Witzenhausens Renaissance-Rathaus
Oder ein zeitlich näher liegendes Beispiel für die Methodik des Wiederaufbauens in früheren Jahren. Witzenhausens Renaissance-Rathaus brannte 1809 ab.
Zehn Jahre später erfolgte die Instandsetzung des Hauses, von dem nur das Mauerwerk stehen geblieben war (Taf. 78). Man baute, wie es die Mode forderte und die nicht gerade glänzende Finanzlage gestattete. Das steile Satteldach wurde durch ein verhältnismäßig flaches Walmdach ersetzt, die neue Haube des Turmes erhielt die Form eines Doppeltamburs. Auf die Anbringung neuen Schmuckes an den Fronten verzichtete man. Was unversehrt war, blieb erhalten. Im Übrigen wurde größtmögliche Einheitlichkeit angestrebt. Noch vor wenigen Jahren hätte man den Erneuerungsbau als eine Entstellung bezeichnet. Die neuen Formen galten als künstlerisch minderwertig. Noch mehr Anstoß musste die Schlichtheit erregen. Der Schieferbeschlag des Helmes, der Jalusieverschluss seiner Öffnungen, die Pfanneneindeckung des Daches, die Sprossenteilung der Fenster, die Einförmigkeit der Putzflächen galt als dürftig, geschmacklos, ja unwürdig. Den Umstand, dass die Gemeinde in drückenden Verhältnissen sich befunden habe und in der Not froh war, ihr Rathaus unter ein bescheidenes Dach zu bekommen, hätte man als Erklärung und Entschuldigung gelten lassen. Wer heutzutage in einem Preisausschreiben ein ähnliches Rathaus fertig brächte, dürfte des Sieges sicher sein. Wir erblicken in dem prunklosen Bau mehr als eine Notkonstruktion.
Der geschlossenen Baumasse, der bestimmten Umrisslinie, dem dominierenden Turm sprechen wir die herrschaftliche Wirkung nicht ab. Wir sehen mehr den Ernst, als die Einfachheit des Baues und bewundern das Geschick des Meisters, mit wenig Mitteln dem alten Körper einen völlig neuen Geist zu verleihen. Und wenn die Frage gestellt würde, ob der Renaissance- oder der Empirebau höher zu bewerten sei, so dürfte die Antwort zweifelhaft sein. Kein Zweifel dürfte aber heute darüber bestehen, dass die Art des Aufbaues eine glückliche, weil künstlerisch selbständige, war und der Gedanke einer modernen Restaurierung in Pseudorenaissance eine ästhetische Ungeheuerlichkeit bedeuten würde.
Zehn Jahre später erfolgte die Instandsetzung des Hauses, von dem nur das Mauerwerk stehen geblieben war (Taf. 78). Man baute, wie es die Mode forderte und die nicht gerade glänzende Finanzlage gestattete. Das steile Satteldach wurde durch ein verhältnismäßig flaches Walmdach ersetzt, die neue Haube des Turmes erhielt die Form eines Doppeltamburs. Auf die Anbringung neuen Schmuckes an den Fronten verzichtete man. Was unversehrt war, blieb erhalten. Im Übrigen wurde größtmögliche Einheitlichkeit angestrebt. Noch vor wenigen Jahren hätte man den Erneuerungsbau als eine Entstellung bezeichnet. Die neuen Formen galten als künstlerisch minderwertig. Noch mehr Anstoß musste die Schlichtheit erregen. Der Schieferbeschlag des Helmes, der Jalusieverschluss seiner Öffnungen, die Pfanneneindeckung des Daches, die Sprossenteilung der Fenster, die Einförmigkeit der Putzflächen galt als dürftig, geschmacklos, ja unwürdig. Den Umstand, dass die Gemeinde in drückenden Verhältnissen sich befunden habe und in der Not froh war, ihr Rathaus unter ein bescheidenes Dach zu bekommen, hätte man als Erklärung und Entschuldigung gelten lassen. Wer heutzutage in einem Preisausschreiben ein ähnliches Rathaus fertig brächte, dürfte des Sieges sicher sein. Wir erblicken in dem prunklosen Bau mehr als eine Notkonstruktion.
Der geschlossenen Baumasse, der bestimmten Umrisslinie, dem dominierenden Turm sprechen wir die herrschaftliche Wirkung nicht ab. Wir sehen mehr den Ernst, als die Einfachheit des Baues und bewundern das Geschick des Meisters, mit wenig Mitteln dem alten Körper einen völlig neuen Geist zu verleihen. Und wenn die Frage gestellt würde, ob der Renaissance- oder der Empirebau höher zu bewerten sei, so dürfte die Antwort zweifelhaft sein. Kein Zweifel dürfte aber heute darüber bestehen, dass die Art des Aufbaues eine glückliche, weil künstlerisch selbständige, war und der Gedanke einer modernen Restaurierung in Pseudorenaissance eine ästhetische Ungeheuerlichkeit bedeuten würde.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hessische Rathäuser. Ihre Erhaltung und Entstellung mit 80 Tafeln und 44 Textbildern