Die Nordsee

Von Geologen ist die Behauptung aufgestellt worden, dass das Nordseebecken wahrscheinlich einen versunkenen Teil unseres Kontinents darstellt, dessen frühere Küsten von Norwegen über die Shetlandinseln, dann außerhalb der Hebriden und westlich von Irland bis nach dem Golf von Biskaya sich erstreckt haben. Nur ein schmaler Fjord an der norwegischen Küste von damals 100 — 200 m Tiefe hat in dieses Festland bis weit in das Skagerrak hineingeragt.

All dies würden, wir jetzt mit unseren eigenen Augen sehen, wenn sich der Meeresboden um 150 m heben oder der Wasserspiegel um ebenso viel senken würde. Dann würde sich der größere nördliche Teil der Nordsee als ein ziemlich ebenes, nach Norden allmählich abfallendes Tiefland darstellen, das nach Süden durch eine flache Hügelkette abgeschlossen ist, die sich quer über die Nordsee, ungefähr in der Linie Hull — Sylt, hinzieht; Überreste dieser Hügelkette bildet jetzt die sogenannte Doggerbank. — Das südlich hiervon gelegene Land würde sich als ein etwas höheres Flachland darstellen, das noch Jahrtausende später über dem Meer hervorragte, als der niedrigere nördlichere Teil längst in die Tiefe gesunken war. In einer späteren Epoche ist dies Flachland, das England mit dem Festlande verband, ebenfalls versunken und der letzte Rest schließlich nach der Sage von den Meeresfluten durchbrochen worden. England ward zur Insel, und von beiden Seiten konnten die Fluten des Atlantischen Ozeans in die Nordsee hineinströmen und somit verdoppelter Gewalt gegen ihre östliche Küste eindringen. Von diesem Zeitpunkt ab beginnt der Zerstörungsprozess unserer Nordseeküste.


Den beschriebenen früheren Verhältnissen entsprechend stellen sich die Meerestiefen der Nordsee folgendermaßen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und See. Unser Klima und Wetter