Die Rivalen Tilly und Wallenstein. Militärische Führer des 30jährigen Krieges.

Im Frühling 1627 zog Tilly sich näher an die Elbe und machte Anstalten zum Uebersetzen und zum Angriff auf die Dänen. Vorstellungen der mecklenburgischen Herzöge zum Einhalten begegnete er mit der Forderung, daß sie dann selbst die Dänen aus ihren Landen herauswerfen möchten, wozu sie doch zu schwach waren, wie denn auch ihre dringenden Anträge beim König von Dänemark um Entfernung seiner Truppen unbeachtet blieben. - Im August begann nun Tilly den Uebergang über die Elbe, aber sein Rivale Wallenstein, welcher bereits sein Auge auf Meklenburg gerichtet hatte und deshalb eine vorherige Besetzung des Landes durch Tilly ungern sah, kam ihm noch zuvor. Nachdem er seinen General Graf Schlick in Eilmärschen voraufgesandt hatte, welcher am 27. August vor Dömitz erschien, folgte er selbst schon am nächsten Tage und hielt unter Pauken- und Trompetenschall mit glänzendem Gefolge seinen feierlichen Einzug in die Stadt, bankettirte auch auf offener Straße in unmittelbarer Nähe der Festung. Diese selbst war von 400 Mann mit 4 schweren und 11 leichten Geschützen unter dem Kapitän Oberberg, einem Mecklenburger, besetzt, welcher schon vorher auf eigne Hand wegen der Uebergabe verhandelt hatte, die jedoch auf sein Befragen von der zum äußersten Widerstande entschlossenen Besatzung abgelehnt wurde. Ein wackerer Konstabler Namens Warkentien, später in gleicher Stellung auch zu Rostock, bat sogar wiederhol um Erlaubniß, seine beiden mit kleinen Kugeln vollgeladenen Geschütze auf die nahe Wallensteinsche Gruppe abbrennen zu dürfen, er wolle dafür einstehen, daß auch keiner sich wieder erheben solle, und ließ erst auf Oberbergs Drohungen davon ab. selbst die Dömitzer Bürger hatten vorher schon um Aufnahme von Weib und Kind in die Festung gebeten, welche sie dann bis auf den letzten Blutstropfen vertheidigen helfen wollten, aber vergebens. Am dritten Tage früh rückten die Kaiserlichen - 64 Fähnlein oder Kompagnien, die Fahnentücher alle schwarz und gelb gestreift, im gelben Felde der schwarze Doppeladler - zum Sturm an, da übergab Oberberg die Festung. - Er wurde demnächst vor ein Kriegsgericht gestellt, aber nicht verurtheilt, weil längerer Widerstand doch aussichtslos gewesen wäre.

Wallenstein selbst ging ohne Aufenthalt weiter ins Holsteinsche, um den Dänenkönig im eignen Lande anzugreifen, beauftragte aber seinen Oberst Arnim mit der Okkupation Mecklenburgs. Dieser besetzte alle mecklenburgischen Landstädte, jede mit 1-2 Kompagnien, auch die Festung Plau, und eroberte nach mehrwöchentlicher Belagerung die von den Dänen hartnäckig vertheidigte Stadt Bützow; die städtischen Einwohner mußten überall ihre Waffen abliefern.


Im Oktober 1627 schifften sich die Dänen in Wismar ein. Diese Stadt wollte zuerst den Kaiserlichen Widerstand leisten, doch bewog sie der Herzog Adolph Friedrich am Ende des Oktober zur gutwilligen Uebergabe und Einnahme einer freilich bald bedeutend verstärkten Besatzung von 1000 Mann unter Oberst Hebron, welcher aber wegen Ausschreitungen bald entfernt und durch Oberst Gramb ersetzt wurde; im Dezember räumten die Dänen auch Poel und die Mecklenburger den Walfisch. Auch das gut kaiserlich gesonnene Rostock sollte kaiserliche Besatzung einnehmen, kaufte sich aber für diesmal noch mit 140000 Thlr. los.

