicht, mich aus Kosseir selbst zu entfernen. Die neue Stadt erhebt sich an einer kleinen Bai, welche einen ziemlich sicheren Ankerplatz bietet, ist zum größeren Teil aus dem hier so häufigen Korallenstein gebaut, besitzt ein schlechtes Fort mit einigen unbrauchbaren Kanonen, und wird hauptsächlich von Limbauwi, Arabern, welche von El Imbu, einem an der arabischen Küste, Kosseir gegenüber gelegenem Städtchen, kommen, bewohnt.

Unsre Karawane fand ein schlechtes Unterkommen in einem halbverfallenen Chan. Ich zog es jedoch vor, in meinem kleinen Zelt zu kampieren, in welches ich auch Schich Mustapha aufnahm, welcher gutmütige alte Mann sich immer mehr an mich anzuschließen schien, was mir im ganzen nicht unangenehm war, obgleich mich seine beständigen abgedroschenen Predigten über die Pilgerschaft und dergleichen am Ende zu langweilen anfingen.

Wir hatten in Kosseir nichts anderes und, da der Ort sehr langweilig war, auch nichts eiligeres zu tun, als alles für unsre Abreise vorzubereiten. Zu diesem Zwecke sahen wir uns gleich am Anfange nach einem Schiffe um, welches uns nach der gegenüberliegenden Küste von Arabien tragen sollte, Schich Mustapha, seine 3 Neffen, Ali und ich, gingen zusammen an den Hafen, oder richtiger gesagt, den Ankerplatz, den Kosseir lediglich der Natur verdankt. Daselbst fanden wir zwölf Segelschiffe, wovon das bedeutendste nicht hundert Tonnen Tragkraft hatte. Die Mannschaft dieser Schiffe war im Augenblick fast sämtlich am Lande, in der Nähe des Hafens, wo sie in kleinen zeltartigen Kaffeebuden saß, so dass wir keine große Schwierigkeit hatten, die verschiedenen Nachadain (Schiffshauptleute) und Mokkadem (Schiffsleutnants) zu finden. Jedes Schiff hat nämlich zwei Nachada, der eine heißt Nachada el berr, wörtlich übersetzt der Kapitän zu Lande, d. h. der Befrachter, manchmal auch Eigentümer des Schiffes; der andere Nachada el bahr, der Kapitän zur See, d. h. der wirkliche Schiffshauptmann, der die Matrosen befehligt und sonderbarer Weise zugleich Steuermann und Pilot ist, während der Mokkadem gar nichts erhebliches zu tun hat. Man kann mit jedem der beiden Nachadain seinen Handel wegen der Überfahrt abschließen, doch wurde uns geraten, dies eher mit dem Nachada el bahr zu tun, da wir nur so sicher sein könnten, dass dieser wirklich seinen Teil an der Summe bekäme, während im andern Falle der Nachada el berr ihn wahrscheinlich übervorteilen würde. Uns musste aber eher daran liegen, dass der Nachada el bahr zufrieden gestellt wurde, weil* wir denselben zum Reisegefährten haben sollten und er uns in Rücksicht auf das an ihn persönlich gezahlte Geld wahrscheinlich auch besser behandeln würde. Der Nachada el berr bleibt nämlich, wie sein Name andeutet, immer am Lande. Er hat nicht, wie ein europäischer Kaufmann, den Schiffshauptmann und die Matrosen für einen bestimmten monatlichen Gehalt in seinem Solde, sondern er teilt mit ihnen nach gewissen, streng vorgeschriebenen Verhältnissen den Gewinn, wobei er natürlich den Löwenanteil für sich nimmt.

Nach einigem Hin- und Herfragen gelang es Schich Mustapha, einen gewissen Hadsch Abu Abdallah ausfindig zu machen, welcher der Nachada el bahr (Kapitän) eines Segelschiffes Namens „Um ess Ssalam'' d. h. Mutter des Friedens war, welches als besonders solid betrachtet wurde. Der Hadsch war ein altes Männchen mit negerartigen Zügen, einem dicken Bauch, ein paar triefenden Augen und einem blödsinnigen Gesichtsausdruck. Außerdem war er mit der Krätze behaftet, was mich auf der ganzen Fahrt aus seiner Nähe verscheuchte. Wir kamen mit Leichtigkeit, was den Preis der Überfahrt nach El Imbu und der Küstenfahrt von dort bis Dschedda betraf, überein. Ich sollte für meinen Teil 1.000 Piaster (etwa 60 Thaler) für mich und die Hälfte dieser Summe für Ali zahlen, wobei ausbedungen wurde, dass ich mein Bett in der Kajüte aufschlagen könne. Dies war nach europäischen Begriffen sehr billig, nach muselmännischen aber ein höchst anständiger Preis.

Nachdem wir während eines 2tägigen Aufenthalts in Kosseir die nötigen Lebensmittel für eine Überfahrt, die möglicherweise 5 Tage dauern konnte, eingekauft hatten, schifften wir uns am letzten Tage des Monats Schual (21. Mai) auf der „Mutter des Friedens" ein. Die „Mutter des Friedens" war eine sogenannte Kandscha d. h. ungefähr das unzivilisierteste Fahrzeug, welches je ein Meer befahren hat. Die Kandscha ist ein Schiff von höchstens 80 — 100 Tonnen Tragkraft, das nur 2 Masten hat und zwar ist der eine derselben viel kleiner als der andere; an diesen Masten befinden sich lateinische, dreieckige Segel, die, wenn ausgespannt, sich zu kreuzen scheinen und so von weitem recht malerisch aussehen; jeder Mast hat bei dieser Segelform nur eine Raae, von einem einzigen Baumstamm gebildet. Kehrt sich nun der Wind, so muss das Segel mit seinem Baum schnell umgedreht werden, was bei Sturm fast unmöglich ist und so oft große Gefahr verursacht. Die Kandscha ist offen, nur das Hinterteil hat ein kleines erhabenes Deck, unter welchem die sogenannte Kajüte, ein enger, niedriger Raum, in dem man kaum aufrecht stehen kann, befindlich ist.

Die Kandscha ist ein so altertümliches Fahrzeug, dass man durch ihren Anblick unwillkürlich zu dem Gedanken geführt wird, dass sie irgend einer antiken Schiffsform angehören müsse, welche sich nach zwei Jahrtausenden unverändert vorfände, wie ja in diesen, von der fortschreitenden Zivilisation abgeschlossenen Ländern solche handgreifliche Erinnerungen an das Altertum nicht selten sind. Welcher antiken Schiffsform entspricht jedoch die heutige Kandscha? Ohne Zweifel gehörte sie zur Gattung der navis oneraria, d. h. der Kauffahrer; zu welcher Species aber könnte man sie rechnen? Ich muss gestehen, dass ich nicht finden kann, dass sie irgend einem einzelnen antiken Modell vollkommen gleicht. Sie scheint mir eher ein mixtum compositum aus zwei verschiedenen Schiffsformen; mit der navis actuaria hat sie das gemein, dass sie zuweilen auch mit Rudern versehen ist, mit der navis aperta oder semiaperta dagegen teilt sie die Offenheit oder Halboffenheit des Decks. Ohne Zweifel hatten die Alten solche Schiffe wie die heutige Kandscha, wenn auch auf keinem Monument ihre genaue Abbildung zu sehen ist.

Obgleich die Araber die Erfinder des Kompasses sein sollen, so bedienen sie sich doch jetzt nur europäischer und zwar gewöhnlich sehr alter und unbrauchbarer Instrumente. So war am Bord der „Mutter des Friedens“ auch nur ein so schlechter Kompass und Senkblei zu sehen, dass man sie auf keinem Trödelmarkt in Europa wohl mehr an den Mann hätte bringen können. Unsre Kandscha mochte etwa 70 Tonnen Tragkraft haben, sie war aber so mit Waren und Passagieren überladen, dass sie ganz tief im Meere ging und man, um das Eindringen der Wellen von oben zu verhindern, Strohmatten am Rande aufgerichtet hatte, was jedoch nicht viel half. Der Nachada el bahr hatte uns versprochen, nur 50 Passagiere mitzunehmen, statt dessen fanden sich aber nahezu 90 ein, von denen jeder sich selbst zu den ursprünglichen fünfzig 'rechnete und die andern als Eindringlinge betrachtete, da jedem dasselbe versprochen worden war, woraus ein allgemeines Schimpfen der Pilger gegen den Schiffshauptmann und über einander entstand. Endlich trat eine verhältnismäßige Ruhe ein. Die Frauen wurden in dem offenen Teile des Schiffes, so gut wie möglich, installiert und um ihren Platz ein zeltartiges Tuch gespannt, damit kein frommer Pilger in Versuchung kommen könne, sie anzusehen. Die meisten Mitreisenden wählten gleichfalls ihren Platz im offenen Raum, wo sie sich niedersetzen und bis zur Ankunft sitzen bleiben mussten, da das Schiff zu eng war, um freie Bewegung zu gestatten. Da ich die Kajüte, welche ich gemietet hatte, allzu sehr durch Menschen und Tiere, namentlich durch letztere belebt fand, so begnügte ich mich damit, mein Gepäck dorthin tragen zu lassen und wählte meinen Platz in der Nähe meiner ägyptischen Freunde auf dem kleinen Deck.

