Kapitel Schahko Matto -2-



Mir genügten diese Angaben, welche den großen Scharfsinn des Apatschen bestätigten, vollständig. Dick Hammerdull aber, dem sie nicht ausführlich genug erschienen, erkundigte sich:


„Ist der Häuptling der Apatschen mitten drin im Wäldchen gewesen?“

Winnetou nickte. Der Dicke fuhr fort:

„Er hat also keinen Indianer gesehen?“

Winnetou schüttelte den Kopf.

„Wer mag wohl der Weiße sein, welcher unter dem Baume sitzt?“

„Old Wabble,“ antwortete der Apatsche kurz.

„Donner und Doria! Was mag der alte Cowboy dort wollen?“

Winnetou zuckte die Achsel; dann fragte Hammerdull weiter:

„Was für ein Indianer ist es wohl, auf den Old Wabble wartet?“

„Schahko Matto 1), der Kriegshäuptling der Osagen.“

„Schahko Matto? Kenne den Kerl nicht. Habe noch nie von ihm gehört. Kennt ihn der Häuptling der Apatschen?“

Winnetou nickte wieder. Er ließ sich nie gern in dieser Weise ausfragen, und ich wartete mit stillem Vergnügen auf den Zeitpunkt, an welchem seine Geduld zu Ende gehen würde. Der kleine Dicke aber setzte seine Erkundigungen neugierig fort:

„Ist der Rote ein tapferer oder feiger Kerl?“

Diese Frage war höchst überflüssig. Schahko Matto heißt „sieben Bären“; es sind da Grizzlies gemeint. Auch pflegt ein feiger Indianer nicht auf Kundschaft zu gehen. Wer sieben graue Bären erlegt hat und ohne alle Begleitung den Kriegspfad betritt, muß Mut besitzen. Darum beantwortete Winnetou diese Frage nicht, und dies war für Hammerdull Grund, sie zu wiederholen. Als er auch hierauf keine Antwort bekam, sagte er:

„Warum spricht Winnetou nicht weiter? Es ist doch höchst vorteilhaft, zu wissen, ob man es mit einem feigen oder tapfern Mann zu thun hat. Darum habe ich meine Frage zweimal ausgesprochen.“

Da wendete Winnetou, welcher bisher vor sich hingeblickt hatte, ihm sein Gesicht voll zu und entgegnete in jenem milden und doch so ungeheuer abweisenden Tone, den ich nur bei ihm gehört und gefunden habe:

„Warum hat mein Bruder Old Shatterhand mich nicht gefragt? Warum ist er still gewesen? Man soll erst denken und dann sprechen, denn es ist eine Verschwendung der Zeit, sich nach Dingen zu erkundigen, die man sich so leicht denken kann. Zum Denken gehört nur ein Mann, zum Sprechen aber sind wenigstens zwei nötig. Warum sollen sich zwei mit Sprechen befassen, wenn einer dieselbe Sache durch Nachdenken erledigen kann? Mein weißer Bruder Hammerdull muß sehr viel Gehirn besitzen und ein guter Denker sein; wenigstens ist er dick genug dazu!“

Ich sah, daß der Zurechtgewiesene zunächst zornig auffahren wollte; aber die Hochachtung, welche er Winnetou widmete, veranlaßte ihn, sich zu beherrschen, und so antwortete er in ruhigem Tone:

„Ob dick genug oder nicht, das bleibt sich nicht nur gleich, sondern das ist sogar ganz und gar egal; nur muß ich so frei sein, zu bemerken, daß ich nicht mit dem Bauche denken kann, weil das Gehirn be kanntlich nicht im Leibe, sondern im Kopfe zu suchen ist. Habe ich da nicht recht, Pitt Holbers, altes Coon? Sag mir das doch!“

„Nein,“ antwortete der Gefragte; in seiner kurzen Weise.

