Abschnitt 2

Het huis in Busch


Den Culminationspunkt aller dieser Wandtafeln bildet die große Wand, mit welcher die Gemälde zur linken in Verbindung stehen. Diese machen den Beginn, oder eigentlich die Schleppe des Triumphzuges, welcher auf jener dargestellt wird. Zu äußerst sieht man Personen und Gegenstände, welche sich auf die Eroberung von Brasilien beziehn. Diese bilden bekanntlich eine kurze, aber glänzende Episode unter den Eroberungen der Holländer, interessant von der Seite, daß die Holländer hier auf dem abentheuerlichen Boden Brasiliens, klein an Zahl, angeführt durch Johann Moritz von Nassau, im spanisch-ritterlichen Charakter auftreten und mehr als Soldaten, wie als Krämer sich schlagen. Der Versuch war kühn, hatte anfangs den unglaublichsten Erfolg, und scheiterte eben so plötzlich an der aufgeschreckten Macht der Portugiesen. Van Grebber und van Tülden haben sich diesen Gegenstand gewählt, man findet auf ihren Tafeln besonders viel schöne Frauen und Mädchen mit Blumen und Früchten aus jener Zone. Dann kommen besiegte Spanier in den Niederlanden, eine spanische Fahne weht in der Hand eines Holländers, eine gefangene halbnackte Spanierin, junge Mutter von fünf Kindern, wird von rohen Soldaten auf den Triumphweg unbarmherzig vorwärts gestoßen, gut gemalt, aber schlecht gewählt, weil diese Scene an die liederlichen Kriegsbanden erinnert, durch deren schmutzige bezahlte Hände die Freiheit der sieben Provinzen unter Wilhelm, Moritz und Friedrich Heinrich erkämpft wurde.


Nun stellt man sich tiefer in den Saal zurück und wirft sein Auge über die riesige Malerei, welche die große Wand bedeckt. Man stelle sich ein kleines Gemälde vor, das seine fünf und zwanzig bis dreißig Fuß Höhe und eben so viel Fuß Breite hat, gefüllt mit Engeln, Menschen, Thieren, Blumen, Früchten, glänzend von Farbe und Licht, kräftig in Schatten gesetzt, lebenswarm und mit markigtem Pinsel ausgemalt und Alles, was von Natur und Allegorie, Wirklichem und Wunderbarem darauf sich findet, in Harmonie gebracht mit dem Triumphator, der auf goldnem Siegeswagen sitzt und sich von vier prächtigen Schimmeln einherziehen läßt, dies Alles, sage ich, stelle man sich vor, wie man’s kann, und man wird empfinden, welche Bedeutung ein solches Stück für die Kunst haben mag. Zur linken Hand des Wagens gehen zwei Doggen, zur rechten zwei goldgelbe Löwen, hinter dem Rade steigt Wilhelm II. auf ein prunkvoll gesatteltes Pferd, andere Reiter machen sein Gefolge aus, unter dem Gedränge kommen mehrere Köpfe aus dem Volk zum Vorschein, darunter Meister Jordaans eigenes kräftiges Gesicht, das unter der blauen Sammetmütze heiler und wohlgefällig in sein eigenes Werk hineinsieht. Er kann wohl lachen, so ein Werk gelang nicht Jedem, und ihm selbst nicht immer, er hat im Großen eine Kraft hinter seinen Pinsel gesetzt, bei der er sich seiner Genialität bewußt werden mußte und die nöthig war, ein solches Stück zu halten, dann hat er wieder Blumen und Früchte so frisch, zart und faserfein gemalt, als hätte er sein Leben nichts anderes gethan, als den Pinsel von Segers, Hugsem und Mignon zu führen. Ich glaube, er hat sich zu allerletzt gemalt, wie er da oben steht und seinen Arm um eine Säule schlingt, um ein so zufriedenes Künstlergesicht zu haben. In den Wolken schwebt der Friede, oder vielmehr die Friedin, denn sie ist eine sehr schöne junge Frau, zwei kindliche Genien halten ein flatterndes Blatt, worauf ich, Meister Jordaans zu Gefallen, folgende Inschrift las: ultimus ante omnes de parta pace triumphans.

Zu dieser mächtigen Wandtafel gehört ein Plafond, worauf man den Triumphator, entfernt von allem Gewühl, mit sich und dem Himmel allein in seiner letzten Stunde sieht. Er sitzt, der Tod ist auf seinem Angesicht, aber drei himmlische Wesen: Glaube, Liebe, Hoffnung, stehn ihm zur Seite, und unterstützen ihn, ein Genius in den Wolken faßt seine letzten zum Himmel gerichteten Blicke auf, er scheint seinen Geist nach sich zu ziehen, und die trauernde Wittwe, deren Bild gegenüber im Saal, kann die tröstlichen Worte aus dem Buch des Lebens: hac ivit. Eine christliche Apotheose.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Holland in den Jahren 1831 und 1832 Zweiter Theil