Man pflegt zwar gewöhnlich die Fahrt von Kosseir nach der arabischen Küste nicht in nordöstlicher Richtung, wie wir dies tun sollten, sondern entweder grade aus, d. h. in östlicher, oder selbst in südöstlicher Richtung zu machen. Da jedoch unser Nachada in Mersa Eslam, welches einen Grad nördlicher als Kosseir liegt, eine Ladung Waren zu lassen hatte, so waren wir genötigt, diese große Abschweifung nach Norden zu machen, was mir übrigens den Vorteil verschaffte, ein großes Stück der arabischen Küste mehr zu sehen, als ich sonst erblickt haben würde. Den übrigen Mitreisenden war die dadurch entstandene Verzögerung gleichgültig, da man von ihnen für die längere Fahrt keinen höheren Preis verlangte und die Zeit für gläubige Moslems keinen Wert hat. Das englische Sprichwort „Time is money" würden diese Leute gar nicht begreifen können.

Zum Glück waren Wind und Wellen günstig und unsre Fahrt begann unter den glücklichsten Auspicien. Die Schifffahrt der Araber auf dem Roten Meere ist übrigens noch in einem solchen Urzustand, dass man es gewöhnlich kaum wagt, sich von der Küste zu entfernen, sondern dieser immer entlang segelt, um bei jedem drohenden Sturme gleich in einen der zahlreichen Ankerplätze einzulaufen und um nicht allenfalls genötigt zu sein, eine Nacht auf offenem Meere zuzubringen, was bei der Abwesenheit oder Unbrauchbarkeit der nautischen Instrumente jedenfalls gefährlich werden könnte. Diese Scheu vor nächtlichen Reisen, welche im Altertum, ganz wie heute, existierte, hat ohne Zweifel zu dem damals herrschenden Glauben Anlass gegeben, dass das Rothe Meer gar nicht bei Nacht befahren werden könne, was noch Procopius (de bello Persico XIX.) allen Ernstes behauptet. In unserm Falle musste freilich das entsetzliche unternommen werden, nämlich wir mussten nicht nur uns aufs offene Meer wagen, sondern uns auch gefasst halten, zwei, vielleicht drei Nächte auf demselben zuzubringen. Nun erscheint aber eine Nachtfahrt auf dem Meere diesen Arabern als ein unendliches Wagestück. Viele unsrer Reisegefährten zitterten aus Furcht vor den Gefahren dieser nächtlichen Fahrt. Da wir Kosseir um 4 Uhr Morgens verlassen hatten, und der Wind (Westwind) im ganzen günstig gewesen war, so befanden wir uns gegen Abend schon völlig auf offener See und hatten die Küste aus den Augen verloren. Nach dem Gebete des Maghreb ging unter den Pilgern und Matrosen eine allgemeine auffallende Veränderung vor sich. Jeder schickte sich dazu an, die erste Nacht auf dem offenen Meere mit Andacht und Feierlichkeit zuzubringen. Eine solche Nacht wird „ess Ssemara" genannt und man bereitet sich zu ihr durch Kaffeegenuss, Tabakrauchen und gesellige Gespräche vor. Ans Schlafen denkt gewöhnlich Niemand. Die Ssemara ist eine große Heldentat und der Pilger, der über Sues nach Mekka wallfahrtet, wird deshalb von einigen Moslems lange nicht so sehr geschätzt, als der, welcher die Reise über Kosseir macht, da ja ersterer keine Ssemara zu überstehen hat. Schich Mustapha fand es seinem religiösen Charakter angemessen, uns vor der Ssemara mit Kaffee zu traktieren, wobei seine Neffen mit vieler Gewandtheit dem Wirte beistanden. Dann wurde geraucht. geplaudert, gebetet, Ablutionen gehalten, Geschichten erzählt, gegessen und wieder Kaffee getrunken und zuletzt schlief wohl hie und da einer ein, aber nicht für lange, da Niemand sich bei der Ssemara eine regelmäßige Nachtruhe gönnt, sondern alles, gleichsam als erwarte man den Untergang der Welt, in höchster Spannung der Dinge harrt, die da kommen werden. In dieser Nacht ereignete sich jedoch weiter nichts besonderes, als dass wir eine Zeitlang ganz fehl steuerten und statt vorwärts zu kommen uns wieder der ägyptischen Küste näherten, so dass wir am andern Morgen von unserm Reiseziele entfernter waren, als am Abend vorher. Der gute Nachada hatte nämlich geschlafen, aber das Steuer doch in der Hand behalten und ihm in seinem Schlummer unwillkürlich eine ganz falsche Richtung gegeben, was ihm übrigens im wachen Zustande auch hätte passieren können. Die Folge hiervon war, dass wir nun noch drei Tage und zwei Nächte auf offenem Meere zubringen mussten, während wir sonst vielleicht schon nach zwei Tagen und ebensoviel Nächten das arabische Gestade erreicht haben würden. Hätten wir nicht, statt des in dieser Jahreszeit sonst auf dem Roten Meere vorherrschenden Nordwindes, ausnahmsweise Westwind gehabt, der uns auf unsrer nordöstlichen Fahrt günstig sein sollte, so würden wir wahrscheinlich noch viel länger zur Überfahrt gebraucht haben. Wir mussten also noch zwei feierliche Nächte, noch zwei Ssemara, auf offenen Meere zubringen, welche unter Wachen, Kaffeetrinken, Essen, Gebeten und frommen Geschichtenerzählungen glücklich verliefen, während wir die Tage in den Armen des Schlummergottes hinbrachten. Endlich, am vierten Tage nach unsrer Abreise von Kosseir, erblickten wir die langersehnte arabische Küste. Alle Pilger brachen bei diesem Anblick in einen Freudenjubel aus, der nicht ohne Ursache war, wenn man die Gefahren einer Schifffahrt auf einem so schlechten Fahrzeug, mit so unwissender Befehligung und Bemannung bedachte. Aber nicht nur die überstandene Gefahr, auch die Küste selbst, der heilige Strand des gelobten Arabiens, erregte in der Brust dieser Fanatiker freudige Gefühle. Da diese Gefühle jedoch hauptsächlich religiös-mystischer Natur waren, so äußerten sie sich teils in Gebeten und vor allem in langweiligen Predigten.

Auch Schich Mustapha hielt sich verpflichtet mir bei dieser Gelegenheit eine religiöse Bede zu halten, deren Inhalt ungefähr folgender war:

„O Maghrebi, du siehst das Land vor dir, von dem aller Segen ausgegangen ist, wo der Prophet Gottes, Allah segne ihn, gewirkt und gewandelt hat, wo Sidna Adam und Sittna Hauwa (Eva) sich auf dem Berge der Erkenntnis (Arafa) wiedergefunden haben, nachdem die gottverfluchte Iblis sie aus dem Paradiese vertrieben hat, wo Sidna Brahim (Abraham) und Sidna Smail (Ismael) dem Herrn den Tempel der Kaaba erbauten, dieses glückselige Land siehst du vor dir. Danke Gott dafür und lobe ihn, bete, gib Almosen und faste, o Maghrebi!"

Obgleich ich grade nicht geneigt war zu fasten, so war ich doch genötigt, diese fromme Rede mit gehöriger Andacht anzuhören. Glücklicherweise wurde der Schich verhindert, mit seiner Predigt fortzufahren und zwar durch einen für mich sehr interessanten Umstand, der meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Da seit ungefähr einer halben Stunde Windstille eingetreten war und wir nicht voranrückten, so hatte einer der Matrosen einen Versuch zu fischen gemacht, der vollkommen gelungen war. Er hatte nämlich einige sieben Exemplare des hier so häufigen, mir jedoch noch neuen, gehörnten Fisches, Chaetodon unicornis, welchen die Araber Abu Kron d. h. den Vater des Homs nennen, eingefangen. Dieser Fisch ist von seltsamer Gestalt, seine Flossen sind mähnenartig, sein Schweif entfaltet, mit zwei Ausläufern; das Horn steht grade zwischen den Augen und ist mit seiner Spitze nach unten gekehrt, also mehr ein Haken, als ein Horn. Sein Fleisch ist zähe und schlecht, trotzdem essen es die Araber, wenn auch nicht oft. Der Matrose, welcher diese Chaetodonen in einem Netze (dieser Fisch beißt nicht bei der Angel an) gefangen hatte, erzählte mir eine unglaubliche Geschichte von ihnen, die ich hier nur deshalb wiederhole, weil sie bei berühmten Naturforschem (z. B. Forskäl) Glauben gefunden hat, also wenigstens eine schon frühe verbreitete Fabel ist. Die Hornfische sollen nämlich einen sich aufs Meer niederlassenden Raubvogel, z. B. einen Seeadler, dadurch zu töten im Stande sein, dass sie ihre Hörner in seine Klauen einstoßen und da oft hundert solcher Fische dies zu gleicher Zeit tun, und dann in verschiedenen Richtungen davon schwimmen, so soll der Raubvogel so in Stücke gerissen, gewissermaßen gevierteilt werden. So lächerlich diese Geschichte auch scheint, so wird sie doch von allen Arabern geglaubt, ja, wie gesagt, ein bekannter dänischer Gelehrter, der Arabien im vorigen Jahrhundert mit Niebuhr bereiste, verschmähte nicht ebenfalls daran zu glauben. Dieser Fisch ist sehr gesellig und man findet ihn immer in Schaaren, oft von zwei bis vierhundert.

