Der stumme Ordensmann

Eines Tages ging einer von den Vätern einer französischen Trappisten-Abtei, mit dem Brevier in der Hand, in der an den Garten stoßenden Allee betend auf und nieder; da näherte sich ihm ein reitender Offizier und erkundigte sich nach dem Weg nach Rennes; der Geistliche, dem seine strenge Regel nicht zu sprechen erlaubte, deutete mit der Hand die Himmelsgegend an, als wolle er dem Offizier die Richtung angeben, und schwieg; das nahm der Kriegsmann aber gewaltig übel, zornig brauste er auf und rief gebieterisch: ist ein königlicher Offizier etwa nicht Wert, dass man ihm antworte? der Ordensmann legte den Finger auf den Mund, aber auch dies Zeichen wollte der Offizier noch nicht verstehen; er springt vom Pferde, ergreift den Mönch bei der Gurgel, wirft ihn zu Boden und misshandelt ihn mit seiner Peitsche.

Nun will der Bramarbas wieder zu Pferde steigen, allein dieses sträubt sich, wird scheu und wild, und droht seinem Reiter mit Gefahr; da erhebt sich der zerschlagene Mönch von der Erde, kräftig fasst er dem sich bäumenden Hengst in die Zügel, hält die Steigbügel zurecht und lässt ohne ein Wort zu sagen, ohne eine Miene zu verziehen, den beschämten Offizier aufsitzen und davon reiten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mannigfaltigkeiten