Im Januar und Februar 1628 verfügte darauf der Kaiser die Entsetzung der mecklenburgischen Herzöge wegen angeblichen Hochverraths, auch die zunächst pfand-, dann kaufweise Ueberlassung ihrer Lande an Wallenstein, von welchem namentlich auch die hiesige Wiederherstellung der katholischen Religion erwartet wurde; die Unterthanen wurden von ihren Eiden und Pflichten gegen ihr altangestammtes Herrscherhaus entbunden, die Stände mußten im März zu Güstrow ihrem neuen Landesherrn in der Person seines Vertreters, des Oberst St. Julien, huldigen. Gleichzeitig wurde auch das bis dahin verschonte Schloß zu Schwerin durch die kaiserlichen Hauptleute Hoffmann und Heyden besetzt; Herzog Adolph Friedrich entließ seine Truppen und behielt bei sich nur 18 Mann unter einem Wachtmeister. Auf Wallensteins Drängen mußten darauf im Mai beide Herzöge ihre Heimath verlassen. Sie verweilten eine Zeitlang zu Torgau, Reinharz, endlich seit Sommer 1629 dauernd zu Lübeck auf einem bischöflich bremischen Stiftshofe, im Hause des Patriziers Andreas Hundt und zu Hamsfelde bei Lübeck; baare Unterstützungen kamen vom dänischen Könige und von dem verwandten holsteinischen Herzoge und Bischof von Bremen, bedeutende Naturallieferungen von Getreuen aus allen mecklenburgischen Landestheilen. Die Kinder des Herzogs Adolph Friedrich wurden nach Stockholm an den Hof seines Vetters, des Königs Gustav Adolph, gebracht. Wallenstein selbst hielt im Juli seinen Einzug in seine erwählte Residenz Güstrow, hat aber nur gerade ein Jahr in seinem neuen Herzogthum verweilt und es im Juli 1629 zu weiteren Kriegszügen wieder verlassen. - Eine seiner ersten Sorgen war die Besetzung Rostocks, wozu die Stadt sich aber erst im Oktober verstand, als die kaiserliche Armee unter Wallensteins persönlicher Führung schon zum Sturm angetreten war; vereinbarungsmäßig sollte die kaiserliche Garnison nur 1000 Mann betragen, doch wurde sie bald vervierfacht; den Oberbefehl in der Stadt führte zuerst Graf Hatzfeldt und nach dessen Ermordung durch den überspannten Licentiaten Vahrmeyer der Freiherr von Virmond neben dem Grafen Barthold Wallenstein, einem Vetter des neuen mecklenburgischen Herrschers. Uebrigens war auch schon seit Februar Rostocks Lebensader zur See unterbunden durch Anlage von Schanzen seitens des Obersten Arnim zu Warnemünde zum Schutze gegen die Dänen, welche nun den dortigen Hafen mit ihren Schiffen blokirten, auch Rostocker Fahrzeuge kaperten.

Wie sehr sich Wallenstein auch als Landesherr bewährte, wie er vor Allem die höheren Behörden neu organisirte, die bereits vom Herzog Adolph Friedrich geplante Trennung der Justiz von der Administration durchführte, Handel, Schifffahrt, Fabriken, Bauten u. s. w. begünstigte, überall hin seine fürsorglichen Blicke lenkte, ist in unseren Jahrbüchern schon wiederholt und sehr eingehend dargelegt. Selbstverständlich war er auch bestrebt, sein neues Land möglichst von den schweren Kriegslasten zu befreien. Plünderungen und sonstige Ausschreitungen seiner Truppen wurden auch Strenge untersagt und aufs Härteste bestraft; aber der baare und naturale Unterhalt der letzteren, die Festungsbauten zu Rostock, Wismar, Dömitz, Plau und Boizenburg, wozu die angrenzenden Aemter und benachbarten Städte Mannschaft, Anspannung und Fuhrwerk stellen mußten - die Verproviantirung der Festungen aus dem ganzen Lande - brachten drückende Opfer mit sich und ließen die Unterthanen nicht zur Ruhe und Erholung gelangen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg im dreißigjährigen Kriege