Nachmittags am 24. Mai 1860 kamen wir in der Nähe der Insel Noaman, auch Neiman, Noman, Naman oder Nöman genannt, an: ein längliches Felseneiland, aus waagerecht gelagerten Korallenschichten bestehend, zum Teil mit niedrigen grünen Büschen bedeckt, welches einen ziemlich freundlichen Anblick bot und teilweise bewohnt schien. Auf dieser Insel soll die Kubba eines berühmten Heiligen sein, dem zu Ehren unsre Matrosen, die sehr fanatisch und besondere Heiligenverehrer waren, eine kleine Festlichkeit veranstalteten, welche hauptsächlich darin bestand, dass sie sich in einem Kreise herum setzten, religiöse Gesänge mit näselnder Stimme vortrugen und dabei Kaffee herumreichten, welcher letztere überhaupt oft zu Ehren der Heiligen getrunken wird. Dasselbe sollten sie von nun an fast täglich tun. da wir noch an vielen Heiligengräbern vorbeikamen, die alle von unsrer abergläubischen Schiffsmannschaft auf gleiche Weise verehrt und gefeiert wurden.

Ich glaube, dass Mannert*) Recht hat, wenn er diese Insel für das Ancu des Ptolemäos hält, dem gegenüber an der arabischen Küste der Flecken Hippos vicus unweit des Hippos mons gesucht werden muss. Zu Edrissis Zeit führte Ancu schon seinen heutigen Namen und war, wie uns dieser Scheriff erzählt, von Juden bewohnt.

*) Mannert Geographie der Griechen und Römer VI, 1.

Nach weiterer dreistündigen Fahrt liefen wir zum ersten mal in einen arabischen Hafen ein und zwar in den Mersa Eslam, welchen Niebuhr Salma Ukesaf nennt und der wahrscheinlich der Hafen des Hippos vicus des Ptolemäos war, während der Berg Hippos nach Mannert der heutige Dschebel Uwerend esch Schich sein soll, was mir jedoch nicht wahrscheinlich scheint, da dieser Berg zu weit südlich liegt. Mersa Eslam hatte früher eine gewisse Wichtigkeit, weil es als die Station, welche die Mitte des Pilgerweges zwischen Kairo und Mekka bezeichnet, vielfach zu einem mehrtägigen Ruheplatz benutzt wurde. Jetzt hat die Pilgerstraße von Kairo nach Mekka ihre Wichtigkeit verloren, das bei Mersa Eslam im Innern gelegene Kastell ist gänzlich verfallen und der kleine Ort ist kaum etwas andres, als ein elendes Beduinendorf, die hier in Kemlis wohnen, d. h. in Zelten, die nur aus vier in den Boden gesteckten Stäben, über die man ein Tuch spannt, bestehen und die folglich nur ein Dach, aber keine Wände haben. Hier ist die Grenze zwischen den Hauwäta und Bilia-Beduinen, von welchen letzteren schon Mersa Eslam bewohnt wird. Diese ersten Bewohner Arabiens, welche ich hier zu sehen bekam, waren zerlumpte, halbnackte Menschen, von höchst kläglichem Aussehen, und entsprachen folglich durchaus nicht dem Begriffe, welchen sich die alten Periegeten von Arabern gemacht zu haben scheinen, wie z. B. der Paraphrasist des Dionysius, Rufus Festus Avienus, sagt:

Inde vero ditissimorum Arabum adjacet terra.

Alle alten Dichter machten sich übrigens die übertriebensten Ideen von dem Reichtum der Araber; so singt Tibullus (lib. IV, 15) :

      Possideantque metit quicquid bene olentibus arvis
      Cultor odoratae dives Arabs segetis.

      Et quascunque niges rubro de littore conchas
      Proximus Eois colligit Indus aquis.

Unter den Muscheln, welche die Umwohner des Roten Meeres so reich gemacht haben sollen, sind hier vielleicht die Perlen zu verstehen, deren man noch jetzt an der afrikanischen Küste findet. Andere Dichter sprechen von den kostbaren Steinen, welche auf dem Grunde des Roten Meeres gefunden wurden, z. B. (Palinodia in Leone) :

      Non ego divitias Arabum rubrique lapillos
      Aequoris insignes cupio.

Vielleicht werden unter diesen Steinen die Smaragde verstanden, welche der bei Berenice gelegenen Smaragdinsel ihren Namen gaben und die man ohne Zweifel einst aus den an der ägyptischen Küste befindlichen Smaragdbergwerken gewann. Andere haben geglaubt, die hier so häufigen Korallen seien jene Steine gewesen, ja das Rote Meer selbst habe seinen Namen von den Korallen bekommen. Agatharchides (de mari Erythraeo in Müllers Ausgabe Paris 1866) gibt jedoch vier andere Gründe an, warum dieses Meer Erythraeum „das Rote“ genannt wurde, über deren Faulheit der kluge Leser selbst urteilen möge, wenn ich sie ihm hier aufführe. Diese Gründe sind:

1) Weil es von roter Erde und rotem Sand umgeben sei (was beiläufig gesagt nicht der Fall ist).

2) Weil die Sonne dort blutrote Strahlen werfe. (! !)

3) Weil Perseus, der Besieger der Medusa, einen Sohn Namens Erythras (das rote Meer heißt mare Erythraeum) gehabt, der hier gelebt und dem Meer seinen Namen gegeben habe.

4) Ein anderer Erythras, ein Perser soll hier ein Reich gegründet und dem Meer nach sich den Namen gewählt haben.

Agatharchides verwirft übrigens selbst die drei ersten Gründe, auch behauptet er, das Meer heiße nicht mare erythrum sondern mare Erythrae, folglich nicht das „rote Meer".

Nachdem wir in dem ziemlich sichern Hafen von Mersa Eslam übernachtet hatten, setzten wir am Morgen des 4ten Du el Kada 1276 (25 Mai 1860) unsre Reise mit der Fahrt längs der arabischen Küste weiter fort. Diese ganze Uferstrecke strotzt von Korallenbänken, welche die Schifffahrt längs der Küste beim Sturm höchst gefährlich machen und auf denen selbst beim ruhigen Wetter die Schiffe nicht selten aufsitzen, wie uns dies denn auch begegnen sollte. Anders jedoch zu segeln, als der Küste entlang und zwar dieser so nahe als möglich, dazu ist kein Araber zu bringen. Bei seiner Unkenntnis der Nautik würde es auch für ihn die unangenehmsten Folgen haben, wollte er sich aufs offene Meer wagen, wovon die geringste ein ewiges Fehlsteuern und Sichverirren sein würde. Längs der Küste verirren sich jedoch die arabischen Piloten nicht so leicht, da sie die einzelnen Gegenden teils an gewissen natürlichen, teils an den von ihnen selbst errichteten Landmarken erkennen. Sie brechen nämlich große Korallensteine ab, türmen sie aufeinander und diese Türme markieren die Ankerplätze. Die Inseln, die auch als Landmarken dienen und an denen hier kein Mangel ist, sind alle Korallenklippen und die Vorgebirge, die oft zackig ins Meer hinausragen, gleichfalls Korallenfelsen, welche auch den Eingang in die Häfen umgeben und oft nur eine ganz schmale Straße freilassen, durch welche man in die sichere Bucht einfährt. Da im Sommer hier fast immer Nordwind herrscht und dieser nur selten so stürmisch auftritt, wie der im Winter wehende, vom indischen Meer kommende Südmonsun, so hatten wir bei unsrer südlichen Fahrt nicht nur günstigen, sondern auch angenehmen d.h. keine Seekrankheit erzeugenden Wind und wenn uns einmal ein kleiner Unfall begegnete, so war dies nicht der Ungunst der Elemente, sondern lediglich der Dummheit unsres Steuermanns und Schiffshauptmanns zuzuschreiben. Diese zwei im Roten Meere und im persischen Golf während ganzer Jahreszeiten vorherrschenden Winde scheinen übrigens schon von den Alten beachtet und bei ihnen fast sprichwörtlich angeführt worden zu sein, so sagt Dinysius in seiner Periegesis v. 929.

(Ein zweifaches Meer umgibt Arabien, das persische und arabische: von jedem Meer kommt ein verschiedener Wind, vom arabischen der West vom persischen der Südwind.)

