aus Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Bd. 68

Mecklenburg im dreißigjährigen Kriege

Autor: Karl Wilhelm August Balck, Erscheinungsjahr: 1903

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, 30jähriger Krieg, Wallenstein, Tilly, Gustav Adolf,
                        Abschnitt 8:

Auf dem platten Lande war es nicht anders, Höfe und Dörfer rauchende Trümmer und weite Kirchhöfe. Gar mancher Edelmann musste wohl bei Verteidigung seines Hauses und der seinigen sein Leben lassen - so ein Hahn auf Hinrichshagen und Landrat Jürgen Flotow auf Burg Stuer. Ganze Adelsfamilien starben aus, manche wurden auf wenig Augen beschränkt und wuchsen erst allmählich wieder.

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Wie es in den fürstlichen Domänen aussah, bezeugen die um jene Zeit aufgenommenen Amts-Inventare. Hier nur dasjenige des Amtes Lübz von 1640, als noch schlimme Jahre folgten. Da heißt es damals schon Dorf für Dorf und Gehöft für Gehöft:

N. N. tot mit allen Seinigen - tot mit der Frau, der
Sohn in Lübeck - N. N. unter die Schweden gegangen,
Frau und Kinder tot - N. N. und die Kinder tot, Frau
beim schwedischen Leutnant - das Haus liegt nieder -
sämtliche Zimmer abgebrannt - bei diesem Dorfe sind
1 1/2 Scheffel Wintersaat gesäet - an Vieh kein
Vorrat - bei diesem Dorfe ist Nichts gesäet, kein Vieh,
hier lebt kein Hauswirt, nur zwei Witwen und eine Magd, -
Dorf Retzow ganz wüste - ebenso Quaßlin - Wahlstorf -
Karbow - Darß - Wilsen - diese Dörfer ausgestorben, nur
Wenige weggelaufen.

Im Amte Dargun waren von 227 bäuerlichen Hauswirten 1639 nur noch 31 vorhanden; 1640 heißt es: Alles wüst und verbrannt, kein Mensch noch Vieh; wegen der kaiserlichen Reuter zu Malchin, welche Alles unsicher machen, darf sich Niemand aufs Land wagen.

Im Amte Gnoien lebten 1639 von 82 Hauswirten noch 6, 47 Gehöfte waren niedergebrannt, - 1644 Schlutow, Küsserow Amts Kalen, Damm, Schlakendorf ganz wüste.

Amt Neukalen von 49 Bauern 1639 noch 3, die Gesamtbevölkerung 1644 nur 8 Seelen, 1653 heißt es: lange wüst und menschenleer.

Amt Grabow zählte von 82 Bauern 1641 nur noch 12.

Im Amte Güstrow waren 1644 von 414 Bauern abgebrannt 283; noch 1701 waren 72 wüst.

Amt Goldberg mit 200 Bauern war 1638 ganz wüst und ausgebrannt.

Amt Plau heißt noch 1650 zu 3/4 wüst.

Amt Stavenhagen mit vorher 558 Bauern zählte 1638 an Jung und Alt 72 anwesende Personen, von 5000 Einwohnern waren nach dem Kriege 329 am Leben, 30 Dörfer waren ganz wüst.

Im Amt Warin waren 1639 von 93 Bauern wüst 77, 16 Bauern und 11 Witwen am Leben; kein einziges Haupt Vieh, kein Brot, keine Saat.

Die Ämter Wredenhagen, Ivenack, Plau zählten vor dem Kriege 724 Bauern, 4300 Seelen, nachher 97 Bauern und 600 Seelen.

In den Ämtern Neustadt und Schwerin waren noch 1656 viele Ortschaften ganz und halb wüste, die Gebäude weg, die Ländereien in Rusch und Busch, die Gehöftsfamilien tot und verschollen.

Nur langsam ging die neue Kolonisation wieder vorwärts. Noch 1662 befahl der Herzog, in jedem Amte 10 Bauern auszusetzen, ihnen auf herrschaftliche Kosten die Gebäude zu errichten, die Felder zu besäen, und auch mehrere Freijahre zu geben. Nach etwa vorhandenen Kindern der früheren Bauernfamilien wurde überall Nachfrage gehalten, um sie, wenn nicht gütlich, so doch nach dem Recht der Leibeigenschaft mit Gewalt auf die Hufen zurückzubringen. Aus der Mark, aus Holstein, Pommern kamen zahlreiche Einwanderer, welche dort Alles verloren hatten und nun hier ihr Glück versuchen wollten. Dennoch ist die Anzahl der früheren Bauern bis auf diesen Tag bei Weitem nicht erreicht. - Nach möglichst genauer Schätzung waren vor dem großen Kriege im landesherrlichen Domanium jetzigen Mecklenburg-Schwerinschen Anteils rund 7700 Bauern, jetzt wohnen darin 5440 inzwischen vererbpachtete Bauern; der Abgang beträgt also etwa 2260, deren Ländereien nach dem Kriege aus Notbehelf großenteils zu Hofacker gemacht sind. Rechnet man nun durchschnittlich etwa 10 frühere Bauern auf einen jetzigen Pachthof, so ergibt dies seit dem Kriege eine Zunahme von mehr als 200 großen Höfen, welche Zahl auch der Wirklichkeit entspricht. Die Folgen des 30jährigen Krieges wirken also noch in die Jetztzeit hinein.

Gustav Adolf

Gustav Adolf

Kaiser Ferdinand II.

Kaiser Ferdinand II.

Albrecht von Wallenstein

Albrecht von Wallenstein

Maximilian von Bayern

Maximilian von Bayern

Kurfürst Johann Georg von Sachsen

Kurfürst Johann Georg von Sachsen

Hans Georg von Arnim

Hans Georg von Arnim

Friedrich V. von der Pfalz

Friedrich V. von der Pfalz

Ernst von Mansfeld

Ernst von Mansfeld

Christian IV. von Dänemark

Christian IV. von Dänemark

Christian von Braunschweig

Christian von Braunschweig