65. Auswanderung der Zwerge aus Wittow.

Auf Wittow haben die Zwerge vordem viele hundert Jahre lang gewohnt, bis sie durch die Menschen, welche ihre Wohnplätze entdeckt hatten, vertrieben wurden. Das Volk der Unterirdischen beschloss daher, die Halbinsel zu verlassen; da ihnen aber der Weg über die Schaabe und Jasmund zu lang war, wählten sie den kürzeren Weg über die Wittower Fähre.

Eines Nachts wurde der Fährmann, welcher bei der Wittower Fähre wohnt, von einem Manne aus dem Schlafe geweckt und aufgefordert, ihn und einige Genossen über die Fähre zu setzen. Als der Fährmann sich bereit erklärte, fragte der Fremde, ob er die Überfahrt „kopf- oder bootweise“ bezahlt haben wolle. Der Fährmann, welcher den Fremden allein sah, erwiderte, er wolle bootweise bezahlt haben; denn so glaubte er, ein besseres Geschäft machen zu können. — Die Überfahrt ging glücklich von statten, und auf der entgegengesetzten Seite erhielt der Fährmann seine Bezahlung. Beim Abschieds aber fragte ihn der Fremde, ob er auch sehen wolle, wen er eigentlich übergesetzt habe. Als der Fährmann dies bejahte, bemerkte er plötzlich, wie es rings um ihn herum lebendig wurde, und er sah Hunderte von kleinen Männerchen, die ihm kaum bis ans Knie reichten, die aber alle gewaltige Bärte trugen. Unterwegs auf dem Schiffe hatte er nichts von ihnen wahrgenommen. — So wanderten die Zwerge von der Halbinsel Wittow aus. Sie ließen sich dann an der Wittow gegenüberliegenden Seite der Insel, und zwar in den Banzelvitzer Bergen nieder, wo sie noch heutigen Tages zu Hause sind.


Mündlich aus Strüßendorf.