Die Küste zieht sich zwischen Mersa Eslam und Stabel Antar, welche Häfen etwa zehn deutsche Meilen von einander entfernt sind, anfangs in südwestlicher, dann in südlicher Richtung hin. Da der Wind günstig war und wir wohl eine Meile in der Stunde zurücklegen konnten, so war es uns gegönnt, schon am Abend des vierten Du el Kada in die schöne Bucht von Antar einzulaufen. Diese Bucht dringt ziemlich tief ins Land ein und ist von Korallenfelsen und Korallenhügeln umgeben, welche auf ihren Rücken spärlichen Humus und einzelne Gewächse tragen, worunter ich bei einem kleinen Spaziergange, den ich Abends unternehmen konnte, einige mir noch neue Pflanzen bemerkte: z. B. die Pflanze, welche die Araber Lössak nennen (Glinus crystallinus Lin.) ganz am Boden haftend, deren weißliche Blüten unmittelbar in den Stamm eingefügt sind und wie Warzen aus demselben hervorstehen und deren kleine Zweige bloß ovale Blätter, keine Blüten tragen; auch eine Art von Rosaria, mit unzähligen, kleinen, grünlich weißen Blüten auf einem Kelche beisammensitzend, dessen Kelchblätter sich in unregelmäßigen Zacken ausbreiten, ebenso verschiedene Salsolaceen, wie die Salsola imbricata und inermis. Nach der von Rüppell hier gefundenen Muswatpflanze, (Pavetta longifolia) aus der die Araber Zahnstocher machen, die sie auch kauen, um mit dem scharfen Safte ihre Zähne zu reinigen, sah ich mich umsonst um; ich glaube, sie wächst tiefer im Innern häufig; die Zahnstocher aus derselben sah ich öfters, sie sind übrigens nicht sehr gebräuchlich.

Stabl Antar, auch Istabel Antar genannt, soll seinen Namen von Antar, einem der berühmtesten arabischen Dichter*) der vor Mohamed lebte, führen, von welchem heute nur die allerwenigsten Araber mehr etwas wissen. Hier wohnen einige Beduinen und Fischer in Kemlis, auch wird ein kleiner Suk gehalten, auf dem sich die Pilger mit Lebensmitteln versehen. Wir verließen diesen sichern Hafen um 6 Uhr Morgens am 5ten Du el Kada, segelten zwischen den Korallenfelsen an dem Vorgebirge von Antar vorbei und folgten dann in geringer Entfernung vom Lande dem Lauf der Küste nach Süden, bis wir um 1 Uhr Nachmittags in die 3 1/2 deutsche Meilen von Antar entfernte Bucht von Wedsch einliefen.

*) Von Hammer, Wiener Jahrbücher 1840, B. 92. p. 49.

Wedsch, Widsch, Uedsch, Uidsch oder Udsch, mit englischer Schreibart Wedge und mit französischer Vedj geschrieben, dessen arabischer Name „das Angesicht“ (Wedsch oder Udsch auch Utsch) bedeutet, ist ein kleiner Ort, dessen Benennung sich bei europäischen Geographen der verschiedenartigsten Schreibart erfreut, die außer den ebengenannten Formen auch noch die von Wudscheh, Wosch, Wuschk, Widschah und Scherm Wisch gebrauchen. Da dieser Name vom Worte Wedsch, d. h. Angesicht, herkommt und wir die Aussprache dieses Wortes genau kennen, welche nur im Maghreb Udsch oder Utsch und sonst überall Wedsch lautet, so scheint es mir leicht, eine zugleich einfache und orthographisch richtige Schreibart zustellen, nämlich die von Wedsch, wobei freilich zu merken wäre, dass hier das W wie ein englisches Doubleyoo, ausgesprochen werden muss, welches bekanntlich zwischen dem deutschen W und U, was Aussprache betrifft, die Mitte hält. Ich glaube, dass man in Wedsch das Phoenicon des Ptolemäos wieder erkennen kann, welches dieser als unter 26° 20 ' der Breite angibt und da der englische Survey *) für Wedsch die nördliche Breite von 26° 13’ herausfand, und schon Mannert bemerkt, an dieser Küste die Breitengrade des Ptolemäos imer Weise mit den wirklichen beinahe zusammenstimmen, so scheint mir meine Meinung gerechtfertigt. Phoenicon war, wie der Name ausdrückt, wahrscheinlich eine phönicische Niederlassung, von der wir jedoch nicht das geringste wissen. Ich sah mich auch umsonst in Wedsch nach antiken Resten um, deren Abwesenheit jedoch kein Gegenbeweis gegen die hiesige Lage von Phoenicon sein kann, da dieser Ort nur eine Kome (Flecken) war und die Häuser der Eingebornen wohl nur aus Luftziegeln bestannden, während die hier handelnden Phönicier in Zelten wohnten. Jetzt ist Wedsch ein ärmliches Dorf, welches aus nur wenigen niederen Hütten besteht, in denen arme Beduinen vom Bilia- Stamme wohnen. Diese guten Leute schienen noch ziemlich unverdorben, wenigstens waren sie weniger betrügerisch als die Umwohner der übrigen Scherm (Häfen), welche gewöhnlich die armen Hadschadsch (Pilger) aufs schändlichste ausbeuten. Hier konnten wir jedoch unsre Einkäufe zu sehr vernünftigen Preisen machen. Die Bilia-Beduinen hatten ganz vortrefflichen Honig auf den Suk (Markt) gebracht, der um einen Spottpreis zu haben war. Auch erneuerte ich hier meinen Wasservorrat, indem ich Ali mit meinen 20 lederüberzogenen Wasserflaschen nach dem 1/2 deutsche Meile entfernten Brunnen schickte, zu welchem Zweck ich einen Esel mietete, für den und den ihn begleitenden Biliajungen ich die lächerlich wohlfeile Summe von einem Piaster (5 Kreuzer rheinisch) für den Gang zu zahlen hatte. Der Brunnen gibt vortreffliches Wasser, und liegt in der Nähe eines kleinen Forts, wo ein türkischer Onbaschi (Corporal) mit 10 Mann Garnison wohnen soll.

*) Survey of the Red Sea by Moresby and Curless. London 1835.

Bei Wedsch, welches wir am 6ten Du el Kada um 5 Uhr Morgens verließen, beginnt ein Insel-Archipelagus, der sich bis nach Bahir und Kasr el bent hinzieht und einige zwölf Inseln und noch viel mehr Klippen und Korallenbänke enthält, so dass die Schifffahrt hier sehr schwierig wird. Wir sollten diesen Archipel in zwei Tagen durchschiffen. Gegenüber von Wedsch, etwa zwei deutsche Meilen vom Ufer entfernt, sahen wir zuerst die Insel Richa oder Rega, (welche wahrscheinlich dieselbe Insel ist, die Niebuhr unter dem jetzt hier völlig unbekannten Namen Mekamerin anführt) denn die Inseln Abu Mölla und Murduma, Merduna auch Marduna genannt, in welcher letzteren man die Dämonen-Insel des Altertums erkennen will, weil sowohl ihr arabischer Name als die vielen Sagen, welche von ihr im Volksmunde umgehen, eine solche Deutung zu rechtfertigen scheinen, obgleich die wirkliche Dämoneninsel der Alten unzweifelhaft viel weiter südlich und zwar dem Ras Mustura gegenüber, etwa unter dem 23. Grad, gesucht werden muss. Die Insel Murduma ist nur ein schmaler, etwa 250' hoher Korallenfels, auf dem kein Humus und folglich keine Pflanzendecke zu erblicken war. Dieser vermeintlichen Dämoneninsel gegenüber liegt am Festlande der Scherm Abban, welcher ein guter Ankerplatz, nur leider von den größten Haramin (Spitzbuben) von Beduinen umwohnt sein soll.

Als wir bei Scherm Abban vorbeisegelten, benutzte der Mokkadem, unser stets faulenzender Schiffsleutnant, diese schöne Gelegenheit, um uns eine unglaubliche Geschichte zu erzählen, welche sich daselbst zugetragen haben sollte. Vor etwa zehn Jahren wäre in Scherm Abban ein gottverfluchter Inklis (Engländer) angekommen, und von den dortigen Beduinen ermordet worden, entweder aus Raubsucht, oder, weil sie befürchteten, der schändliche Ketzer wolle Mekka und Medina besuchen und diese geweihten Städte durch seine unheilige Gegenwart schänden. Kaum war der Inklis tot, so fiel es einem Beduinen ein, dessen Bauch zu öffnen, da nämlich die meisten Araber glauben, dass alle Reisenden Goldstücke verschlucken und man fand, so erzählte unser Mokkadem, wirklich den Bauch des Engländers mit Guineen angefüllt. Seitdem, so meinte unser Erzähler, wäre die Raubsucht dieser Beduinen aufs Doppelte gestiegen. Freilich habe es keine Inklis mehr gegeben, die Scherni Abban besuchten, dafür hätten aber dessen Bewohner es schon mehrmals versucht, ob die Bäuche von gläubigen Moslems nicht auch Goldstücke enthielten, wie mehrere hier mit aufgeschlitztem Leib gefundene Leichen bekundeten. Ich hatte schon ähnliche Geschichten in Algerien gehört, wo die Kabylen auch glauben, dass die Reisenden Gold im Bauche tragen, sie aber nur mit Gewalt purgieren lassen und nicht töten sollen. Ob diesen Fällen ein Minimum von Wahrheit zu Grunde liegt, lasse ich dahingestellt. Natürlich glaubten meine Reisegefährten diese Erzählung wie ein Evangelium, denn was glaubt ein Araber nicht alles?