Es geschah nicht oft, daß der Dünne dem Dicken einmal unrecht gab; darum rief Dick Hammerdull sehr verwundert aus:

„Nicht? Ich habe nicht recht? Warum nicht?“

„Weil du Fragen ausgesprochen hast, welche vermuten lassen, daß du das Gehirn allerdings nicht im Kopfe, sondern in derjenigen Körpergegend hast, wo bei andern, richtig gebauten Leuten die Milz oder die Leber liegt.“

„Was? Du willst mich foppen? Höre, Pitt Holbers, altes Coon, wenn du dich auf diese schlechte Seite legst, so kann es leicht – – –“

Ich unterbrach ihn durch einen Wink meiner Hand, welcher ihm Schweigen gebot, denn Winnetou hatte seine Silberbüchse genommen und den Zügel seines Pferdes ergriffen, um die Stelle zu verlassen, an welcher wir uns befanden. Er sah es gar nicht ungern, wenn Dick und Pitt sich halb scherz- und halb ernsthaft miteinander stritten; aber jetzt gab es wichtigeres zu thun. Wir nahmen auch unsere Pferde und folgten ihm hinaus an den Rand des Gebüsches. Er führte uns, ohne in den Sattel zu steigen, lang an demselben hin, bis wir in die Nähe des Wäldchens gelangt waren, dort wieder in das Gesträuch hin und sagte, seine Stimme dämpfend:

„Old Shatterhand wird mit mir gehen. Die andern weißen Brüder bleiben hier, bis ein Pfiff dreimal erschallt. Dann kommen sie nach dem Baume der Lanze geritten, wo sie uns mit zwei Gefangenen finden werden, und bringen unsere Pferde mit!“

Das war mit solcher Bestimmtheit gesagt, als ob er allwissend sei und das, was geschehen würde, ganz genau vorher bestimmen könne. Er legte seine Büchse ab, ich meine beiden Gewehre auch, und dann folgten wir, ohne das Buschwerk wieder zu verlassen, dem Bache, welcher uns, seinem Laufe aufwärts, nach dem Wäldchen führen sollte.

Die Dämmerung brach herein, und da wir uns im Dickicht befanden, war es um uns dunkler als draußen auf der Prairie; dennoch braucht eigentlich gar nicht gesagt zu werden, daß unser Vordringen ohne das geringste Geräusch vor sich ging. Wir erreichten die Stelle, wo die Ufer des Baches sich nach rechts wendeten und wir das Wäldchen vor uns hatten, wo es kein Unterholz gab und das Anschleichen also bequemer war. Von Stamm zu Stamm schlüpfend, näherten wir uns dem Baume, auf dessen Ast wir die Lanze gesehen hatten. Da er am Rande des Gehölzes stand, wo es wieder Büsche gab, war es dort heller als bei uns unter dem dichten Wipfeldache, und so konnten wir, ohne selbst bemerkt zu werden, sehen, wer sich an dem oft erwähnten Signalbaume befand.

Dort gab es einen alten, verlassenen Kaninchenbau, welcher einen kleinen, aber doch über meterhohen Hügel bildete, an welchem der einstige „König der Cowboys“ saß. Sein Pferd weidete draußen auf der Prairie, ein Beweis, daß Old Wabble sich hier an diesem Orte sicher fühlte, denn wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte er sein Tier innen im Gehölz versteckt, wo wir ein zweites Pferd erblickten, welches mit den Zügeln an einem Baume angebunden war. Es war indianisch aufgezäumt und, so viel wir bei der zunehmenden Dunkelheit sehen konnten, ein vorzüglich gebauter dunkelbrauner Hengst. Zwischen Haut und Sattel lag – eine Seltenheit für ein Indianerpferd – eine dunkle Lederdecke mit ausgeschnittenen Figuren, welche, durch untergelegtes weißes Leder hervorgehoben, sieben Bären darstellten. Das war der Grund, daß Winnetou mit solcher Bestimmtheit hatte sagen können, daß Old Wabble auf Schahko Matto warte, denn nur diesem, dessen Namen „sieben Bären“ bedeutete, konnte der Hengst gehören.

