Lecoq, Karl Ludwig Edler (1753-1829). Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie, Band 18
Autor: Bernhard von Poten (1812-1909) Preußischer Oberst, Militärbiograph, Erscheinungsjahr: 1883
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Karl Ludwig Edler von Lecoq, preußischer Generalmajor, 1753 geboren, 1766 in den Dienst getreten, kam als kenntnissreicher und gebildeter Offizier in den Generalquartiermeisterstab, machte in diesem als Major die Rheincampagne mit, erwarb vor Mainz den Orden pour le mérite, ward 1802 zum Commandeur en chef des Grenadiergardebataillons ernannt und bei Ausbruch des Krieges von 1806 mit dem Commando der Truppen in Westfalen betraut.

Er besaß das besondere Vertrauen des Königs und hatte in der Armee einigen Ruf; da unter seiner Leitung eine 1805 in 22 Blättern herausgegebene gute Karte von Westfalen aufgenommen war, hielt man ihn für die ihm gewordene Stellung für vorzugsweise geeignet. Er erfüllte indes die von ihm gehegten Erwartungen wenig. Am 2. October in Münster angekommen, empfing er von Blücher am 9. die Nachricht vom Beginn der Feindseligkeiten Und die Weisung, offensiv vorzugehen; kaum aber hatte er sich angeschickt, dieser zu befolgen, so trafen Nachrichten von den Ereignissen des 14. und der Befehl für ihn ein, nach der Elbe zu marschieren. Er setzte sich daher nach dieser Richtung in Marsch, fürchtete aber, jenen Strom nicht mehr zu erreichen, ging nach Hameln und bezog hier am 24. ein Lager. In der Festung commandirte General v. Schöler, ganz in der Nähe derselben stand außerdem General v. Hagken mit einem Truppencorps; alle drei Abtheilungen, gegen 10.000 Mann, theilten fortan gleiches Schicksal und für alle gemeinsam begannen schon am 10. November nach ganz unbedeutenden Gefechten, die Unterhandlungen mit den am 7. vor der Festung erschienenen Franzosen. Wenige Tage später verlegte Lecoq des schlechten Wetters wegen seine Truppen aus dem Lager in die Stadt und schien zunächst an eine ernste Verteidigung zu denken, bald aber wurden die Unterbrochenen Verhandlungen von neuem aufgenommen und schon am 20. desselben Monats gingen die preußischen Führer, durch General Savary’s Auftreten vollständig eingeschüchtert, eine Kapitulation ein, zufolge deren am 22. die in vollkommenem Verteidigungszustande befindliche, mit allem Bedarf wenigstens noch für einen Monat auf das reichlichste versehene Festung, ohne daß sie überhaupt angegriffen war, 6000 Feinden überliefert werden sollte, welche nur über weniges Feldgeschütz verfügten. Die Soldaten sollten kriegsgefangen nach Frankreich gebracht, die Offiziere auf Ehrenwort entlassen werden. Auf die Nachricht hiervon brach unter den Truppen ein Meuterei aus, die Mannschaften zerstreuten sich zumeist und die Franzosen rückten ohne weiteres ein. Lecoq wurde nicht weiter verwendet und starb zu Berlin am 14. Februar 1829.

L. v. Zedlitz, Pantheon des preuß. Heeres, II, Berlin 1836. – E. v. Höpfner, Der Krieg von 1806 und 1807, II, 2. Auflage, Berlin 1855.