Die vierte Insel, welche wir in diesem Archipel antrafen, war die des Schich Hassan Marabut, so genannt, weil hier ein großer Heiliger als Einsiedler lebte, starb, begraben wurde, und jetzt von der abergläubischen Menge verehrt wird. Als wir auf der Höhe der Marabutinsel ankamen, Hessen es unsre Matrosen nicht an frommen Gesängen fehlen, wozu Kaffee herumgereicht wurde und endlich hielt der geschwätzige Mokkadem einen Vortrag, welcher die Geschichte des Heiligen zum Gegenstande hatte. Dieser Schich Hassan Marabut scheint ein Fischheiliger gewesen zu sein, denn ähnlich wie der heil. Antonius von Padua seine Fischpredigt hielt, und dadurch ganz besonderen Einfluss auf die Bewohner des Meeres gewann, so hatte auch Schich Marabut sich dieselben dienstbar zu machen gewusst. Täglich kamen die Fische zum Heiligen und stellten sich zu seiner Verfügung, ja einige dieser seiner beflossten Untertanen waren so gefällig, sich selbst in die Bratpfanne des Heiligen zu legen, und schienen sich glücklich zu schätzen, von demselben verzehrt zu werden. Der Heilige führte das schönste Leben von der Welt, er hatte Fische vollauf zu essen und nicht einmal die Mühe des Fischens. Aber dieser schöne Zustand sollte leider nicht fortdauern. Einmal ward nämlich des Heiligen Herz durch den Gehorsam und die Selbstaufopferung der ihm untergebenen Fische so gerührt, dass er beschloss, denselben eine Predigt zum besten zu geben, welche er, als guter Moslem, natürlich mit dem Bekenntnis begann, dass es nur einen Gott gebe und dass Mohamed sein Prophet sei. Aber, o Wunder! Kaum hatte Schich Marabut diese Worte gesprochen, als alle Fische anfingen, dieselben im Chorus zu wiederholen. Da nun jeder, welcher dies Glaubensbekenntnis ausspricht, als Muselmann betrachtet wird, so waren die Fische alle plötzlich Mohamedaner geworden. Sie waren folglich die Glaubensgenossen des Heiligen und durften von diesem nicht mehr verzehrt werden. Man sagt, Schich Marabut habe seine unzeitige Predigt bereut, sich aber endlich durch andere Wunder getröstet, die zu erzählen natürlich Foliobände kaum ausreichen würden. Ob Schich Marabut jemals gestorben ist, weiß man nicht, obgleich man sein Grab zeigt; aber dies beweist nichts, da bekanntlich muselmännische Heilige die Eigenschaft haben, ihren eignen Körper zu verdoppeln und so ist es recht gut möglich, was unser frommer Mokkadem behauptete, dass der Heilige zugleich begraben und zugleich lebendig ist.

Gegen Abend, da der Wind plötzlich aufgehört hatte und wir verzweifelten, noch einen südlicheren Ankerplatz zu erreichen, mussten wir uns wieder nordwärts wenden und liefen endlich in den kleinen Hafen Scherm Menbur (von europäischen Reisenden bald Mnebir bald Menaiburra genannt) ein, wo wir einen ziemlich guten Suk fanden und übernachteten. Dieser Hafen soll nur selten besucht werden. Die Küste ist hier sehr kahl und trägt fast gar keine Vegetation, ich bemerkte nur einige Tumampflanzen (Panicum dichdtomum), welche als Kamelfutter dienen, aus denen man auch Strohhütten macht.

Am 7. Du el Kada setzten wir unseren Weg durch das gefahrvolle Klippenlabyrinth weiter fort; wir befanden uns immer noch in der Nähe der Schich Marabut Insel, welche Gelegenheit von unseren abergläubischen Matrosen benutzt wurde, um in einem kleinen Nachen Geschenke, aus Victualien bestehend, für den Heiligen, d. h. die Hüter seines Grabes, abzuschicken. Wir warteten wohl vier Stunden bis die Deputation zurückkehrte und segelten dann gegen Mittag an der Insel Um-er-Ruma vorbei, welche gegen die andern einen angenehmen Kontrast bot, indem sie ganz von Strauchwerk bedeckt erschien, welches auf dem Korallenfels sonst nur selten Wurzel fasst. Diese Insel ist, wie Müller in seinen Noten zu den Geographi Graeci minores behauptet, wahrscheinlich die Timagenis Insula des Ptolemäos, welche von Mannert jedoch in der beinahe einen Grad südlicher gelegenen Hassania gesucht wird. Mir scheint indessen Müllers Ansicht gerechtfertigt, da nach der Angabe des Ptolemäos die Timagenisinsel dem Chersonesus und dem Flecken Rhaumatus ungefähr gegenüberlag, was genau auf das dem Eiland Um-er-Ruma gegenüber liegende Vorgebirge Ras Rharkuma passt. Die Lage des Pagus Rhaumatus wage ich nicht genau zu ermitteln. Mannert hält ihn für das viel weiter südlich gelegene Mahar, doch, wie gesagt, Mannerts Angabe scheint mir hier der Müllers weichen zu müssen, welcher freilich die Lage von Rhaumati vicus nur ungefähr bestimmt, das einzige, was man wohl hier tun kann. Das Ras Rharkuma und nicht, wie Mannert behauptet, das Ras sebba Rus, das siebenspitzige, viel südlicher gelegene Vorgebirge, scheint mir die Chersonesus extrema der Römer zu sein und zwar einesteils, weil die Breitengrade des Ptolemäos hier genau mit den wirklichen zusammenstimmen (was ja selbst nach Mannert an dieser Küste der Fall sein soll), indem der Alexandriner 25° 20', als die Breite von Chersonesus extrema, angibt und die von Ras Rharkuma etwa 25° 30', sein dürfte, andernteils weil anzunehmen ist, dass, da der griechische Geograph an dieser ganzen Küste nur ein einziges Vorgebirge angibt, er jedenfalls das bedeutendere, am meisten in die Augen fallende gewählt haben wird, was gewiss Ras Rharkuma und nicht das unbedeutendere Ras sebba Rus ist.

Etwas südlich von der antiken Timagenis sahen wir eine flache, ziemlich kahle und von zahlreichen Klippen umragte Insel, Moschabija genannt, auf welcher einige Fischer vom Stamme der et Tämi oder Höttämi wohnen sollen.

Nachmittags segelten wir noch an einigen andern Inseln, als deren Namen man mir Um el Melk, d. h. die Reiche, el Hamra, d. h. die Rote und el Ukadi, d. h. der Zauberknoten, nannte. Die altarabischen Zauberinnen pflegten nämlich auf Knoten, die von
Fäden geknüpft waren, zu blasen und dadurch das Schicksal des Menschen auf irgend eine mysteriöse Weise zu beeinflussen. Die Sure des Morgenrotes, eine der bekanntesten des Korans, enthält ein Gebet gegen den bösen Einfluss dieser Knotenbläserinnen. Warum diese Insel den geheimnisvollen Namen „der Zauberknoten" führt, war mir eben so unklar, als warum ihre beiden Schwestern die Benennungen „die Reiche" und „die Rote" trugen, da sie weder fruchtbar, noch von rötlichem Gestein gebildet waren, denn der Korallenfels sieht hier meist schwarz aus. Durch unsern Aufenthalt in der Nähe der Insel Schich Hassan Marabut verspätet, kamen wir heute nicht weiter als in den Scherm Rhabra, welcher vielleicht derselbe ist, den Niebuhr Gabrin nennt, obgleich er ihn etwas zu nördlich angibt. Dieser Scherm bot einen nur mittelmäßigen Ankerplatz. Er soll beim Süd- und Südwest-Monsun gar keinen Schutz gewähren. Die Gegend fing jedoch hier an etwas mehr landschaftliche Schönheiten darzubieten, indem der ziemlich nahe Dschebel Haura sich in anmutigen Umrissen am Horizonte abzeichnete und die näheren Hügel von einer bunteren Pflanzendecke gekrönt schienen. Nicht weit vom Strande fand ich Büsche von Heliotropum europaeum, woran Kamele weideten, die dieses Futter besonders lieben. Die sie begleitenden Araber waren ungefähr das wildeste und barbarischste Gesindel, welches ich je gesehen habe. Sie gingen halb nackt, d. h. das Ärmelhemd, welches sie trugen, war so zerfetzt, und mit so großen Lücken versehen, dass es weit besser gewesen wäre, wenn sie ohne Hemd gegangen und sich nur des adamitischen Feigenblattes bedient hätten, wenigstens hätte dieses dem Anstand notdürftig genügt, was das lückenhafte Ärmelhemd keineswegs tat. Doch der Anstand (wenigstens was wir unter Anstand verstehen) ist bei einem Volke, bei dem die Frauen den Haustieren gleich gelten, natürlich nicht ein tiefgefühltes Bedürfnis.