Die gegenwärtigen Umstände machten es zweifellos, daß der Häuptling nur fortgegangen war, um irgend ein Wild zu beschleichen; der Proviant war ihm ausgegangen. Daß er das wertvolle Pferd zurückgelas sen hatte, deutete darauf, daß auch er diese Gegend und das Wäldchen für vollständig sicher hielt. Bei Winnetou und mir aber wäre eine solche Sorglosigkeit vollständig unmöglich gewesen. Daß Old Wabble hierher gekommen war und nun so ruhig auf ihn wartete, ließ auf ein ganz besonderes Einvernehmen zwischen beiden schließen, und welcher Art dasselbe war, das läßt sich leicht erraten. Old Wabble hatte in früheren Zeiten den Beinamen „Indianerschinder“ getragen und war als solcher von allen Roten gehaßt und gefürchtet worden; der Häuptling eines roten Stammes konnte trotz dieses Hasses nur dann mit ihm in Verbindung treten, wenn er große Vorteile davon erwartete, und da die Osagen sich jetzt auf dem Kriegsfuße befanden, so konnte es sich nur um irgend eine Teufelei handeln, welche sehr wahrscheinlich gegen Weiße gerichtet war. Es verstand sich dabei ganz von selbst, daß dies nicht das erste Zusammentreffen in dieser Angelegenheit zwischen Schahko Matto und dem Alten war, und ich hielt es für sehr wahrscheinlich, daß Old Wabble sich von den Osagen als Spion benutzen ließ. So eine Infamie war ihm schon zuzutrauen.

Wenn Winnetou mit solcher Bestimmtheit vorhergesagt hatte, daß unsere Gefährten zwei Gefangene bei uns finden würden, so war er überzeugt gewesen, daß der Osage uns nicht lange auf seine Rückkehr warten lassen werde. Dies war auch meine Ansicht, weil von der Erlegung eines Wildes nach eingebrochener Dunkelheit nicht mehr die Rede sein konnte. Als ob er die Richtigkeit dieser Ansicht zu beweisen habe, sahen wir, zwischen den Stämmen hindurch und hinaus auf die Prairie blickend, beim letzten Dämmerlichte einen Indianer, welcher so sorglos und grad auf das Wäldchen zugeschritten kam, daß er ganz gewiß nicht den Gedanken hegte, es könne sich ein ihm feindliches Wesen hier befinden.

Je mehr er sich in dem eigentümlichen Gange, welcher eine Folge der dünnen, absatzlosen Mokassins ist, uns näherte, desto deutlicher konnten wir ihn erkennen. Er war nicht groß, aber ungemein breit gebaut und machte trotz der ungewöhnlichen Krümmung seiner Beine und seines Alters – er mochte über fünfzig zählen – den Eindruck eines körperlich außerordentlich kräftigen Menschen. In der einen Hand trug er das Gewehr, in der andern ein erlegtes Prairiehuhn. Als er das Wäldchen fast erreicht hatte, mußte er trotz des jetzt herrschenden Dreivierteldunkels die Fährte des Alten sehen. Er blieb stehen und rief, gegen das Gehölz gerichtet, in leidlich gutem Englisch:

„Wer ist der Mann, der diese Spur machte und sich jetzt unter den Bäumen befindet?“

Winnetou legte mir die Hand auf den Arm, ihn leise drückend, ein Ersatz des mitleidigen Lächelns, welches ich nicht sehen konnte, ihm abgelockt durch das unbegreiflich thörichte Verhalten des Osagen, dessen Frage vollständig überflüssig war. Entweder befand sich sein Verbündeter im Wäldchen, welches er in diesem Falle getrost betreten konnte, oder es war ein Feind darin versteckt, vor dessen Anschlägen ihn die Frage unmöglich schützen konnte. Was er erwartet hatte, das geschah: der alte Cowboy antwortete mit lauter Stimme:

„Ich, Old Wabble, bin es; komm herein!“

„Sind noch andere Bleichgesichter bei dir?“

„Nein. Du mußt doch an meiner Spur sehen, daß ich allein gekommen bin!“

Das war nicht richtig. Er konnte auch Gefährten haben, die sich vorher von ihm getrennt und dann von einer entfernten Stelle aus, gerad so wie wir, nach dem Gehölz begeben hatten. Wir wußten, daß Old Wabble sich nicht allein am Republikan-River befand. Wo waren jetzt seine Begleiter? Durften sie von seiner Zusammenkunft mit dem Osagen nichts wissen, oder hatte er sie aus einem andern vielleicht uns betreffenden Grund zurückgelassen? Ich hoffte, das zu erfahren.

Schahko Matto kam herein, ging mit tastenden Schritten zu ihm hin, setzte sich bei ihm nieder und fragte:

„Wann ist Old Wabble hier angekommen?“

„Vor fast zwei Stunden,“ antwortete der Alte.

