101. Das sechste und siebente Buch Mose.

In Trent lebte vor vielen Jahren ein alter Schneidermeister, dessen Frau hatte von ihrer Mutter ein merkwürdiges Buch geerbt; man sagt, es solle das sechste und siebente Buch Mose gewesen sein. So oft die Frau in dem Buche las, kamen Rehe, Wölfe, Hasen und andere Tiere herbei, legten sich ihr zu Füßen und spielten mit ihren Kindern. Sobald das Buch geschlossen wurde, waren auch sämtliche Tiere wieder verschwunden.

Eines Tages wurde die Frau beim Lesen des Buches von ihrem Manne überrascht; der ergriff das Buch und warf es in den Ofen. Aber siehe da! das Feuer erlosch, und das Buch blieb unversehrt. Der Schneider wollte das Buch jedoch nicht länger im Hause haben, und so musste auf Anraten einiger alter Leute ein Knabe, der an einem Sonntag unter der Predigt geboren war, das Buch in den Ofen werfen. Das half, denn alsbald wurde das Buch von den Flammen verzehrt.


Aus Trent mitgeteilt durch Konrektor P. Grützmacher.