Blutegel

Dem Landmann sind diese Tiere bekannt, in dem sie sich wenn er mit bloßen Füssen in Flüsse oder Sümpfe geht, oft in solcher Menge an sie ansehen, dass sie auch wohl zu viel Blut saugen. Die Erfahrung lehrt dass ihr Abfallen durch nichts besser als aufgestreutes Salz zu bewirken ist.

Sollte Jemand das Unglück haben etwa mit solchen Flußwasser in einem Trunk einen kleinen Blutegel zu verschlucken, so wurde es dienlich sein in Wasser aufgelösetes Salz in Menge zu trinken, worauf bald alle schlimme Zufälle z. B. Würgen, Blutbrechen etc. nachlassen.


Den Wundärzten ist die Anwendung der Blutegel nach dem Rate der Ärzte in Krankheiten überlassen; sie haben aber in dieser Absicht sich folgendes zu merken.

1. Man sammelt sie in der ersten Frühlingszeit, wenn die Fische laichen, desgleichen im Junius und Julius, bei starker Sonnenhitze und Windstille.

2. Die welche sich in magern reinen sandigen Wassern aufhalten, sind die besten.

3. Frischgefangene beißen am leichtesten an, braucht man welche die schon lang aufbewahrt worden, so muss man einige Tropfen Milch oder Blut auf die Stellen bringen, wo sie anbeißen sollen.

4. Man behält sie in Zuckergläsern an einem lauwarmen Ort auf, und gibt ihnen alle 3 bis 4 Tage frisches Wasser.

5. Ihre bestimmte genaue Richtung kann befördert werden, in dem man sie mit einem Blatt oder Kartenblatt anhält.

6. Will man dass sie sehr viel Blutsaugen, so darf man nur ihre Schwänze abschneiden, sie leben und saugen doch noch fort.

7. Oben ist schon gedacht worden, dass man sie mit Salz bestreuen müsse, wenn sie abfallen sollen.

8. Lässt man sie selbst abfallen, so blutet die Wunde noch lang nach, der Blutverlust ist aber nicht so heftig, und wenn man sie ausbluten lässt, so hat man keine Entzündung zu fürchten, die hingegen gern kommt, wenn man eine mit Essig befeuchtete Kompresse auflegt.

Die Blutegel können bei Kinderkrankheiten statt des Aderlassens dienen. So setzt man z. B. bei schwerem Zahnen, in den Blattern, Masern etc. ein paar hinder die Ohren. An dem nemlichen Orte kann es auch bei Erwachsenen in heftigen Zahn, Ohren, Hals und Kopfschmerzen geschehen.

In Augenentzündungen legt man 6 bis 8 an die Augenlieder. In Brustentzündungen, wo die Kranke zum Aderlassen zu schwach sind, einige, unmittelbahr auf die schmerzhafte Brust.

Bei Mastdarmblutflüssen und denen daher entspringenden Krankheiten, wenn der Blutfluss verstopft ist, lässt man durch Blutegel die geschwollenen Adern an dem After öffnen.

In der Gicht tun sie herrlichste Dienste, wenn sie auf die rote, entzündete schmerzhafte Zehe, oder welcher Teil am meisten leidet, gesetzt werden.

Mehrere Fälle und die genauere Entscheidung ob Blutegel anzuwenden, sind den Ärzten bekannt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hausmittel