48. Der Schatz im Silvitzer Steingrab

Unter dem Steinhügel bei Silvitz, einem der größten Hünengräber dieser Art auf Rügen, liegt seit uralten Zeiten ein unermesslicher Schatz vergraben. Gerade weil der Schatz so außerordentlich groß ist, sollen so gewaltige Steinkolosse an der Stelle aufgetürmt sein. Bis jetzt ist es aber noch niemand gelungen, den Schatz zu heben. Vor einem Menschenalter etwa versuchte ein Bauer aus Carow, den Schatz auszugraben; er fand aber nichts als eine Aschenurne und zwei mäßig große Steinbeile. — Ein anderes Mal versuchten es vier Bauern gemeinschaftlich, den Schatz zu heben. Da sie bei ihrer Arbeit Stillschweigen beobachteten, so stießen sie bald auf einen silbernen Sarg. Dieser war aber so schwer, dass sie ihn nicht mit der Kraft ihrer Arme aus der Grube heben konnten. Sie verständigten sich daher durch Zeichen, dass sie Hebel und Stricke anwenden wollten, und als solche zur Stelle geschafft waren, schien ihre Bemühung von Erfolg gekrönt zu sein. Denn schon näherte sich der Sarg immer mehr der Erdoberfläche, da rief einer der Bauern seinem Nachbar zu: „Korl, holl fast! Nu kümmt he.“ In demselben Augenblick versank der Sarg wieder in die Tiefe.

[j]Mündlich. [/i]