10. Das Steinbild an der Kirche zu Bergen.

An der Kirche zu Bergen, in einem Anbau der Turmhalle ist ein Granitstein von 125 cm Höhe und 52 cm Breite eingemauert, auf dessen Vorderseite eine stark verwitterte, menschliche Figur dargestellt ist. Die Figur ist mit einem langen Gewande bekleidet, das Gesicht ist lang und schmal, und an Stelle der Füße er. blickt man zwei kurze zapfenartige Ansätze, welche zum Teil durch den Erdboden verdeckt sind; die Arme sind unnatürlich lang und dünn und liegen eng am Körper an. In der linken Hand trägt die Figur ein nur schwach angedeutetes Kreuz, dessen Spitze nach der linken Schulter hinweist.

Man hat bisher immer geglaubt, der Stein sei die Grabplatte einer Nonne oder Äbtissin, welche dem ehemaligen Zisterzienser-Nonnenkloster zu Bergen angehört habe; der Stein habe ursprünglich seinen Platz auf dem von den Klostermauern eingeschlossenen Kirchhof gehabt und sei erst später an seine jetzige Stelle gekommen. Durch Vergleichung mit dem Steinbild zu Altenkirchen aber hat sich neuerdings herausgestellt, dass auch die Berger Steinplatte ein Swantewitbild darstellt, welches freilich schon sehr früh, vielleicht schon von den ersten Bekehrern der heidnischen Rügianer, durch Fortmeißeln des Schnurrbartes und des Trinkhornes und durch Hinzufügen des Kreuzes der wichtigsten Merkmale für die Erkenntnis seines heidnisch-slawischen Ursprungs beraubt worden ist.


Im Volksmunde wird die Figur meist „der Mönch“ genannt, zuweilen aber auch als „Nonne“ oder sogar als „Nix“ bezeichnet. In Beziehung auf den letzten Namen pflegt man scherzhaft zu sagen: Wenn man den Nix fragt, wie er heißt, so bekommt man seinen Namen zu hören, nämlich „Nix“ (nichts). Man erzählt auch, dass der Fuß des Steinbildes in gleicher Höhe liege, wie die Spitze der St. Marienkirche in Stralsund.

Mündlich. — Vgl. Weigel a. a. O. und von Haselberg a. a. O. S. 275, ebenso Schwartz: Geogr. des Norder. Teutschlandes S. 127. 11.