„Hat er das Zeichen, welches wir verabredeten, sofort bemerkt?“

„Nicht gleich. Ich sah mich drüben an der Flußecke um und dachte, daß das Wäldchen hier ein guter Versteck sein müsse. Darum ritt ich her und sah, als ich näher gekommen war, dann auch die Lanze stecken. Du hast diesen Ort sehr gut gewählt.“

„Wir sind hier sicher, denn ich weiß, daß sich außer mir und dir kein Mensch im weiten Umkreis befindet. Ich bin schon seit gestern hier. Das war der Tag, an dem du kommen wolltest. Weil ich bis heut auf dich warten mußte, ist mein Fleisch zu Ende gegangen, und ich war gezwungen, fortzugehen, um diesen Vogel zu schießen.“

Das klang wie ein Vorwurf. Old Wabble antwortete:

„Der Häuptling der Osagen wird mir nicht zürnen, daß er warten mußte. Ich werde ihm dann sagen, weshalb ich später gekommen bin, und hege die Ueberzeugung, daß diese Nachricht ihm große Freude bereiten wird; th’is clear.“

„Ist Old Wabble auf Fenners Farm gewesen?“

„Ja. Wir kamen gestern kurz vor Mittag dort an. Der Besuch der andern drei Farmen, die ihr auch überfallen wollt, hat uns länger aufgehalten, als wir dachten. Du hättest trotzdem nur bis heute nacht auf uns zu warten gehabt. Daran, daß ich nun erst vorhin kommen konnte, trägt ein großer und sehr wichtiger Fang die Schuld, welchen du machen kannst, wenn du auf die Vorschläge eingehst, welche ich dir machen werden.“

„Was für einen Fang meint Old Wabble?“

„Davon später. Zunächst will ich dir berichten, wie ich die vier Farmen, auf welche ihr es abgesehen habt, gefunden habe.“

Wir hatten uns leise bis an die andere Seite des Kaninchenbaues vorgeschoben und hörten jedes Wort, zumal die beiden unvorsichtigen Männer gar nicht auf den Gedanken kamen, leise zu sprechen. Aus dem, was wir belauschten, bekam ich zunächst die Gewißheit, daß ich recht gehabt hatte, als ich annahm, daß Old Wabble den Spion der Osagen mache. Es handelte sich um den Ueberfall und die Beraubung von vier großen Farmen, Fenners Besitztum eingerechnet. Es war die alte leider immer wiederkehrende Geschichte: Die Osagen waren von den Weißen in Beziehung auf die ihnen zukommenden Lieferungen betrogen worden und hatten, um sich einigermaßen zu entschädigen und das nötige Fleisch zu haben, die Rinder einer Farm weggetrieben. Man hatte sie verfolgt und eine Anzahl ihrer Krieger getötet. Nach ihren Anschauungen forderte das ihre Rache heraus, und so wurde am Beratungsfeuer der Kampf gegen die Bleichgesichter beschlossen. Zunächst sollten die vier größten Farmen am Republikan-River überfallen werden. Da auf diesen aber eine ansehnliche Zahl von Cowboys bedienstet waren und die Roten diese halbwilden und verwegenen Kerls mehr als alle andern Gegner fürchten, mußten Kundschafter ausgesandt werden, die zu erfahren suchen sollten, mit wieviel Cowboys ungefähr man es zu thun haben werde. Die Klugheit verbot, Indianern, wenigstens Kriegern des eigenen Stammes, diese Aufgabe zu erteilen. Schon richtete Schahko Matto sein Augenmerk auf einige Mischlinge, von denen er wußte, daß sie in Beziehung auf den Unterschied zwischen gut und böse gar nicht wählerisch seien, wenn sie nur ihren Vorteil dabei fänden, da führte der Zufall ihm Old Wabble und seine Begleiter zu. Er schien mit ihm schon früher einmal in einer ähnlichen Verbindung gestanden zu haben; das Gespräch brachte zwar nichts Bestimmtes darüber, doch mußte es so sein, denn sonst hätte der Osage dem Alten einen solchen Vorschlag, auf den sofort eingegangen wurde, nicht gemacht. Das Uebereinkommen lautete sehr einfach dahin, daß die Osagen die Skalpe, Waffen und Herden der Ueberfallenen bekommen sollten, während Old Wabble für sich und seine Leute alles übrige in Anspruch nahm. Natürlich war es seinerseits nur auf Geld und sonstige Gegenstände abgesehen, welche leicht verkauft werden konnten. Wer von beiden, Schahko Matto oder Old Wabble, der eigentliche Halunke war, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. Wir bemerkten, daß der Häuptling den „König der Cowboys“ nicht ein einziges Mal „mein weißer Bruder“, sondern stets nur bei seinem Namen nannte, ein Beweis, daß derartige Subjekte bei den Indsmen auch nicht mehr Achtung besitzen als bei den civilisierten Bleichgesichtern.

