Rostock 1807 - Nahrungsmittel - Obst
Aus: Bemerkungen aus dem Gebiete der Heilkunde und Anthropologie in Rostock. Bd 1. Medizinische und anthropologische Bemerkungen über Rostock und seine Bewohner
Autor: Nolde, Adolf Friedrich Dr. (1764-1813) Professor der Medizin, Erscheinungsjahr: 1807
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Themenbereiche
Pferd, Hund, Jagd Mecklenburg-Vorpommern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Russland Hansestadt Rostock
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Hansestadt Rostock, Nahrungsmittel, Obst, Garten, Gärtner, Beeren, Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Bickbeeren, Gartenerdbeeren, Walderdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Kirschen, Süßkirschen, Sauerkirschen, Herzkirschen, Maikirschen, Pflaumen, Zwetschen, Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel, Birnen, Russland, St. Petersburg, Weintrauben, Winterbirnen, Nüsse, Haselnüsse, Maulbeeren
Die Erdbeeren werden nur in geringeren Quantitäten zur Stadt gebracht, und sind deshalb ziemlich teuer, haben auch fast gar nicht den aromatischen Geschmack, wodurch sie sich in den gebirgigen Gegenden so sehr empfehlen, und werden obendrein gewöhnlich nur halb reif abgepflückt. Die Gartenerdbeeren sind verhältnismäßig besser und wohlschmeckender, aber doch auch eben nicht sehr häufig. Man substituiert daher den Erdbeeren bei uns gern die hier sogenannten Bickbeeren (Heidelbeeren), die in den zur Stadt gehörendem Holzungen so reichlich wachsen, dass sie zum Teil getrocknet und über Hamburg nach Frankreich verschickt werden sollen. Den Erdbeeren kommen sie freilich im Geschmack nicht gleich, besonders haben sie etwas unangenehm Zusammenziehendes an sich, wenn sie unreif gepflückt werden, und die Sommer nicht recht trocken sind; wir können indessen doch immer zufrieden sein; dass wir sie nur haben. Unsere Erdbeeren haben doch auch sehr häufig etwas saures im Geschmack, das man nur mit Zucker einigermaßen verbessern kann. In schönen Sommern geraten die Johannis- und Stachelbeeren zuweilen recht gut, überwiegend aber sind auch diese sauer und herbe. Von den letzteren hat man die weißen und rötlichen, von den ersteren aber am häufigsten die an sich sauren roten Johannisbeeren, seltener nur die fleischfarbenen und weißen. Die schwarzen Johannisbeeren finden sich bei uns nur hin und wieder, und werden, so wie die gleichfalls nicht häufig in der Nachbarschaft wachsenden Brombeeren und Schlehen, auch nicht sehr geschätzt.
Die feinen und saftreichen Sorten von Kirschen muss ein jeder sich selbst ziehen, wenn er sie haben will; unter den käuflichen kommen die gewöhnlichen frühen Maikirschen, die schwarzen und weißen Herzkirschen noch am häufigsten vor. Alle sind aber doch im Ganzen nur selten, und daher auch wirklich zu teuer, so dass sie eigentlich nur von wenigen gekauft werden. Die sauren Kirschen habe ich hier nie in Überfluss gefunden, vielmehr sehr oft bemerkt, dass man sie sich weit herbringen lies, um sie in der Haushaltung, zum Einmachen zu benutzen. Etwas häufiger werden die Zwetschen zum Verkauf gebracht, doch werden sie ebenfalls nie, recht wohlfeil. Man hat nur die ordinäre Zwetsche, und außerdem noch einige andere nicht sehr vorzügliche Pflaumen: selten bekommt man eine von den besseren Sorten zu sehen. Pfirsiche und Aprikosen kultiviert ein jeder, der diese herrlichen Früchte zu schätzen weiß, selbst, und unter einer guten Aufsicht zieht man nicht nur die besseren Sorten an, sondern sie gedeihen auch zum Teil vortrefflich: die käuflichen hingegen findet der Liebhaber überwiegend sehr mittelmäßig. Die Weintrauben sind fast immer sehr sauer, und kaum zu genießen. Apfel- und Birnenbäume werden von den Rostockern, selbst nicht hinreichend angepflanzt, und