60. Zwerge taufen ein Kind im schwarzen See.

Ein Dienstmädchen will um das Jahr 1817 die folgende Geschichte erlebt haben.

Ich ging, erzählte sie, einmal mit mehreren Frauen und Mädchen meines Dorfes nach der Granitz, um Heidelbeeren zu pflücken. Um die Mittagszeit, wo wir in der Gegend des schwarzen Sees waren, setzten wir uns unter einen Baum, um unser Mittagsmahl zu halten, als uns auf einmal der Geruch vom frischem Brote zukam. „Wer hat hier frisches Brot?“ fragten wir einander; doch keiner von uns hatte etwas bei sich. Als wir noch darüber sprachen, gewahrten wir ein kaum eine Elle hohes Männchen nicht fern von uns vom Fuße eines Hügels kommen und auf den See zugehen. Nicht lange darauf folgte noch einer, dann noch einer, der etwas trug, dann drei nebeneinander, und hierauf eine Menge kleiner Männer und Frauen, paarweise geordnet. Alle gingen an den See; was sie aber dort machten, konnten wir nicht sehen, da wir uns nicht von der Stelle zu rühren wagten. Eine kleine Viertelstunde später kam der Zug in der nämlichen Ordnung vom See zurück und ver. schwand dort aus unseren Augen, wo er hergekommen war. Erschreckt liefen wir zur Wohnung des Försters, dem wir unser Erlebnis erzählten. Der Förster sagte uns, dies wären die Unterirdischen gewesen, die ein Kind am schwarzen See getauft hätten.


Sundine 1841 S. 238 f. — Nach einer mir aus Lonvitz mitgeteilten Sage soll im schwarzen See ein Schloss versunken sein.