Am 8. Du el Kada segelten wir durch die von zahlreichen Klippen strotzende Bucht von Haura, am Fuße des Dschebel Haura, den Niebuhr Hawen nennt. Im Grunde dieser Bucht sollen nach Wellsted (Reise nach Arabien) antike Reste, Säulen und dergleichen zu sehen sein, was einige Geographen und Orientalisten wie Ritter, Gosselin, Quatremère, zur Vermutung gebracht hat, dass dies die Reste von Leuce come, was nach Ritter mit dem Auara des Ptolemäos identisch wäre, sein möchten. Ich tat mein möglichstes, um etwas von diesen Ruinen zu erfahren und fand auch wirklich einen Araber, der etwas ähnliches dort gesehen haben wollte, doch sagte er ausdrücklich, dass es die Ruinen eines arabischen Schlosses aus der Zeit der Sahab en Nebbi (der ersten Kalifen) seien. Vielleicht sind es die des von Edrisi erwähnten Hawra, das auch Isstachri anführt. Ich kann die Möglichkeit, dass hier einst eine Stadt Namens Hawra gelegen habe, deren wahrscheinlich arabische, möglicherweise ältere Ruinen man noch sehen soll, natürlich nicht in Abrede stellen, da ich über die hier befindlichen Trümmer nicht als Augenzeuge urteilen kann. Zwei Dinge aber scheinen mir völlig klar, erstens, dass diese Ruinen nicht die Stelle des Auara des Ptolemäos einnehmen, dann dass Auara und Leuce come keineswegs identisch waren. In der Tat gibt Ptolemäos sein Auara beinahe unter dem 30. Grade an und da wir gefunden haben, dass auf dieser Küste die Breitengrade des Alexandriners beinahe mit den wirklichen übereinstimmen, so wäre es lächerlich, anzunehmen, dass er sich für diesen einzigen Punkt, der somit aus allem Zusammenhang mit den andern gerissen würde, um volle 5 Grade geirrt habe. Ist Haura das Auara des Ptolemäos, dann muss die ganze bisher angenommene Ortsbestimmung der antiken Städte an dieser Küste um volle 5 Grade verrückt werden, dann kommt Jambia vicus statt nach El Imbu an die Stelle von Dschedda und Badeo regia muss in Jemen gesucht werden. Nein! Haura und Auara haben nichts gemein, als ähnlich klingende Namen, wie solche so leicht irre führen können und schon oft zu den lächerlichsten Fehlern Anlass gegeben haben. Ein anderer Beweis dafür, dass Auara nicht an der Stelle des heutigen Haura lag, scheint mir darin zu liegen, dass jenes Auara, welches der Kirchenschriftsteller Nilus Doxapatrius*) Avara nennt, von diesem zur Zeit des 5. Jahrhunderts als ein Bistum angeführt wird. Als solches stand es unter dem Metropolitan von Bostra, der kirchlichen Hauptstadt der Arabia petraea, deren weltliche bekanntlich Petra war. Nun hat man aber nie etwas von Bistümern in einem andern Teil Arabiens, als in der römischen Provinz Arabia petraea und vielleicht in einzelnen Gegenden der Arabia deserta, gehört. Im heutigen Hedschas, d. h. im nördlichen Teil der Arabia felis, in dem doch Hawra liegt, gab es gar keine Bistümer. Die römisch-christliche Herrschaft, welche überall Bistümer errichtete, erstreckte sich im 5. Jahrhundert wohl nie südlicher, als bis zum 29. Grade nördlicher Breite, unter welchem nach Ptolemäos Auara lag, so dass also das Avara der Kirchengeschichte immer noch eines der südlichsten Bistümer in Arabien war. Alle historischen Begriffe würde es aber verwirren, wollte man annehmen, dass unter dem 24. Grad der Breite unter dem Haura liegt, damals in Arabien ein Bistum bestanden habe. Was ferner die vermeintliche Identität von Auara mit Leuce come betrifft, so wird diese auf den Umstand begründet, dass Haura, welches also das alte Auara sein soll, im arabischen „die weiße" bedeutet. Diese Etymologie ist jedoch überaus faul. Das arabische Wort „Hur“ bedeutet „weiß" nur in einem Falle, nämlich um die blendende Weiße im menschlichen Auge gegenüber der Schwärze des Augensterns hervorzuheben; ja „Hur" kann, wie der Kamus**) sagt, eben so gut „schwarz" bedeuten und dann die Schwärze des Augensterns gegenüber der Weiße des Auges bezeichnen. Die Ableitung des Namens Haura von Hur ist deshalb mehr als unwahrscheinlich und dadurch fällt einer der Haupt-Stützpunkte der Ansicht, dass Auara Leuce come sei, zu Boden.

*) Siehe Assemanus Dissertatio de Syris Nestorianis, Korn, in der Propaganda 1728.
**) The Kamoos, London 1800. Siehe auch Freytag, Lexicon arabico-latinum ad litteram; ebenso Kasimirsky Dictionnairee arabe-francais, Paris 1858.


Außerdem scheint es mir, dass solche Namen, wie Leuce come, welche einem Orte die Bezeichnung einer Farbe beilegen, viel wahrscheinlicher sich auf etwas die Stadt und ihre Häuser unmittelbar betreffendes, wie z. B. eine weißliche Bausteinart oder einen weißen Anstrich der Gebäude beziehen, als auf etwas der ganzen Gegend gemeinsames, wie z. B. die weißen Felsen, welche im Hintergrunde dieses Küstenpanoramas liegen sollen oder die teils zu Ufersand und Steingeröll zerriebenen, teils noch in kompakter Form vorhandenen weißen Kalksteine, welche am Meeressaum vorhanden sein können. Im erstem Falle, der mir der wahrscheinlichere dünkt, würde ein Ort im Laufe der Zeiten den Beinamen seiner Farbe sehr leicht verlieren und dies ist wohl mit Leuce come der Fall gewesen, entweder dass die von weißem Stein gebauten Häuser einstürzten oder dass die Farbe der bloß geweißten Häuser verwitterte. Was bliebe aber in diesem Falle für ein Name für Haura übrig? Darüber wird man sich erst entscheiden können, wenn man den Beweis geführt haben wird, dass an der Stelle des heutigen Haura, das ohnehin jetzt kein Ort mehr ist, sondern nur eine Lage bezeichnet, im Altertum eine Stadt oder ein Flecken gelegen habe, was erst dann geschehen wird, wenn es einem Europäer gelingen sollte, hier zu landen und die hier befindlich sein sollenden Ruinen zu sehen.

Was übrigens das Auara des Ptolemäos und Stephanus Byzantinus betrifft, so ist es wahrscheinlich, dass es gar nicht am Meere lag, da der Alexandriner es ausdrücklich zu den Binnenstädten rechnet und die Stadt Elana, am äußersten Ende des elanitischen Golfes, viel südlicher als Auara lag, so dass in der Breite von Auara gar kein rotes Meer mehr vorhanden war.

In dem Insel- und Klippenarchipel weiter segelnd, kamen wir Nachmittags an den Inseln edsch Dschädri, welcher Name sonderbarerweise „die Kinderblattern" bedeutet und Addun vorbei und liefen Abends im Hafen der Hassaninsel oder Hassania vor Anker. Dieses schöne Ziel sollten wir jedoch nicht erreichen ohne vorher dem gefahrvollen Klippenlabyrinth und Inselchaos unseren Tribut gezahlt zu haben.

Schon der Periplus des Roten Meeres, welcher fälschlich dem Arrian zugeschrieben wird, erwähnt die vielen Klippen, die schlechten Häfen, die gefahrvolle Küstenfahrt in diesem Teile des arabischen Meerbusens. Um die vielen Korallenbänke umfahren zu können, pflegt man einen Matrosen auf den Mastbaum zu schicken, der nach der bald helleren, bald dunkleren Farbe des Meerwassers die Korallenbänke unterscheidet und dem Steuermann anzeigt, wo und wann man sich in der Nähe einer solchen befindet. Diese Vorsichtsmaßregel hatten wir zwar auch gebraucht, aber unser Späher besaß nicht die Augen eines Argus und die Folge seines schlechten Gesichts zeigte sich nur zu bald.

