Meine Wallfahrt nach Mekka. Band 1 und 2

Reise in der Küstengegend und im Innern von Hedschas
Autor: Maltzan, Heinrich Freiherr von (1826-1874) Reichsfreiherr zu Wartenberg und Penzlin, Schriftsteller und Orientalist, Erscheinungsjahr: 1865
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Adel, von Maltzan, Orientalist, Reisebeschreibung, Reisebericht, Arabien, Mekka, Kultstätte, Pilgerort, Pilgerzug, Heiligtum, Pilgerweg, Afrika, Muselmann, Reiseplan, Reiseziel, Arafa, Orient, Kairo, Marokko, Bulak, Karawane, Ägypten, Beduinen, Medina,
Der Wunsch, in das orientalische, namentlich arabische Volksleben tiefer und gründlicher, als es dem europäischen Reisenden gewöhnlich gegönnt ist, einzudringen, und dasselbe an seinem Zentralpunkt, in der Religionshauptstadt des Islam selbst, zu studieren, bestimmte mich vor einigen Jahren zu dem Entschluss, eine Reise nach Mekka zu unternehmen. Die Beobachtungen, welche mir auf dieser Pilgerschaft zu machen gegönnt waren, bezogen sich hauptsächlich auf das sittliche und religiöse Leben der arabischen Volksstämme, und so ist es auch das Hauptbestreben dieser Reiseerinnerungen, ein möglichst getreues Gemälde von dem arabischen Volkscharakter im allgemeinen und ins besondere von der Art und Weise zu geben, wie sich derselbe bei der Pilgerfahrt, jener der mohamedanischen Welt ganz eigentümlichen Erscheinung, entwickelt und darbietet.

Außerdem war es meine Aufgabe, an Ort und Stelle Studien über die archäologische Geographie desjenigen Teils der arabischen Küste, welcher auf dem Pilgerwege liegt, anzustellen und wo möglich die Lage der im Altertum hier befindlich gewesenen Orte zu identifizieren. Wenn auch meine Verkleidung als Muselmann es mir zur strengen Pflicht machte, alles das zu vermeiden, was den Europäer hätte verraten können, namentlich das offene Nachfragen nach antiken Ruinen und das Aufsuchen derselben, so hoffe ich doch, ist es mir aus der Vergleichung der Lokalitäten mit den Beschreibungen derselben bei den Schriftstellern des Altertums gelungen, etwas dazu beizutragen, um in die alte Geographie dieser Gegenden einiges Licht zu bringen. Da jedoch der Zweck dieses Buches nicht ein ausschließlich wissenschaftlicher ist, so suchte ich meine archäologischen Forschungen überall, so viel wie tunlich, in das Gewand der Kürze zu kleiden und wandte meine Aufmerksamkeit vorzüglich demjenigen Teile zu, der von allgemeinerem Interesse ist, nämlich den Sittenschilderungen und Bildern aus dem Volksleben, bei welchen ich mich bemüht habe, den Stempel der Wahrheit stets beizubehalten, selbst auf die Gefahr hin, zuweilen der Derbheit beschuldigt zu werden. Hoffentlich wird dasselbe Publikum, welches im vorigen Jahre mein Reisewerk „Drei Jahre im Nordwesten von Afrika" so günstig aufnahm, auch diesen weiteren Früchten meines Reiselebens dieselbe Gunst zuwenden.

Manchem meiner Leser möchte es wohl seltsam vorkommen, dass eine Reise, welche schon vor vier Jahren gemacht wurde, erst jetzt im Drucke erscheint. Sie jedoch früher erscheinen zu lassen, das war mir durch die wichtigsten Rücksichten untersagt, durch Rücksichten, welche jeder meiner Leser gutheißen wird. Hätte ich nämlich früher dieses Werk veröffentlicht, so würde der arme Araber, welcher mir bei der Ausführung meines Reiseplanes wesentlich behilflich gewesen war, die unhaltbarste Stellung gehabt haben, ja sein Leben würde vielleicht von seinen fanatischen Landsleuten bedroht worden sein. Denn nichts scheint dem Muselmann strafbarer, als einem Christen den Besuch der heiligsten Stadt des Islam zu erleichtern. So lange dieser Mann, dessen Doppelgänger ich mit seinem Wissen und Willen vorstellte, lebte, verbot es mir mein Gewissen, diese Reise und somit seine Mitschuld an einer nach muselmännischen Begriffen verbrecherischen Handlung zu veröffentlichen. Erst in diesem Sommer, da ich den Tod Abd-er-Rahmans erfuhr, sah ich mich von allen Skrupeln befreit und der Herausgabe meiner Reise stand kein Hindernis mehr im Wege.

