Vorrede

Im Jahr 1837 hatte ich in Gesellschaft meines Freundes, des hiesigen Bezirksrichters Herrn Bodly eine Reise durch Phocis und Böotien unternommen. Im darauf folgenden Jahre fügte es sich, dass ich diese Reise begleitet von meiner Frau wiederholen konnte, wobei wir Delphi und Chrysó zu einem vierzehntägigen Aufenthalt machten. Ich halte es für meine Pflicht, die wissenschaftlichen Ergebnisse beider Reisen dem gelehrten Publicum nicht länger vorzuenthalten, da ich glaube, durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Griechenland in den Stand gesetzt zu sein, in mancher Beziehung zu richtigern Resultaten zu gelangen, als den bisherigen Reisenden möglich war, welche theils die unvollständige Kenntniss der Landessprache, theils die zu grosse Eile hinderte, namentlich in Phocis und Böotien gründliche Untersuchungen an Ort und Stelle zu unternehmen. Den gelehrten Beurtheilern, die es befremden möchte, dass ich seit sechsjähriger Anwesenheit in Griechenland erst jetzt, und auch nur einen so kleinen Theil meiner Reisen und Erfahrungen vorlege, erlaube ich mir ins Gedächtniss zurückzurufen, dass das schwierige Werk der öffentlichen Einführung und Begründung des lateinischen Sprachstudiums in Griechenland lange Zeit hindurch mir allein übertragen war, und mich um so mehr in Anspruch nahm, je wichtiger es sich bei dem zunehmenden wissenschaftlichen Streben der Jugend mir darstellte. Gegenwärtig theilen jedoch einige deutsche Gelehrte mit mir diese ernste Arbeit, und was ich an Zeit unter diesen günstigeren Verhältnissen erübrigen konnte, habe ich angewandt, einen Theil meiner Sammlungen zu bearbeiten. Mein Lehrer und Freund, Herr Doctor Menke in Bremen, der mich zuerst in den Anfängen philologischer Studien leitete, hat mit theilnehmender Freundschaft den Druck der vorliegenden Schrift befördert und die lästige Beaufsichtigung der Correctur übernommen, wofür ich diesem gelehrten und würdigen Manne hier öffentlich meinen schuldigen Dank ausspreche.

Athen, den 27. April 1839
Der Verfasser.