Prophezeihungen vom Untergange der Welt

Schon oft, besonders in Zeiten, in welchen bedeutende Natur-Ereignisse statt fanden, oder auch selbst in Zeiten großer politischer Bewegungen, sagte man den Untergang der Welt vorher, und versetzte durch solche Vorhersagungen schwache Gemüter in Angst, oder verleitete sie zu Torheiten, die sie hinterher bitter zu bereuen Ursache hatten.

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Das 17te Jahrhundert war besonders reich an solchen Vorhersagungen, und wer Lust hat, ein ganzes Verzeichnis solcher Prophezeihungen vom Untergange der Welt zu lesen, der verschaffe sich Fried. Wendelins, unter dem Titel: Contemplationes Physicarum 1624, erschienenes Buch, und er wird im 16. Kapitel desselben volle Befriedigung finden.

Ein gewisser Nicolai bestimmte den Untergang der Welt in Jahre 1670, ein Anderer 1689, und noch ein Anderer im Jahre 1700. Alles war Trug und Täuschung. Was halfs? sobald ein neuer Lügenprophet aufstand, fand er neue Gläubige, und selbst nicht fern vom Schlusse des 18. Jahrhunderts, das man stolz genug das philosophische nannte, mangelte es dem albernen Superintendenten Ziehen nicht an Gläubigen. Auch in diesem Jahre hatte sich die Vorhersagung verbreitet, dass am 24. Dezember 1824 Morgens um halb 8 Uhr die Welt untergehen würde. Wie man sagt, hat auch diese Prophezeihung manche schwache Gemüter beunruhigt und geängstigt. Sie werden nun ruhig geworden sein, da der gefürchtete 24. Dezember vorüber ist, und die Welt noch steht. Aber traurig, wahrlich sehr traurig bleibt es, dass man noch am Schlusse des vier und zwanzigsten Jahres des 19. Jahrhunderts sagen muss, was Haller schon vor so vielen Jahren sagte:

So lässt die Welt sich noch
Die Macht zum Denken rauben,
Und schmieget sich in's Joch,
Vom blinden Aberglauben.