Es mochte etwa 3 Uhr Nachmittags sein, als die „Mutter des Friedens" plötzlich auf einer Korallenbank sitzen blieb und zwar so fest, dass es schien, als wäre sie angenagelt. Man kann sich denken, welch ein Wirrwarr nun an unserm Bord entstand. Frauen heulten, Männer fluchten, alle liefen zweck- und ratlos durcheinander, der Nachada und der Mokkadem verkrochen sich in irgend einem Winkel, entweder, dass man sie nicht auffordere jetzt energisch zu handeln, oder um den wohlverdienten Vorwürfen zu entgehen. Die Matrosen zitterten vor Angst, Kinder schrien, der alte Schich Mustapha betete in nervöser Eile seinen Rosenkranz einmal über das andere Mal krampfhaft ab, alles schien einem baldigen Untergang entgegenzusehen und dies hätte vielleicht auch unser Schicksal sein können, wäre das Meer, statt vollkommen ruhig, stürmisch oder auch nur aufgeregt gewesen. Dann hätten einige kräftige Wellenstöße genügt, um die „Mutter des Friedens“ auf der Korallenbank in tausend Stücke zu zerschmettern und die Hadschadsch (Pilger) wären wohl zum größten Teil ertrunken, da wir gerade, obgleich mitten im Inselarchipel, doch etwa eine Stunde von irgend einem Lande entfernt waren und die meisten Hadschadsch nur höchst unvollkommen Meister im Schwimmen waren. Von den Ägyptern können nämlich gewöhnlich nur die Fellahin schwimmen. Glücklicherweise war jedoch die See glatt wie ein Spiegel und nachdem alles eine Zeit lang gewehklagt und ratlos dem Untergang der Welt entgegen gesehen hatte, fiel es einem der Türken, dessen großer, schaudererregender Schnurrbart etwas mehr männlichen Sinn verriet, als bei der übrigen feigen Bande zu suchen war, ein, dass man ja etwas zu unsrer Rettung tun könne. Einige zwanzig Kerle, so riet er, müssten auf diese Korallenbank niedersteigen und das Schiff mit ihren Schultern fortstoßen. Da es noch nicht volle Ebbe war und die Korallenbank, wie alle diejenigen, welche nicht durch vulkanische Kräfte gehoben sind, nur den tiefsten Stand des Wassers zur Ebbezeit erreichte (die Korallen bauen bekanntlich nie über dem Wasser), so musste man sich darauf gefasst machen, bis an die Knie, ja stellenweise bis an die Schenkel Wasser zu haben, was manche abschreckte, während andere sich vor Abgründen, selbst vor vermeintlichen Seeungeheuern fürchteten. Endlich gelang es uns, den Schiffshauptmann aus seinem Versteck hervorzuholen und ihn zu bewegen, das Rettungsmanöver zu kommandieren. Die Matrosen wollten zwar lange nicht daran, ins Wasser zu springen, weil sie behaupteten, die Korallenbank sei von einem Dschin behext. In Wirklichkeit fürchteten sie sich aber vor den vielen feinen Zacken und Spitzen der Korallen, welche dem, der auf eine Korallenbank tritt, die ganze Fußhaut schinden und zerreißen. Da ihnen jedoch sowohl die beiden Türken, als die drei Neffen meines Freundes Schich Mustapha, mit dem Beispiel vorangingen und in voller Adamsuniform ins Meer sprangen, so entschlossen sie sich endlich und nach etwa einer halben Stunde waren im ganzen über zwanzig Männer beschäftigt, das Schiff flott zu machen, was denn auch endlich gelang. Leider konnte ich nicht an diesem Manöver teilnehmen, weil es Aufsehen erregt hätte, wenn ich nicht auch, wie die andern, völlig entkleidet ins Meer gesprungen wäre, was ich nicht tun durfte, um mich nicht als unbeschnittenen Kafir zu verraten. So kam es, dass ich unverdienter Weise in den Ruf der Furchtsamkeit kam. Wer letztere jedoch im höchsten und lächerlichsten Grade zur Schau getragen hatte, das war der zum Ankauf weißer Sklavinnen nach Medina und Mekka abgeschickte kairinische Eunuche gewesen. Dieser wurde erst eine Stunde, nachdem schon alle Gefahr vorbei war, von seinem Diener, auch einem Neger, entdeckt und wo fand man ihn? Mitten zwischen den Frauen, vor ihren Füßen auf dem Boden liegend, wehklagend und heulend und sein Haupt unter der Schürze einer alten Negerin versteckt. Selbst die Weiber fanden seine Feigheit jetzt lächerlich, obgleich sie selbst vorher vor Furcht ein wahres Konzert armer Seelen im Fegefeuer angestimmt hatten, doch nun schienen sie sich erholt zu haben und trösteten den Eunuchen mit ironischen Redensarten wie: „Keine Furcht mein Röschen! mein Herzblättchen! Richte dein schönes Köpfchen doch wieder empor, mein Morgenstern!" und dergleichen mehr, was der Neger gar nicht zu hören schien, was aber das übrige Publikum höchlichst ergötzte. Endlich wurde der Eunuche aus diesem selbst für ihn unpassend erachteten Aufenthalt hervorgezogen und der männlichen Gesellschaft, zu der er dem Namen nach gehörte, wiedergegeben.

Nun war man wenigstens eine Stunde lang damit beschäftigt, die zahlreichen Fußwunden zu verbinden, welche sich unsre Erretter auf der elenden Korallenbank geholt hatten. Einer von den Türken war in einen Ritz zwischen zwei Korallenblöcke hineingeglitten und hatte sich nur mit einem völlig, bis in die Höhe des Schenkels geschundenem Bein herausziehen können, so dass er jetzt einen kläglichen Anblick bot. Keiner war unverletzt aus dem Wasser herausgekommen, was die große Scheu unsrer Matrosen, auf Korallenbänke zu springen, wohl rechtfertigte.

Die schöne Insel Hassania, die einen ziemlich sichern Hafen besitzt, in welchem wir übernachteten, ist eine der südlichsten und die größte des ganzen Inselarchipels, den wir von seinem nördlichen Ende an jetzt ganz durchsegelt hatten. Diese Insel unterscheidet sich von den andern derselben Gruppe nicht nur durch ihre Größe und Höhe, indem sie wohl zwei deutsche Meilen lang, beinahe ebenso breit ist und an ihrer Südspitze einen etwa 600' hohen Berg trägt, sondern sie wird auch, zum Teil wenigstens, von anderem Gestein gebildet, indem ich hier, außer dem Korallenstein, auch noch Granit erblickte, was einem Geologen schließen lassen möchte, dass Hassania älteren Ursprungs, als die sie umgebenden Koralleninseln sei, die wohl erst lange nach der Festsetzung des primitiven Gesteins durch Erhebungskrater über die Meeresfläche emporgeschoben wurden. Hier war es uns gegönnt, unseren Wasservorrat zu erneuern, obgleich das Wasser nicht so gut war als das, welches wir bei Wedsch gefunden hatten. Die ganze Insel soll nur diese einzige Quelle haben, welche unweit des Strandes in der Nähe eines Dorfes von et Tämi-Fischern liegt, die jetzt die einzigen Bewohner der Hassania sind, während im Mittelalter nach Edrissi hier Nachkommen des Imams Hassan, Sohn des Kalifen Ali, des Schwiegersohns des Propheten, gewohnt haben sollen, von welchem Hassan dann auch die Insel den Namen Hassania bekommen hätte. Im Altertum hieß sie wahrscheinlich Zygaena, unter welchem Namen sie Ptolemäos erwähnt, dessen Breitenangabe (25°) mit der wirklichen Breite der Hassania, die nach Moresby 24° 57' ist, beinahe ganz übereinstimmt. Mannert hält die Hassaniainsel für die Timagenis des Ptolemäos, die, wie wir oben gesehen haben, mit Wahrscheinlichkeit in der Insel Um-er-Ruma erblickt werden kann. Sonderbarerweise hat der alte Name der Hassania, Zygaena, die Bedeutung „der Hammerfisch", was anzudeuten scheint, dass schon im Altertum Fischfang und Fischverkauf hier blühten, ganz wie heute, da die hier wohnenden et Tämi nicht nur die benachbarten Häfen des Festlandes mit frischen Fischen versehen, sondern auch große Vorräte von gesalzenen Fischen nach Ägypten und besonders nach Kairo ausführen, wo die gesalzenen Makrelen aus Hassania besonders geschätzt werden. Nach Müller (Geographi Graeci Minores) hieß Zygaena bei den Alten auch Assima, dessen Namen eine auffallende Ähnlichkeit mit dem heutigen Hassania hat, so dass man annehmen könnte, dass dieser aus jenem entstanden sei und man erst später daran die Bedeutung des mohamedanischen Namens Hassan geknüpft habe.

Ich blieb in Hassania nur kurze Zeit am Lande, konnte also nicht die nach Wellsted hier vorhandenen Ruinen besuchen, da meine Reisegefährten für die Inselbewohner eine große Verachtung hegten, welche für Ketzer gelten, und nicht mit ihnen verkehren wollten, was sie am Lande vielleicht kaum hätten vermeiden können. So schifften wir uns nach eingenommenen Vorräten wieder ein und brachten den ganzen Abend an Bord zu, wo unsre Matrosen eine Festlichkeit veranstaltet hatten, um unser glücklich gelungenes Durchsegeln des gefährlichen Klippenarchipels nördlich von Hassania zu feiern. Zu diesem Zweck hatten sie einen Ziegenbock geschlachtet, der halb gebraten verzehrt wurde und wovon man der ganzen Schiffsgesellschaft Stücke anbot. Nur den wenigsten jedoch glückte es, diese Speise gemessen zu können; die meisten gaben es nach fruchtlosen Versuchen, sich an dem lederharten Fleisch dieses uralten Bockes die Zähne auszubeißen, endlich auf und begnügten sich mit einer weniger frommen Speise, als der zu Ehren eines Heiligen geschlachtete Bock war.

