Besserung

Besserung. Ein Jude in B... wurde wegen grober Betrügereien zur gerichtlichen Untersuchung gezogen. Nach Maßgabe der gehörig ausgemittelten Verbrechen verurteilte man ihn zu zweijähriger Zuchthausstrafe nebst dreißig Peitschenhieben, und dass er demnächst nach überstandener Strafzeit so lange in einer Korrektions-Anstalt untergebracht werden sollte, bis er seinen künftigen ehrlichen Erwerb gehörig nachgewiesen habe. — Als ihm diese Sentenz publiziert worden, verfügte sich sein Defensor, der Justiz-Commissarius K., zu ihm, ob er das Mittel der Appellation ergreifen wolle, mit dem Bedeuten, dass er jedoch schwerlich dadurch eine Milderung des nach den überwiesenen Vergehungen schon sehr milden Urteils bewirken möchte.— „Mein,“ sagte der Jude, „wir können's doch probieren. Liebster Herr Justiz-Commissarius, die Zuchthausstrafe lass' ich mir noch gefallen, auch die Peitschenhiebe will ich gern hinnehmen, machen Sie nur, dass ich von der Besserung loskümme.“


— In Paris wurde ein Dieb auf der Tat erwischt und ins Gefängnis geschleppt. Flehentlich bat er hier, vor den Polizeiminister S... gelassen zu werden. — Endlich wurde ihm dies bewilligt. Als er vor dem Minister erschien, warf er sich ihm zu Füßen und bat um Schonung wegen seiner vier unerzogenen Kinder. — Anfangs blieb S... ungerührt; als aber der Dieb die Geschichte seiner Verirrungen erzählte und dabei die Füße des Ministers fest umklammerte, so sagte dieser: „Gut, ich will Dich noch einmal frei lassen, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, dass Du Dich besserst. Wirst Du noch einmal auf einem Diebstahl ertappt, so sollst Du desto härter bestraft werben.“ — Mit gerührtem Herzen versprach der Begnadigte Besserung. „Und damit Sie sehen,“ fuhr er fort, „dass es mir Ernst ist, so gebe ich Ihnen Ihre brillantenen Schnallen zurück, die ich Ihnen, während ich Ihre Füße umklammerte, aus den Schuhen gelöst habe.“