Als Old Wabble seinen Spionenritt begann, waren die Osagen noch nicht mit ihrer „Mobilmachung“ zu Ende, und da die Erkundung der Verteidigungsverhältnisse der vier Farmen von größter Wichtigkeit für das Gelingen war, so hatte sich der Häuptling selbst und allein aufgemacht, um den Bericht des Alten an der Biegung des Republikan-River entgegenzunehmen. Die Lanze sollte die Stelle bezeichnen, an welcher Schahko Matto zu treffen sei.

Nun hatten sie sich hier im Wäldchen zusammengefunden, und Old Wabble erstattete seinen Bericht dahin, daß die Farmen mit nur geringem Verluste an roten Kriegern wegzunehmen seien. Er machte Vorschläge, welche ich übergehen kann, weil infolge unsers heutigen Einschreitens die geplanten Ueberfälle aufgegeben werden mußten. Der Häuptling ging teilweise auf dieselben ein und kam dann auf den „wichtigen Fang“ zurück, den Old Wabble ihm beim Beginne des Gespräches in Aussicht gestellt hatte. Der alte Cowboy antwortete in seiner schlauen, wohlberechnenden Weise:

„Der Häuptling der Osagen muß mir einige Fragen beantworten, ehe ich ihm sagen kann, um was es sich handelt. Kennst du den Apatschenhäuptling Winnetou?“

„Diesen Hund? Ich kenne ihn.“

„Du nennst ihn einen Hund. Hat er sich dir gegenüber etwa einmal feindlich gezeigt?“

„Mehr als einmal! Wir hatten vor drei Sommern die Kriegsbeile gegen die Cheyennes ausgegraben und in mehreren Kämpfen schon viele ihrer Krieger getötet; da kam der Apatsche und stellte sich neben ihrem Häuptling an ihre Spitze. Er ist feig wie ein Coyote, aber schlau wie tausend alte Weiber. Er that, als ob er mit uns kämpfen wolle, zog sich aber zurück und war, als wir ihm folgten, plötzlich jenseits des Arkansas verschwunden. Während wir ihn und die entflohenen Kröten der Cheyennes dort suchten, ritt er mit größter Eile zu unsern Wigwams, nahm unsere Herden weg und alles, was daheim geblieben war, gefangen. Als wir dann ankamen, hatte er aus unsern Lagerplätzen Festungen gemacht, in denen unsere zurückgebliebenen Krieger, Greise, Frauen und Kinder steckten und in denen er mit den Cheyennes stand, uns zu einem Frieden zu zwingen, der ihm keinen Tropfen Blutes, uns aber allen Ruhm unserer Tapferkeit gekostet hat. Wolle doch der große Geist es geben, daß dieser räudige Pimo einmal in meine Hände gerät!“

Die Kriegsthat, von welcher der Häuptling jetzt erzählte, war ein wahres Meisterstück meines Winnetou gewesen. Ich hatte mich zu jener Zeit leider nicht bei ihm befunden, kannte aber aus seinem Munde alle Einzelheiten dieses hochinteressanten Schachzuges, durch welchen er die uns befreundeten Cheyennes nicht nur vom gewissen Untergange errettet, sondern sie, obgleich sie viel schwächer als ihre Feinde gewesen waren, zum vollständigen Siege über dieselben geführt hatte, und zwar ohne daß ein einziger Tropfen Blutes dabei vergossen worden war. Der Grimm, welchen Schahko Matto gegen ihn hegte, war wohl zu begreifen.




1) „Sieben Bären“.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Old Surehand III