68. Die neun Berge bei Rambin.

Im Südwesten der Insel Rügen, etwa eine Viertelmeile von dem Kirchdorfe Rambin liegen auf flachem Felde neun kleine Hügel oder Hünengräber, welche gewöhnlich die neun Berge genannt werden. Diese entstanden weiland durch die Kühnheit eines Riesen.

Vor langer Zeit nämlich lebte auf Rügen ein gewaltiger Riese, mit Namen Balderich, den verdross es, dass das Land eine Insel war und dass er immer durch das Meer waten musste, wenn er nach Pommern auf das feste Land wollte. Er ließ sich also eine ungeheure Schürze machen, band sie um seine Hüften und füllte sie mit Erde; denn er wollte sich einen Erddamm aufführen von der Insel bis zum Festlande. Als er mit seiner Tracht bis über Rothenkirchen gekommen war, riss ein Loch in die Schürze, und aus der Erde, die herausfiel, wurden die neun Berge. Er stopfte das Loch zu und ging weiter; aber als er bis Gustow gekommen war, riss wieder ein Loch in die Schürze, und es fielen dreizehn kleine Berge heraus. Mit der noch übrigen Erde ging er ans Meer und goss sie hinein. Da ward der Prosnitzer Haken und die niedliche Halbinsel Drigge.


Aber es blieb noch ein schmaler Zwischenraum zwischen Rügen und Pommern, und darüber ärgerte sich der Riese sosehr, dass er plötzlich von einem Schlagfluss hinstürzte und starb.

Arndt: Märchen und Jugenderinnerungen I, S. 155 f.