Eesev get Máaser von Stroh!

„Esau gibt Zehnten von Stroh!“ — Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers. — Esau soll nämlich nach der Sage (Jalkut Beresch. 110.), um seinem Vater eine hohe Idee von seiner Frömmigkeit beizubringen, demselben die Frage vorgelegt haben, ob man auch von leerem, ausgedroschenem Stroh den Armen Zehnten geben müsse. — So würde der alte Jude, wenn er etwa eine Beate aus purer Barmherzigkeit einem siechen Armen „ein großes Stück — verschimmeltes Brod“ reichen gesehen, ausgerufen haben: „Eesev get etc.“ — Der arme Esan galt übrigens allgemein als die verkörperte Gottlosigkeit, obgleich auch nicht Alles, was uns die Schrift, offen und wahr, wie sie ist, von Jakob erzählt, rein und tadellos ist. — Auch Abraham a Sankta Clara ruft in seinem Judas, der Erzschelm: „Isaac der Vatter, ein Engel, Esau, sein Sohn, ein Pengel.“ —

(„Eesev“, die dumpfe, dem schwäbischen Dialekte nahekommende Aussprache des ei und au im jüdisch-deutschen Dialekte, besonders des süddeutschen, lässt sich durch die Schrift nicht wiedergeben. Das ch in den hebr. Ausdrücken muss nach der harten Aussprache der Schweizer gelesen werden.) —