Schließlich noch ein Wort über die Rechtschreibung arabischer Namen. Es gibt bei der Transkription arabischer Worte mit deutschen Lettern zwei Grundsätze, von denen man sich leiten lassen kann. Der eine ist, die literale Form überall beizubehalten; der andere, die Worte so zu schreiben, wie sie ausgesprochen werden. Erster der Grundsatz, der freilich nur unvollkommen anwendbar ist, würde mich natürlich dann geleitet haben, wenn mein Werk nur für Orientalisten bestimmt gewesen wäre. Da dies aber nicht der Fall ist, so bin ich dem zweiten Grundsatz gefolgt und habe mich bemüht, die Worte überall durch so wenig Buchstaben als möglich, das heißt nur durch diejenigen Buchstaben, welche ausgesprochen werden, wiederzugeben. Alle bloß orthographischen Buchstaben, alle diejenigen phonetischen Zeichen, welche nur im klassischen Arabisch gesprochen werden, die Deklinationsendungen und das Tanuin mussten somit wegfallen. Indem ich mich von diesem Grundsatz leiten lies, alle nicht ausgesprochenen Buchstaben wegzulassen, sollte ich freilich zu Resultaten kommen, welche von denen anderer Reisenden abwichen deshalb wundere man sich nicht, wenn man in diesem Buche manche Worte, die ältere Reisewerke in ganz anderer Form wiedergeben, durch Beraubung ihrer bloß orthographischen Buchstaben, eine andere Gestalt annehmen sieht, wenn ich z. B. Arafa schreibe statt Arafat, wie alle Reisenden vor mir dieses Wort geben, dessen Schlussbuchstabe Ta nur in den seltensten Fällen, d. h. nur dann, wenn ein Hauptwort im Genitiv oder ein persönliches Pronomen darauf folgen sollte, ausgesprochen wird. Ähnliche Abkürzungen und in einzelnen Fallen selbst scheinbare Verlängerungen musste ich mit andern Worten Vornehmen, um ihre Form der Aussprache so nahe als möglich zu bringen.

[Den 14. November 1864.
Der Verfasser



I. Verkleidung als Moslem und Reise nach Kairo.
II. Nilreise von Kairo nach Kene.
III. Von Kene durch die Wüste nach Kosseir.
IV. Überfahrt auf dem Roten Meere von Kosseir nach El Imbu.
V. El Imbu.
VI. Von El Imbu nach Dschedda.
VII. Dschedda.
VIII. Dschedda.
IX. Wallfahrt von Dschedda nach Mekka.
X. Mekka. Erster Besuch der Moschee.
XI. Mekka. Umgang um die Kaaba.
XII. Mekka. Das heilige Haus und seine Geschichte.
XIII. Mekka. Weitere Heiligtümer der Moschee.
XIV. Mekka. Meine Wohnung und Umgebung in der heiligen Stadt.
XV. Mekkanisches Hauswesen und Unwesen.
XVI. Sittenzustände in Mekka.
XVII. Wanderungen durch Mekka.
XVIII. Weitere Pflichten der Pilgerfahrt.
XIX. Ankunft der Pilgerkarawanen.
XX. Wallfahrt nach Arafa.
XXI. Letzter Aufenthalt in Mekka und Rückreise.

Maltzan, Heinrich von (1826-1874) Reichsfreiherr zu Wartenberg und Penzlin, Schriftsteller und Orientalist

Maltzan, Heinrich von (1826-1874) Reichsfreiherr zu Wartenberg und Penzlin, Schriftsteller und Orientalist

Mekka. Die Moschee

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Mekka. Ägyptisches Mahnmahl

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Mekka. Hamidijjah, Regierungsgebäude

Mekka. Hamidijjah, Regierungsgebäude

Mekka. Hauptwache

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Mekka. Kaaba, Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee und bildet als -Haus Gottes- das zentrale Heiligtum des Islams

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Ali Rèjjis (aus einem Geschlecht von Obersten der Mu eddinin, welches von Abdallah ibn Zubair herstammen soll)

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Aun al-Rafik (1882-1905) Großscherif von Mekka

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Kaufleute (Mekka und Djiddah)

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Mekkaner

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Mekkanischer Arzt

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Mu èddin (Aufrufer zum Gottesdienst)

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Negersklaven mit dem Tumburah-orchester

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Sèjjid in Mekka

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Sohn des Arztes

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