Der Abend des 9ten Tages des Pilgermonats Du el Kada (es gibt 3 Pilgermonate Schual, Du el Kada und Du el Hödscha) brachte uns von der Hassaninsel nach Scherm Mahar, nachdem wir den ganzen Tag ein von dem hohen Berg Rhadua beherrschtes, anmutsvolles Küstenpanorama zu unserer Linken gehabt hatten. Der Berg Rhadua, an dessen Fuße nördlich von Mahar ein kleiner Hafen Namens Scherm Schab liegt, wird dieses Hafens wegen auch zuweilen Dschebel Schab genannt, in welchem Namen man große Ähnlichkeit mit dem . . . des Diodor (III, 44) erkennen will, der allerdings in dieser Gegend lag. Wenn übrigens der Rhadua wirklich der Chabinus ist, so muss man auf seinem Gipfel noch Trümmer jener drei kolossalen, Tempel finden, die nach Diodor auf seiner höchsten Spitze lagen und Gottheiten gewidmet waren, welche die Griechen nicht kannten. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass diese Tempel aus Luftziegeln erbaut waren und deshalb keine dauernden Spuren hinterließen. Ich konnte jedoch, so sehr ich mich auch danach erkundigte, nichts von der Existenz solcher Trümmer hören.

Ich fand den Hafen Mahar eng und unbequem, worauf man gar nicht durch seine schöne, geräumige Einfahrt vorbereitet war. Auch konnte man hier nur sehr schlechtes Wasser bekommen, so dass ich es vorzog, meinen Vorrat gar nicht zu erneuern. In Mahar besuchte ich mit Ali ein arabisches Kaffeehaus, welches von einem Beduinen vom Dschehina-Stamme, deren Gebiet hier anfangt, gehalten wurde. Wir saßen kaum eine Viertelstunde daselbst, als ein Schlangengaukler, ähnlich den Issauah im Maghreb und den antiken Psyllen, eintrat und einige sehr gewagte Kunststücke mit einem Exemplare von Coluber niger ausführte. Obgleich ich diese Schlange kannte und folglich wusste, dass ihr Biss nicht immer töte, sondern gewöhnlich nur Geschwulst und Krankheit verursache, so konnte ich doch nicht umhin, die Kühnheit des modernen Psyllen anzustaunen. Mein Erstaunen wuchs jedoch und war von nicht geringem Ekel begleitet, als ich jetzt sehen musste, wie er die Schlange zu verzehren anfing und zwar auf eine höchst originelle und für ihn nicht ungefährliche Weise. Er begann nämlich mit dem Schweif der noch lebendigen Schlange, den er in den Mund nahm, zerbiss und dann von rückwärts nach vorn vorschreitend, einen Teil des Tieres nach dem andern sich in den Mund steckte, zerkaute und aufaß, bis er zuletzt beim Kopfe anlangte und auch diesen verzehrte. Den oberen Teil der Schlange hielt er, während er den untern im Munde hatte, nicht etwa mit den Händen fest, wie man vielleicht denken möchte, sondern ließ ihn völlig frei um sich hängen, so dass das in den Schweif gebissene Tier sich in seiner Wut am Körper des es zerbeißenden und verzehrenden Gauklers wand und herumschlang und diesem hundert blutige Wunden beibrachte, aus denen der rote Saft in Strömen auf den Boden herabfloss. Da auf diese Bisse keine Geschwulst erfolgte, so schloss ich, dass die giftigen Speicheldrüsen dieser Coluber niger zerstört sein mussten. Die Zuschauer glaubten natürlich alle an ein Wunder unter dem Einfluss irgend eines Heiligen. Sie waren zu unwissend, um die Gattung der Schlange zu erkennen und hielten sie für eine der giftigsten. Von dieser Schlangenart erzählte man mir hier folgende Fabel: dieselbe sei im Stande, den Körper des Kameles von einem Ende zum andern durchzupassieren, wo man dann die Wunde mit glühendem Eisen brennen müsse, in welchem Falle das Kamel keinen Schaden haben würde.

Am 10. Du el Kada verließen wir Mahar, in dessen Süden wir das siebenspitzige Vorgebirge, das Ras Sebba Bus umsegelten, welches nach Mannert die Chersonesus extrema des Ptolemäos sein soll, aber wohl mit mehr Recht für einen Ausläufer des Lämon Oros des Agatharchides *) gehalten wird. Diesen Lämon Oros selbst können wir in dem Dschebel en Nebbi, d. h. dem Berg des Propheten wiedererkennen, welcher einen Teil des großen Rhaduagebirges (des Mons Chabinus) bildet und unmittelbar am siebenspitzigen Cap die Küste beherrscht. Höchst wahrscheinlich wollte auch Diodor (III, 43) den Lämon oder Dschebel en Nebbi beschreiben, wenn er sagt, dass beim Hafen Charmuthas (Scherm Imbu) sich ein großer bewaldeter Berg erhebe, dessen Namen er übrigens nicht nennt, vielleicht weil er ihn nur als einen Teil des von ihm erwähnten Chabinus ansah. Der Name Ras Sebba Rus ist ein in arabischer Geographie sehr häufiger, z. B. kommt er in der Algerie einige fünfmal vor, und man verbindet damit keine bestimmt definierende Bedeutung, am wenigsten die wörtliche, dass der Berg gerade sieben hervorragende Spitzen habe. Das Wort sieben steht hier als runde Zahl oder als heilige Zahl, wie man will und bedeutet weiter nichts als „viel“. Ebensogut würde man in Europa von einem hundertspitzigen Gebirge sprechen. Der Orientale liebt aber die Anspielung auf die ihm heilige Siebenzahl. So wäre auch nichts lächerlicher, als in dem sogenannten „siebenspitzigen Cap" die vermeintlichen sieben hervorragenden Gipfel herausfinden zu wollen, um so mehr, da deren nicht sieben, sondern nur drei bemerkenswerte vorhanden sind. Die englische Küstenaufnahme von Moresby hat diesen drei Gipfeln die Namen des Zackenbergs, des Zuckerhuts und des Klippenbergs gegeben. Die Araber kennen keine solche Bezeichnungen, bei ihnen führen einzelne Bergspitzen selten besondere Namen, denn das was Europäer für die Namen der Bergspitzen halten, sind oft die Namen ganzer Gebirge, bezeichnen zuweilen sogar eine Ortschaft, einen Stamm, das Grab eines Marabuts, eine Hochebene, selbst einen ganzen Landstrich.

*) De Rubro mari 59 ed. Oxford.

Man muss sich bei arabischer Geographie nur von einem Grundsatz recht durchdringen lassen, wenn man nicht beständig falsche Schlüsse ziehen will, dass nämlich fast alle Namen von Bergen, Ländern, Flüssen nur von ungefähr, unbestimmt und undefiniert sind, dass der Araber selbst in den meisten Fällen mit einem Namen keine bestimmte Bedeutung verbindet, kurz dass die ganze Geographie im Nebel schwimmt. Woher dies kommt, ist nicht schwer zu erklären. Der Araber war früher fast ausschließlich und ist noch jetzt vorzugsweise Nomade. Dem Nomaden gilt aber in allen Ländern die Scholle wenig, er haftet nicht an ihr, er schätzt sie nicht, es ist ihm gleichgültig, wie sie heißt. Dagegen gilt ihm die Familie, der Stamm sehr viel. Den Namen seines Stammes bewahrt der Araber treu, er trägt ihn von Ort zu Ort und benennt oft jede seiner zufälligen Niederlassungen mit diesem seinem Stammesnamen; daher die unglaubliche Verwirrung in den Namen der Landstriche. Wir fragen z. B. wie heißt dies Land? Man antwortet uns: Beni Hassan. Acht Tage darauf kommen wir in eine andre Gegend und auf die Frage nach dem Namen antwortet man wieder: Beni Hassan, und so nach vierzehn Tagen in einem dritten Landstriche. In allen diesen Gegenden haben vielleicht die Beni Hassan als Nomaden gelebt. So ist es mit Fluss und Bergnamen auch. Nur die von Städten allein sind bestimmt.

Eine Seite des Bas Sebba Bus wird übrigens mit einem besonderen Namen benannt, der jedoch auch wieder einem Landstriche angehört, welcher sich ins Innere hinzieht, nämlich mit dem Namen Burida, Buredi, Bredi oder Burdi, je nach der Aussprache dieser willkürlichen Wortverdreher.

Am Abend des 10ten Du el Kada legten wir endlich bei el Imbu oder Limbu vor Anker, welches der Hafen der Prophetenstadt Medina ist und uns als solcher schon wie die Hälfte unsres Zieles erschien

Maltzan, Heinrich von (1826-1874) Reichsfreiherr zu Wartenberg und Penzlin, Schriftsteller und Orientalist

Maltzan, Heinrich von (1826-1874) Reichsfreiherr zu Wartenberg und Penzlin, Schriftsteller und Orientalist