Perioden der Kirchengeschichte Mecklenburgs

Die ganze Kirchengeschichte Mecklenburgs zerfällt durch die Reformation in zwei Hälften. Die rückwärts liegende Zeit hat ihren Wendepunkt in der Vollendung der Bekehrung, die vorwärts liegende im Westphälischen Frieden, als dem ersten Hauptruhepunkt der reformatorischen Entwickelung auch der Mecklenburgischen Kirche. Die so entstehenden vier Hauptperioden scheiden sich wieder jede in zwei Unterabteilungen. Die Versuche der Bekehrung blieben drei Jahrhunderte hindurch ohne bleibende Frucht. Erst im 12. Jahrhundert hatten die bis dahin stets wieder vereitelten Bemühungen der Bekehrer einen dauerhaften Erfolg. Der Befestigung der Kirche folgte das Steigen, diesem das Sinken der hierarchischen Macht, und die Morgenröte des mit der Reformation anbrechenden Tages. Auch die Periode der Reformation zerfällt in zwei Abschnitte, in Betracht daß das Streben der reformatorischen Bewegung in Mecklenburg zuerst vorzugsweise auf die Ausbildung der erneuerten Gemeinde in ihren inneren Verhältnissen, in Verfassung und Lehre, gerichtet war, danach aber in den großen Kampf mit hineingerissen ward, welchen die im Glauben verbrüderten Völker zur Sicherstellung gleicher Gerechtsame mit der verschiedengläubigen Hälfte Deutscher Nation unternahmen, und welcher die Feststellung der rechtlichen Verhältnisse der Kirche nach Außen zur Folge hatte. Die letzte Periode endlich, als die Zeit der freiesten Durchbildung der Prinzipien der Reformation in kirchlicher und theologischer Hinsicht, welche eben dadurch, daß sie die Grenze völliger Entäußerung von dem reformatorischen Fundament berührte, der Durchgangspunkt zu der liebevollsten Erinnerung an die feste Burg der Evangelisch-Lutherischen Kirche und zu dem bewusstesten Wiederbau des in Trümmer zerfallenden Tempels ward, steht bei aller Eigentümlichkeit im Einzelnen doch im Ganzen in so innigem Zusammenhange mit der Entwickelung der protestantischen Kirche überhaupt, daß sie ohne Weiteres von dieser ihre Eintheilung entlehnen darf. Demnach verläuft die Kirchengeschichte Mecklenburgs in folgenden Perioden und Abschnitten:

Erste Periode (Periode der Bekehrung): Von den Anfängen bis zur Vollendung der Bekehrung (800 bis gegen 1200). Erster Abschnitt (vorübergehende Bekehrung): Von Karl dem Großen bis zur Aufrichtung der drei Wendischen Bistümer (800 bis 1051).


Zweiter Abschnitt (dauerhafte Bekehrung): Von der Aufrichtung der drei Wendischen Bisthümer bis zum Tode Berno's, ersten Bischofs von Schwerin (1051 —1191).

Zweite Periode (Periode der Hierarchie): Von Vollendung der Bekehrung bis zum Anfange der Reformation (1191 — 1523).

Erster Abschnitt (Wachsthum der Hierarchie): Vom Tode Bernos bis zum Aussterben der Grafen von Schwerin (1191 — 1358).

Zweiter Abschnitt (Sinken der Hierarchie: Von dem Aussterben der Grafen von Schwerin bis zum Anfange der Reformation (1358 — 1523).

Dritte Periode (Periode der Reformation): Vom Anfange der Reformation bis zum Westfälischen Frieden (1523 bis 1648).

Erster Abschnitt (Befestigung nach Innen): Von der eisten evangelischen Predigt Slüters bis zum Erlass des Konsistorial- und der Superintendentenordnung (1523 —1571).

Zweiter Abschnitt (Befestigung nach Außen): Von dem Erlaß der Superintendentenordnung bis zum Westphälischen Frieden (1571 — 1648).

Vierte Periode (Periode der kirchlichen und theologischen Durchbildung): Vom Westphälischen Frieden bis auf die neuesten Zeiten.

Erster Abschnitt: Der Kampf der freien Kirchlichkeit gegen die gebundene (1648 —1760).

Zweiter Abschnitt: Der Kampf des aufgeklärten Christenthums gegen das buchstäbliche (1760 bis auf die neuesten Zeiten).


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kirchengeschichte Mecklenburgs