Aufrichtigkeit

Aufrichtigkeit wird nicht immer gut aufgenommen. Die Freunde schaft zweier junger Damen, obschon anscheinend auf dem Felsen ewiger Anhänglichkeit gegründet, endete auf folgende Art: „Liebste Freundin, mich dünkt, Du hast keine Figur zum Tanzen, ich rate Dir daher, in Zukunft davon abzustehen.“ Die andere war natürlich durch solch' einen Beweis der Aufrichtigkeit gerührt, und entgegnete: „Ich bin Dir, meine Teure, sehr für Deinen Rat verbunden; dieser Beweis Deiner Freundschaft verlangt eine Erwiederung: ich möchte Dir aufrichtig empfehlen, das Singen aufzugeben, weil Deine Stimme in den höheren Tönen bisweilen dem melodischen Quiken des Katzengeschlechtes gleicht.“ Keine von Beiden befolgte den erteilten Rat, die eine tanzte, die andere sang nach wie vor, und Beide begegneten einander in Zukunft nur als Feindinnen.