Die Meerestiefe.

Um Norwegen herum liegt ein 6—8 deutsche Meilen breiter Streifen Wassers von 300 — 400 m Tiefe. Auf der nördlichen Grenze zwischen den Shetlandinseln und der tiefen Rinne bei Norwegen beträgt die Tiefe etwa 150 m, um von da ab nach Süden allmählich abzunehmen. Auf 56° Breite haben wir noch im westlichen Teil der Nordsee und in der Mitte 70 — 80 m, im östlichen Teil 30 — 50 m Tiefe.

Südlich von dieser Linie liegt die Doggerbank, die halbe Breite der Nordsee einnehmend. Auf ihr sind nur Tiefen von 15 — 35 m, so dass man bei starkem Sturm und hohem Seegang mitten auf See die unheimliche Erscheinung brandender Wellen, sogenannter Brecher, beobachten kann ; auf den flachsten Stellen der Bank sind tiefgehende Schiffe sogar in Gefahr, beim Eintauchen in ein Wellental während des Sturmes mitten in der Nordsee auf Grund zu stoßen.


Die Tiefenverhältnisse an unserer Küste gestalten sich folgendermaßen; Das Land fällt unter Wasser nur mit sehr flacher Steigung ab, so dass die Tiefe von 35 m fast überall erst auf einer Entfernung von 12 — 15 deutschen Meilen von der Strandlinie erreicht wird. — Die Tiefe von 20 m reicht an die westlichen Inseln Wangeroog, Norderney, Borkum näher heran, nämlich auf 1 — 2 deutsche Meilen, als an die nördlichen Inseln, von Sylt ist sie etwa 4 Meilen entfernt; dahingegen tritt hier wieder die 10 m Tiefengrenze dicht an das Ufer heran, so dass bei Sylt große Schiffe dicht am Strande ankern könnten.

Der erste Eindruck beim Lesen dieser Zeilen dürfte der sein, dass unsere Nordsee doch eigentlich nur ein unbedeutendes Gewässer sein kann und so manchem schwindet nur zu leicht die Hochachtung vor der Majestät des Meeres, wenn er an Vergleichen mit unseren Großstadthäusern mit ihren 20 bis 30 m Höhe, sich klarmacht, wie flach eigentlich unsere Nordsee und Ostsee sind. Das ändert sich aber, sobald er nur erst die Macht des Meeres beim Sturm mit eigenen Augen zu sehen Gelegenheit hat.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und See. Unser Klima und Wetter