Mednyánszky, Alois Freiher von (1784-1844) ungarischer Staatsmann, Geschichtsforscher und Publizist

Dieser tüchtige Staatsmann und Geschichtsforscher wurde den 20. April 1784 zu Prikopa in Ungarn geboren, machte seine Kurse im Theresianum zu Wien und auf der hohen Schule zu Pressburg, begann dann bei der ungarischen Hofkanzlei zu dienen, sah sich aber bald durch Familienverhältnisse gezwungen, Entlassung zu nehmen und seine Landwirtschaft selbst zu verwalten. Nebst der Ökonomie waren es geschichtliche Studien, die ihn ganz in Anspruch nehmen. Diese veranlassten ihn, das nahe Wien mit seinen wissenschaftlichen Schätzen und tüchtigen Männern oft zu besuchen; er bereicherte zu dieser Zeit mehre ungarische und deutsche Zeitschriften mit interessanten geschichtlichen Aufsätzen, verband sich 1820 mit dem Freiherrn von Hormayr zur Herausgabe des bekannten Taschenbuches für vaterländische Geschichte, das sie gemeinschaftlich zehn Jahre fortsetzten, und ließ eine zugleich angenehm und gründlich beschriebene „Malerische reise auf dem Waagflusse“ (Pesth 1826 und 1843, bei Hartleben) und „Erzählungen, Sagen und Legenden aus Ungarns Vorzeit“ (bas. 1829) erscheinen. Seine Sammlung handschriftlicher Denkmähler für Ungarns Geschichte nahm jährlich zu und gehört zu den gehaltvollsten dieses Landes. Auf dem denkwürdigen Reichtage 1825 vertrat Mednyánszky die Opposition bei der Magnatentafel und zeichnete sich durch patriotischen Sinn, Gründlichkeit der Auffassung, Eleganz und Ruhe des Vortrages nicht weniger, als durch seine gemäßigten Formen aus; und so war es natürlich, dass er 1830, nachdem die Regierung sich wieder ganz auf die verfassungsmäßige Basis stellte, dieselbe bei der hohen Tafel unterstützte und zugleich wieder Dienste nahm. Statthaltereirat, bald Mitglied der National-Akademie, wirklicher Hofrat bei der ungarischen Hofkanzlei, Obergespan, geheimer Rat, Präsident der ungarischen Studienkommission, endlich Hofkammerpräsident, wirkte er, in der Literatur fördernd, in der Verwaltungssphäre organisierend und verbessernd, wie Wenige. Das ungarische Zentral-Zensurkollegium ward durch ihn organisiert; jene liberale Zensur-Instruktion, unter welcher die ungarische Literatur neuester Zeit einen so mächtigen Aufschwung nimmt, ist sein Werk; und eben als er mit wesentlichen Verbesserungen in der Verwaltung der Staatsgüter beschäftigt war, raffte ihn eine kurze Krankheit den 17. Juni 1844 dahin, nachdem er eine stürmische Kongregation im Neutraer Komitat schloss, welche durch erschütternde Gemütsbewegungen seinen Tod, wo nicht herbeigeführt, gewiss doch vorbereitet hatte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Neuer Plutarch - Band 5