Der Meeresboden.

Der Meeresboden zeigt im Allgemeinen nicht die große Mannigfaltigkeit desjenigen der Nordsee: Auf größeren Tiefen, welche mehr als 50 m betragen, also östlich von Bornholm, findet man fast durchgehend weichen Schlick von brauner oder grauer Farbe oder harten Ton. Auf den flacheren Stellen sowie auf den von den Flüssen angeschwemmten Bänken und nach den flacher werdenden Ufern der Küste zu, wird meist feiner, je nach der Gegend verschiedenfarbiger Sand mit kleinen Steinen angetroffen. Sind es in der Nordsee, abgesehen von Sturmfluten, vornehmlich Ebbe und Flut, die im Laufe der Jahrtausende durch ihr Mitschleppen des Grundes zu Änderungen des Meeresbodens in der Nähe der Küsten beitragen, so ist es in der Ostsee das Eis, das hier ein ähnliches Werk, allerdings in ganz anderer Weise, verrichtet und zwar ist dies besonders an der russischen Küste der Fall: Im nördlichen Teil der Ostsee friert das Eis mit dem am flachen Ufer liegenden Gestein oder von dem steilen Ufer abgesprungenen Felsstücken zusammen; bei steigendem Wasser infolge des Windes hebt es dieselben und führt sie je nach dem Winde mit sich fort. Diese Erscheinung ist vielfach an der russischen Küste beobachtet, große Felsstöcke sind dort auf den Eisschollen schwimmend gesehen worden. Ähnliche Erscheinungen sind auch im Sund beobachtet, wo gesunkene Schiffe nach einigen Jahrzehnten von Tauchern mit Steinen bedeckt wieder aufgefunden worden sind. — Übrigens sei hier daran erinnert, dass denselben Ursachen früher auch das Vorkommen der erratischen Blöcke oder Findlinge auf unseren Äckern zugeschrieben wurde. Neuerdings hat man diese sogenannte Drift-Theorie verlassen und an ihre Stelle die wohl an Gewissheit grenzende Glazial-Theorie aufgestellt. Danach sind die erratischen Blöcke durch Vergletscherung Norddeutschlands von den norwegischen Gebirgen her zu uns gebracht worden. Als Beweis wird die Gleichartigkeit der Steine mit den dortigen Gesteinsmassen angeführt.

Zum Schluss sei noch eine eigenartige Ursache, die in der westlichen Ostsee zu Veränderungen des Meeresbodens beiträgt, erwähnt, nämlich die sogenannten schwimmenden Steine, von denen kein Lehrbuch etwas zu berichten weiß und die doch jedem Kinde an der Küste bekannt sind! Es gibt hier nämlich Wasserpflanzen, die sich mit ihren Wurzeln auf dem Meeresgrund festsetzen und später in der Blütezeit Bläschen bilden, dadurch an die Oberfläche kommen und nun durch Wind und Strömung vertrieben werden, bei dem Aufschwimmen lassen die Wurzeln der Pflanze die Steinchen, an denen sie sich festgehalten haben, nicht los, sondern nehmen sie vermöge des starken Auftriebs der Pflanze mit in die Höhe und führen sie mit sich fort. Diesen kleinen sogenannten schwimmenden Steinen, die die Größe einer Erbse kaum erreichen, wird eine bedeutende Mitwirkung bei den anders gar nicht erklärlichen, kleineren Tiefenänderungen an einzelnen Stellen der Küste zugeschrieben.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und See. Unser Klima und Wetter