MEISSNER PORZELLAN. SEINE GESCHICHTE UND KÜNSTLERISCHE ENTWICKLUNG
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Von zusammenfassenden neueren Darstellungen der Geschichte des Meissner Porzellans des 18. Jahrhunderts kennt die Literatur eigentlich nur eine einzige, das ausgezeichnete Werk Karl Berlings. Der hohe Preis dieses Buches und sein unhandliches Format mögen die Schuld daran tragen, dass es nicht im Besitze jedes Porzellansammlers zu finden ist. Aus dem Bedürfnisse nach einem wohlfeilen und handlichen Buche entstand diese Schrift, die, wie das Berlingsche Buch wenn auch nicht mit der gleichen Ausführlichkeit, versucht, einen Gesamtüberblick über die Geschichte und künstlerische Entwicklung des Meissner Porzellans im 18. Jahrhundert zu geben. Führer und Berater zu sein, ist ihre vornehmste Aufgabe; daher wurde das entwicklungsgeschichtliche Moment gegenüber dem rein geschichtlichen hervorgehoben, wurde versucht, auf die Eigentümlichkeiten nachdrücklich hinzuweisen, die jeder der vier großen künstlerischen Abschnitte des Meissner Porzellans des 18. Jahrhunderts besitzt, und wurde vor allem Wert gelegt auf sorgfältige und nach Möglichkeit erschöpfende Markenerklärung.
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- I. Die Entwicklung unter Böttger (1709 — 1719)
- II. Die Entwicklung unter Höroldt (1720 — 1735)
- III. Die Entwicklung unter Kaendler (1735 — 1763)
- IV. Die Zeit nach Kaendler bis zu Marcolini (1763 — 1814)
- V. Die inneren und Betriebsverhältnisse der Meissner Manufaktur (1709 — 1814)
- VI. Schlusswort
- VII. Die Marken
- VIII. Anmerkungen
- Literaturnachweise
- Verzeichnis der Abbildungen
- Quellennachweis der Abbildungen
- Register
Da die Absicht besteht, dieser Darstellung der Meissner Porzellankunst des 18. Jahrhunderts später eine solche der Meissner Porzellankunst des 19. Jahrhunderts und bis hinauf in unsere Zeit folgen zu lassen, so begrüße ich es natürlich mit Dank, wenn mir die erbetenen Wahrnehmungen und Anregungen auch für die Zeit nach Verlauf des Marcoliniabschnitts gegeben werden, vor allem für die Jahre 1816 bis etwa 1860.
Nur in einer Beziehung forderte diese Darstellung ein näheres Eingehen auf die rein geschichtliche, insbesondere erfindungsgeschichtliche Seite. Im 18. Jahrhundert ist Johann Friedrich Böttger wieder- holt das Vorrecht an der europäischen Porzellanerfindung bestritten und einem gelehrten Zeitgenossen von ihm, dem Physiker und Mathematiker Ehrenfried Walther v. Tschirnhaus, zuerkannt worden. Das erstemal schon zu seinen Lebzeiten, von ihm unwidersprochen gelassen wohl nur deswegen, weil er, als die Behauptung von einem gewissen Bussius erhoben wurde, schwer krank darniederlag und bald darauf starb. Zuletzt vor etwa einem Jahrhundert. Nun sind neuerdings wieder zwei Schriftsteller — der eine im Jahre 1903, der andere im vorigen Jahre — mit der alten Mutmaßung hervorgetreten. Dr. Ernst Zimmermann, der Direktorialassistent der Königl. Porzellansammlung zu Dresden, ist ihr in diesem Sommer in einer wissenschaftlichen Zeitschrift entgegengetreten; ich glaubte dieselbe Pflicht der breiteren Öffentlichkeit gegenüber zu haben.
