Erinnerung an die Kriegszeit.
Es ist nicht zu leugnen: wenn hie und da ein siegreiches Truppenkorps in eine feindliche Landschaft einrückte und Quartiere nahm, dass sich alsdann der arme Einwohner viel musste gefallen lassen, nicht nur von der Notwendigkeit, sondern auch von dem Unverstand und höhnendem Übermut. Zu einem solchen Unteroffizier, als er eben am Mittagessen war, kam sein Kamerad und verwunderte sich über ihn mit folgenden Worten:
„Herr Kamerad“, sagte er zu ihm, „seit wann seid Ihr ein Jude geworden, dass Ihr Euch zwicken lasst? Euch ist seit gestern ein kurioser Bart gewachsen.“
Nämlich der Unteroffizier, der am Mittagessen war, ass gerne Nudeln. Deswegen musste ihm der Wirt jeden Mittag Nudeln aufstellen und natürlich ein fettes Huhn darin. Der Unteroffizier wusste, dass die Nudeln von feinem Mehl und Teig längere Fäden haben als die groben. Deswegen musste ihm der Wirt lange und feine Nudeln aufstellen, welche sich fast mit keiner Geschicklichkeit um die Gabel herumspinnen lassen, sondern wann man meint, jetzt sei eine umgesponnen, haspelt sich eine andere wieder ab, und eine Gabel oder einen Löffel voll mit allen Enden auf einmal in den Mund zu bringen, ist eine Kunst. Zwar darf man sie nur zuerst ein wenig auf dem Teller zerschneiden. Allein das wollte der Unteroffizier nicht. Nein, der Wirt, und wenn er auch des Kuckucks hätte werden mögen, musste, solang der Unteroffizier an den Nudeln ass, mit einer Schere neben ihm stehen, und was zu lange war und nicht in den Mund hinein zu bringen war, musste er ihm von den Lippen vorsichtig abschneiden. Deswegen, als dieses der andere Unteroffizier sah, verwunderte er sich und sagte zu ihm scherzweise und lachend: „Euch ist ein kurioser Bart gewachsen. Seit wann lasst Ihr Euch zwicken wie ein Jud?“ Dem Wirt kam der Spass nicht lächerlich vor. Allein der andere Unteroffizier tröstete ihn. „Landsmann“, sagte er zu ihm, „es ist Krieg.“
So etwas kann man schon erzählen und zur Erinnerung an die überstandenen Zeiten lesen, wann durch Gottes Gnade und durch die Weisheit der friedliebenden Potentaten alle Plackereien und Hudeleien ein Ende haben.
„Herr Kamerad“, sagte er zu ihm, „seit wann seid Ihr ein Jude geworden, dass Ihr Euch zwicken lasst? Euch ist seit gestern ein kurioser Bart gewachsen.“
Nämlich der Unteroffizier, der am Mittagessen war, ass gerne Nudeln. Deswegen musste ihm der Wirt jeden Mittag Nudeln aufstellen und natürlich ein fettes Huhn darin. Der Unteroffizier wusste, dass die Nudeln von feinem Mehl und Teig längere Fäden haben als die groben. Deswegen musste ihm der Wirt lange und feine Nudeln aufstellen, welche sich fast mit keiner Geschicklichkeit um die Gabel herumspinnen lassen, sondern wann man meint, jetzt sei eine umgesponnen, haspelt sich eine andere wieder ab, und eine Gabel oder einen Löffel voll mit allen Enden auf einmal in den Mund zu bringen, ist eine Kunst. Zwar darf man sie nur zuerst ein wenig auf dem Teller zerschneiden. Allein das wollte der Unteroffizier nicht. Nein, der Wirt, und wenn er auch des Kuckucks hätte werden mögen, musste, solang der Unteroffizier an den Nudeln ass, mit einer Schere neben ihm stehen, und was zu lange war und nicht in den Mund hinein zu bringen war, musste er ihm von den Lippen vorsichtig abschneiden. Deswegen, als dieses der andere Unteroffizier sah, verwunderte er sich und sagte zu ihm scherzweise und lachend: „Euch ist ein kurioser Bart gewachsen. Seit wann lasst Ihr Euch zwicken wie ein Jud?“ Dem Wirt kam der Spass nicht lächerlich vor. Allein der andere Unteroffizier tröstete ihn. „Landsmann“, sagte er zu ihm, „es ist Krieg.“
So etwas kann man schon erzählen und zur Erinnerung an die überstandenen Zeiten lesen, wann durch Gottes Gnade und durch die Weisheit der friedliebenden Potentaten alle Plackereien und Hudeleien ein Ende haben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 3