ein großer Teil der Einwohner würde auf den Genuss ihrer Früchte beinahe ganz Verzicht tun müssen, wenn nicht einige, benachbarte Landleute von Zeit zu, Zeit größere Quantitäten auf den hiesigen Märkten verkaufen ließen, die auch bisweilen ziemlich gut und wohlschmeckend sind. Was insbesondere die Birnen betrifft, so kultiviert man hier, außer den gewöhnlichen Sorten, nur einige vorzüglichere Winterbirnen, nicht sowohl um sie zu essen, sondern um sie unreif an die hiesigen Schiffer zu verkaufen, welche sie nach St. Petersburg und Riga führen. Außerdem bekümmert man sich im Ganzen nicht viel um gute Sorten, wenn nicht etwa die Eigentümer der Gärten für sich selbst eine bessere Auswahl treffen. Die Äpfel werden, nach der Ernte gewöhnlich von den benachbarten und entfernten Landleuten in ansehnlichen Quantitäten, aber nur unreif, an die Schiffer verkauft, welche sie ebenfalls nach Russland apportieren. Was noch von Äpfeln außerdem in unserer Gegend übrig bleibt, ist kaum hinreichend, die Bedürfnisse der Vornehmeren zu befriedigen, und größtenteils sehr schlecht, weil man die besten schon an die Schiffer verkauft hatte. Man muss sie daher auch im Verhältnis ihrer Qualität viel zu teuer bezahlen. Maulbeerbäume finden sich zwar in einigen Gärten, aber nur in geringer Anzahl. Indessen dienen sie doch zur Erquickung manches Kranken, für welche ihre gütigen Besitzer sie überwiegend bestimmen. Ich habe hier nur die schwarzen Maulbeeren gefunden: wenigstens die weißen nicht öfter, als einmal gesehen; mit Recht werden diesen aber auch die dunklen vorgezogen. Die welschen Nüsse geraten nicht alle Jahre, wegen der oft noch spät eintretenden Nachtfröste. Die Haselnüsse gewinnen wir überwiegend in größeren Quantitäten, doch auch nicht immer: die lombardischen Nüsse hingegen finden sich bei uns nicht häufig.
Überhaupt scheint der Boden um Rostock; und die häufig raue Witterung; besonders im Frühjahr, wenn gerade die Bäume in der Blüte stehen, der Obstkultur sehr hinderlich zu sein. Die etwas freistehenden Obstbäume erfrieren nicht selten, und an manchen Stellen gehen sie ohne besondere Ursache aus, wenn ihre Wurzeln eine gewisse Tiefe erreicht haben. Selten ist bei uns auch das Obst so wohlschmeckend, als in wärmeren Gegenden. Aber dabei ist doch wieder nicht zu leugnen, dass man im Ganzen zu wenig Fleiß auf diesen Zweig der Ökonomie verwendet, und sich kaum anders Mühe gibt, gute und feine Obstsorten anzupflanzen, als wenn man sie für sich selbst benutzen will. In solchen Fällen sieht man aber doch, dass sie bei einiger Sorgfalt hier auch fortkommen und gute Früchte liefern. Endlich ist eine sehr allgemeine Ursache, dass das verkäufliche Obst, wenn es auch nicht gerade von einer unedlen Art ist, doch selten recht gut schmeckt, noch darin zu suchen, dass man alles zu früh abpflückt, ehe es noch seine gehörige Reife erhalten hat. Dies gilt nicht nur von den Erdbeeren, Stachel- und Johannisbeeren, sondern es ist eben so auch der Fall mit den Kirschen, Pflaumen, Äpfeln und Birnen. Jeder will gern der erste sein, der seine Ware zu Markte bringt, weil er sie sodann teurer verkaufen kann; aber über diesen interessierten Egoismus müssen wir denn mit dem unreifen, oft ganz geschmacklosen und ungenießbaren Obst zufrieden sein. Wie kann man auch erwarten, dass eine noch unreife Frucht eben so wohlschmeckend sein soll, als eine völlig reif gewordene? Welcher Unterschied zwischen beiden, wenn sie auch von einer Sorte sind, Statt findet, sieht man deutlich bei einem Vergleich des feilgebotenen Obstes mit dem, was einige Gartenbesitzer für sich selbst kultivieren. Wir würden daher gewiss ungleich bessere und wohlschmeckendere Früchte erhalten, wenn von der Obrigkeit strenge darauf gesehen würde, dass niemand unreifes Obst verkaufen dürfte.