Zu großem Danke verpflichtet fühle ich mich dem Dresdner Sammler C. H. Fischer, der aus den immer noch reichen Schätzen seines im vorigen Jahre teilweise veräußerten Porzellanbesitzes manches köstliche Stück zur Wiedergabe in diesem Buche zur Verfügung stellte; ferner dem gegenwärtigen Leiter der Meissner Porzellanmanufaktur, Herrn Geh. Kommerzienrat Gesell, der den Bilderschmuck ebenfalls fördern half, und dem langjährigen Betriebsdirektor der Königl. Sächsischen Porzellanmanufaktur, Herrn Oberbergrat Dr. Heintze, dem ich wertvolle entwicklungsgeschichtliche Hinweise und technische Fingerzeige verdanke. Auch meinen Verlegern, den Herren Eugen Marquardt und Dr. M. Voigtei in Berlin, fühle ich mich dankbar verbunden für die vornehme Ausstattung, die sie dem Buche gaben; ebenso dem Drucker, Herrn Oscar Brandstetter, in Leipzig der mit großer Bereitwilligkeit auf alle Wünsche einging, die ihm hinsichtlich der Anordnung des Textes ausgesprochen wurden.
Oberloschwitz, im November 1907. W. Doenges
Geleitwort zur zweiten Auflage
Ihrem äußeren Gewände nach unterscheidet sich diese zweite Auflage nicht wesentlich von der ersten. Die Gliederung des Stoffes hat sich bewährt, und dieser selbst war schon in der ersten Bearbeitung so ausführlich behandelt worden, dass Nachträge von Bedeutung nicht erforderlich geworden sind. Denn was der Forschung über die in diesem Bande behandelten Perioden des Meissner Porzellans zu tun noch übrig bleibt, geht weniger die Formen und die Bemalung an, als die Aufhellung des Dunkels, das in mehr als einer Beziehung noch über ihrer Erfindungsgeschichte und über den Entwicklungen liegt, die sich innerhalb der Meissner Porzellanmanufaktur in der ersten Zeit ihres Bestehens, also in der Periode, da sie noch unter dem unmittelbaren Einflüsse Böttgers stand, vollzogen. Ich konnte mich somit darauf beschränken, das Buch an der Hand der neuesten Literatur aufmerksam durchzugehen, dort eine Erweiterung, hier eine Kürzung oder geringfügige Änderung vorzunehmen. Für letztere kam mir das Zimmermannsche Werk ,,Die Erfindung und Frühzeit des Meissner Porzellans“ sehr zustatten. Es ist die einzige bedeutungsvolle Schrift zur Entwicklungsgeschichte des Meissner Porzellans, die neben einem Werke von Berling „Festschrift zur zweihundertjährigen Jubelfeier der ältesten europäischen Porzellanmanufaktur Meissen“ und einer Schrift von Reinhardt „Tschirnhaus oder Böttger?“ inzwischen erschienen ist. In der ersten Auflage habe ich zu der Streitfrage um die Priorität der Erfinderschaft des Meissner Porzellans, die in dem Buche von Reinhardt zugunsten des Physikers und Mathematikers Ehrenfried Walther v. Tschirnhaus erneut angeschnitten wird, ziemlich ausführlich Stellung genommen, selbstverständlich durchaus für Böttger. In der Neubearbeitung konnte ich mich hierzu wesentlich kürzer fassen, weil das obengenannte Zimmermannsche Werk endgültig mit der Annahme aufräumt, dass Tschirnhaus für die Erfindung des Meissner Porzellans in Frage kommt. Und weiter machte das Zimmermannsche Buch, welches das Charakterbild Böttgers gegenüber den Charakteristiken seiner früheren Biographen um vieles günstiger zeichnet, auch den wörtlichen Abdruck der beiden großen „Memoriale“ überflüssig, die ich der Ersten Auflage beigegeben hatte, um an ihnen nachzuweisen, dass ein Mann, der so inhaltreiche, ernste und kluge Worte über seine Pläne und Absichten ausspricht, geistig und sittlich unmöglich eine so fragwürdige Persönlichkeit gewesen sein kann, wie sie mehr als einmal geschildert worden ist.
