005. Der Kobold (Nach Grimm.)

An einigen Orten hat fast jeder Bauer, Weib, Söhne und Töchter, einen Kobold, der allerlei Hausarbeit verrichtet, in der Küche Wasser trägt, Holz haut, Bier holt, kocht, im Stalle die Pferde striegelt, den Stall mistet und dergleichen. Wo er ist, nimmt das Vieh zu und Alles gedeiht und gelingt. Noch heute sagt man sprichwörtlich von einer Magd, der die Arbeit recht von der Hand geht: „Sie hat den Kobold." Wer ihn aber erzürnt, mag sich vorsehen.

Sie machen, ehe sie in die Häuser einziehen wollen, erst eine Probe. Bei Nachtzeit nämlich schleppen sie Sägespäne ins Haus, in die Milchgefäße aber bringen sie Kot von unterschiedenem Vieh. Wenn nun der Hausvater genau achtet, dass die Späne nicht zerstreut, der Kot in den Gefäßen gelassen und daraus die Milch genossen wird, so bleibt der Kobold im Haus, so lange nur noch einer von den Hausbewohnern am Leben ist.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lesebuch zur Förderung humaner Bildung