Die feinen und saftreichen Sorten von Kirschen muss ein jeder sich selbst ziehen, wenn er sie haben will; unter den käuflichen kommen die gewöhnlichen frühen Maikirschen, die schwarzen und weißen Herzkirschen noch am häufigsten vor. Alle sind aber doch im Ganzen nur selten, und daher auch wirklich zu teuer, so dass sie eigentlich nur von wenigen gekauft werden. Die sauren Kirschen habe ich hier nie in Überfluss gefunden, vielmehr sehr oft bemerkt, dass man sie sich weit herbringen lies, um sie in der Haushaltung, zum Einmachen zu benutzen. Etwas häufiger werden die Zwetschen zum Verkauf gebracht, doch werden sie ebenfalls nie, recht wohlfeil. Man hat nur die ordinäre Zwetsche, und außerdem noch einige andere nicht sehr vorzügliche Pflaumen: selten bekommt man eine von den besseren Sorten zu sehen. Pfirsiche und Aprikosen kultiviert ein jeder, der diese herrlichen Früchte zu schätzen weiß, selbst, und unter einer guten Aufsicht zieht man nicht nur die besseren Sorten an, sondern sie gedeihen auch zum Teil vortrefflich: die käuflichen hingegen findet der Liebhaber überwiegend sehr mittelmäßig. Die Weintrauben sind fast immer sehr sauer, und kaum zu genießen. Apfel- und Birnenbäume werden von den Rostockern, selbst nicht hinreichend angepflanzt, und ein großer Teil der Einwohner würde auf den Genuss ihrer Früchte beinahe ganz Verzicht tun müssen, wenn nicht einige, benachbarte Landleute von Zeit zu, Zeit größere Quantitäten auf den hiesigen Märkten verkaufen ließen, die auch bisweilen ziemlich gut und wohlschmeckend sind. Was insbesondere die Birnen betrifft, so kultiviert man hier, außer den gewöhnlichen Sorten, nur einige vorzüglichere Winterbirnen, nicht sowohl um sie zu essen, sondern um sie unreif an die hiesigen Schiffer zu verkaufen, welche sie nach St. Petersburg und Riga führen. Außerdem bekümmert man sich im Ganzen nicht viel um gute Sorten, wenn nicht etwa die Eigentümer der Gärten für sich selbst eine bessere Auswahl treffen. Die Äpfel werden, nach der Ernte gewöhnlich von den benachbarten und entfernten Landleuten in ansehnlichen Quantitäten, aber nur unreif, an die Schiffer verkauft, welche sie ebenfalls nach Russland apportieren. Was noch von Äpfeln außerdem in unserer Gegend übrig bleibt, ist kaum hinreichend, die Bedürfnisse der Vornehmeren zu befriedigen, und größtenteils sehr schlecht, weil man die besten schon an die Schiffer verkauft hatte. Man muss sie daher auch im Verhältnis ihrer Qualität viel zu teuer bezahlen. Maulbeerbäume finden sich zwar in einigen Gärten, aber nur in geringer Anzahl. Indessen dienen sie doch zur Erquickung manches Kranken, für welche ihre gütigen Besitzer sie überwiegend bestimmen. Ich habe hier nur die schwarzen Maulbeeren gefunden: wenigstens die weißen nicht öfter, als einmal gesehen; mit Recht werden diesen aber auch die dunklen vorgezogen. Die welschen Nüsse geraten nicht alle Jahre, wegen der oft noch spät eintretenden Nachtfröste. Die Haselnüsse gewinnen wir überwiegend in größeren Quantitäten, doch auch nicht immer: die lombardischen Nüsse hingegen finden sich bei uns nicht häufig.
Überhaupt scheint der Boden um Rostock; und die häufig raue Witterung; besonders im Frühjahr, wenn gerade die Bäume in der Blüte stehen, der Obstkultur sehr hinderlich zu sein. Die etwas freistehenden Obstbäume erfrieren nicht selten, und an manchen Stellen gehen sie ohne besondere Ursache aus, wenn ihre Wurzeln eine gewisse Tiefe erreicht haben. Selten ist bei uns auch das Obst so wohlschmeckend, als in wärmeren Gegenden. Aber dabei ist doch wieder nicht zu leugnen, dass man im Ganzen zu wenig Fleiß auf diesen Zweig der Ökonomie verwendet, und sich kaum anders Mühe gibt, gute und feine Obstsorten anzupflanzen, als wenn man sie für sich selbst benutzen will. In solchen Fällen sieht man aber doch, dass sie bei einiger Sorgfalt hier auch fortkommen und gute Früchte liefern. Endlich ist eine sehr allgemeine Ursache, dass das verkäufliche Obst, wenn es auch nicht gerade von einer unedlen Art ist, doch selten recht gut schmeckt, noch darin zu suchen, dass man alles zu früh abpflückt, ehe es noch seine gehörige Reife erhalten hat. Dies gilt nicht nur von den Erdbeeren, Stachel- und Johannisbeeren, sondern es ist eben so auch der Fall mit den Kirschen, Pflaumen, Äpfeln und Birnen. Jeder will gern der erste sein, der seine Ware zu Markte bringt, weil er sie sodann teurer verkaufen kann; aber über diesen interessierten Egoismus müssen wir denn mit dem unreifen, oft ganz geschmacklosen und ungenießbaren Obst zufrieden sein. Wie kann man auch erwarten, dass eine noch unreife Frucht eben so wohlschmeckend sein soll, als eine völlig reif gewordene? Welcher Unterschied zwischen beiden, wenn sie auch von einer Sorte sind, Statt findet, sieht man deutlich bei einem Vergleich des feilgebotenen Obstes mit dem, was einige Gartenbesitzer für sich selbst kultivieren. Wir würden daher gewiss ungleich bessere und wohlschmeckendere Früchte erhalten, wenn von der Obrigkeit strenge darauf gesehen würde, dass niemand unreifes Obst verkaufen dürfte.