Eine wertvolle Bereicherung glaube ich dem Buche dadurch gegeben zu haben, dass ich die Wiederauffindung von bisher verschollen gewesenen Porzellangruppen verzeichnet habe, die Berling bei einem Besuch des Schlosses Oranienbaum bei Petersburg gelungen ist. Es handelt sich um Arbeiten Kaendlers und Aciers und seiner Gehilfen. Auch das Markenkapitel und die Literaturnachweise konnten erweitert werden.
Die erste Auflage ist schon seit langem vergriffen gewesen; der Krieg verhinderte das Erscheinen der längst geplanten Neubearbeitung, und nach ihm machten die ins Ungeheure gestiegenen Herstellungskosten die Herausgabe unsicher. Ich schulde Herrn Wolfgang Jeß, dem neuen Verleger, den wärmsten Dank nicht nur dafür, dass er überhaupt den Mut gefunden hat, das Werk neu aufzulegen, sondern insbesondere auch dafür, dass er ihm dieselbe vornehme Ausstattung bewahrt hat, die es bei seinem ersten Erscheinen erhalten hatte. Wertvolle Unterstützung wurde mir durch die Herren Prof. Dr. Ernst Zimmermann, Direktor der staatlichen Porzellansammlung zu Dresden, und Hofrat Prof. Dr. Karl Berling, Direktor des staatlichen Kunstgewerbemuseums zu Dresden, zu teil, die mir die Erlaubnis gaben, Abbildungen aus den weiter oben genannten Schriften zu übernehmen; auch die staatliche Porzellanmanufaktur in Meissen und die Direktion des Kunstgewerbemuseums zu Leipzig förderten meine Arbeit in dieser Beziehung aufs bereitwilligste. Und Herrn Geh. Kommerzienrat Generalkonsul v. Klemperer endlich verdanke ich die Abbildung des wundervollen Uhrgehäuses, das Gottlob Kirchner modelliert hat. Ihnen allen schulde ich tiefgefühlten Dank. Und in diesen Dank beziehe ich auch Herrn Oskar Brandstetter in Leipzig ein, der der Drucklegung des Werkes wiederum die größte Sorgfalt und oft bewährte Geschicklichkeit widmete.
Möchte meiner Arbeit auch für diese zweite Auflage der freundliche Erfolg beschieden sein, den sie bei ihrem ersten Erscheinen gefunden hat.
Dresden, im August 1920. W. Doenge
Meissner Porzellan 000 - Johann Friedrich Böttger 1682-1719
Meissner Porzellan 001 - Fürst zu Pferde, 1735-1740
Meissner Porzellan 002 - Humpen, Horoldtsche Periode 1725-1730
Meissner Porzellan 003 - Deckelvase
Meissner Porzellan 004 - Kaffeekannen und Zuckerdose. Horoldtsche Periode um 1730
Meissner Porzellan 005 - Kreuzigung. Um 1730-1735
Meissner Porzellan 005 - Kruzifixus, Böttgersteinzeug
Meissner Porzellan 007 - Schale, Vase, Spucknapf und Sahnengießer
Meissner Porzellan 008 - August III. und Gemahlin
Meissner Porzellan 009 - Die Kreuzigung Christi
Meissner Porzellan 010 - Terrine aus dem Schwanenservice
Meissner Porzellan 011 - Blumentisch zum Sulkowskischen Service
Meissner Porzellan 012 - Modell zum Reiterstandbild Augusts III
Meissner Porzellan 013 - Perlhuhn. 1741
Meissner Porzellan 014 - Diana
Meissner Porzellan 015 - Tabour, Vogelfänger, Tischler und Tabulettkrämer
Meissner Porzellan 016 - Spiegelrahmen, 1750