Ho! Kalifornien! -1-



„Land! - Land!“


Über die blaue, leise wogende See schallte der jubelnde Ruf von der Mastspitze herunter. „Land! Land!“ schrie es überall wie ein Echo zurück, aus der Kajüte wie aus dem Zwischendeck heraus, von einem Ende des Decks zum anderen.

Noch dämmerte kaum der Morgen, aber dieser erste lichte Streifen, der den östlichen Horizont erhellte, hatte auch die noch ferne gezackte Küste dem vom Top ausschauenden Steuermann verraten. Schon vor Tag war es ihm während der Wache einmal so gewesen, als hätte er dumpfes Brandungsrauschen vernommen. Deshalb stieg er nach oben, und der dämmernde Morgen zeigte ihm, daß er sich nicht geirrt hatte. Der Jubel über diese frohe Kunde kannte keine Grenzen, und auch der alte Seemann freute sich über die willkommene Abwechslung, wenn auch aus anderem Grund als die Passagiere.

„Gott sei Dank“, murmelte er vor sich hin, als er langsam an der Want des Fockmastes wieder an Deck herunterkam. „jetzt werden wir die verwünschten Landlubbers, das Passagierpack, endlich los. Wie die Kerle grölen, weil sie bald wieder Schlamm treten können! Das weiß ich aber gewiß, das war die letzte Fahrt, die ich mit einem Passagierschiff gemacht habe! Lieber auf einem alten Walfischfänger Blubber (Tran) auskochen, als sich noch einmal mit so einem Gesindel abzuplagen. Hallo - da kommen sie ja alle! Jetzt sieh einer diese blinden Maulwürfe!“

Er lachte grimmig vor sich hin, blieb aber noch in der Want und sah auf das Deck hinunter, wo gerade die Zwischendeckspassagiere aus der Vorderluke heraufdrängten. Für den Seemann mußte es auch ein komischer Anblick sein, wie die verschlafenen Gesichter der Leute, noch nicht recht munter, verdutzt umhersahen. Viele blickten nach oben, als wollten sie einen hohen, ganz nahen Berg betrachten. Die wenigsten von ihnen wußten auch, in welche Himmelsrichtung sie sehen mußten. Als dann aber endlich die glänzende Sonne dem Meer entstieg, ließ sich das schwarz abzeichnende Land nicht mehr verkennen. Leider war die Brise nicht günstig, um die Küste anzulaufen. Die Brigg ‚Leontine‘ mußte schräg dazu hinhalten, um dann durch Segelmanöver langsam näher zu kommen. Gegen Mittag frischte der Wind dann etwas auf, und der Bug der ‚Leontine‘ konnte sich mehr der Küste zuwenden. Die Brise blieb aber sehr schwach, und das Schiff rückte trotz der ausgeblähten Segel nur langsam von der Stelle.

Den Passagieren durfte man es nicht verdenken, daß sie der Erlösung von dem engen Schiffsleben entgegenjubelten. Die ‚Leontine‘, eine deutsche Brigg, hatte seit ihrem Auslaufen aus Hamburg eine fast sechsmonatige Reise hinter sich. Unterbrochen war die Fahrt nur von einem einwöchigen Aufenthalt in Rio de Janeiro und Valparaiso. Das war allerdings nur eine kurze Abwechslung gewesen, und alle befürchteten außerdem, viel zu versäumen. Diese ersten Auswanderer nach Kalifornien, die gerade erst in Deutschland die fabelhaftesten Berichte über die Goldfunde gehört hatten, hatten alle noch den Kopf voll goldener Hoffnungen und Träume. Nach den Gerüchten fand man in den Minen eine Unze Gold täglich. Wenn man diese nur zu zwanzig Talern taxierte, konnte man sich gut ausrechnen, was man mit jeder Woche nutzlosem Warten verlor.

Endlich, endlich war das so heiß ersehnte Ufer am Horizont in Sicht, und die Leute drängten jetzt hastig durcheinander, um so rasch wie möglich ihre Vorbereitungen zum Landen zu treffen. Dabei wollte keiner noch unnötige Zeit versäumen.

Die Passagiere aus der Kajüte und vom Zwischendeck hatten sich bislang ziemlich streng voneinander getrennt gehalten. Der Kapitän des Schiffes erlaubte es auch nie, daß die Zwischendeckspassagiere das Hinterdeck betraten. Natürlich konnte er umgekehrt den Kajütpassagieren nicht verbieten, sich dann und wann unter die weniger begünstigten Passagiere zu mischen. Aber von dieser Möglichkeit hatten sie nur wenig Gebrauch gemacht. Jetzt allerdings wurde durch die Nähe des Landes jede Form aufgehoben. Es war so, als würden die Leute ahnen, daß sie doch bald alle in einen Topf geworfen wurden. Alles drängte jetzt nach vorn zur Back, dem Überbau des Vorkastells am Bugspriet. Von dort wollte man einen möglichst vollen Überblick zur Küste gewinnen.

Wie fast überall auf den Passagierschiffen, so glaubten auch hier die Reisenden, daß sie, kaum daß man Land gesichtet hatte, auch bald aussteigen könnten. Zur Freude der Matrosen putzten sich viele auch bereits für den Landgang heraus, um sich dann am Abend wieder umzuziehen. So standen auch jetzt auf der Back der ‚Leontine‘ viele Menschen in den phantastischsten Trachten. Einige hatten nur ein einfaches Hemd übergezogen, einige dünne Jacken, andere dagegen trugen die langen Jacken der Städter oder sogar einen Frack, dazu Stöcke in der Hand und hohe, schwarze Hüte auf den Köpfen. Besonders auffallend unter ihnen war ein Mann, den man an Bord bis dahin kaum bemerkt hatte. Er trug einen erbsgelben, allerdings stark mitgenommenen Mantel, der zahlreiche Kragen verschiedener Breite aufwies. Der Mantel reichte bis auf die Knöchel herunter, wo er ein Paar schwere, mit Nägeln beschlagene Stiefel sichtbar werden ließ. Auf dem Kopf trug die Erscheinung einen schmalrandigen, abgeschabten Hut, in der Hand einen hellgrünen Baumwollregenschirm. Ob unter dein Hut überhaupt ein Kopf steckte, war nicht zu erkennen.

Neben ihm stand ein junger, sehr sorgfältig gekleideter Mann. Er hatte frisch frisierte und geölte Haare, seine Stiefel glänzten hell geputzt. Neugierig betrachtete er mehr seinen Nachbarn als das nahe Land. Es kam ihm sonderbar vor, fast ein halbes Jahr lang mit all diesen Leuten auf dem enggedrängten Schiff zusammen gewesen zu sein und jetzt plötzlich jemand zu entdecken, der ihm völlig fremd war. Hufner, wie der junge Mann hieß, war aber zu schüchtern, um ihn einfach anzusprechen. Doch ein Kaufmann, von dem man erzählte, daß er Hamburg wegen schlechter Geschäfte verlassen mußte, um in Kalifornien bessere zu machen, kannte keine Hemmungen. Er zog den gelben Mantelkragen ungeniert zurück und rief dann erstaunt aus:

„Ballenstedt! Hol’s der Henker, Junge, wie siehst du denn aus?“

„Wie soll ich denn aussehen, Herr Lamberg?“ sagte der junge Mann sehr ruhig, während seine Nachbarschaft in lautes Lachen ausbrach. „Man darf doch wohl seinen Mantel anziehen?“

„Natürlich darf man“, lachte der Hamburger, der sich selbst noch nicht umgezogen hatte. „Aber wenn du jetzt nicht gerade sehr frierst, hättest du dir deinen gewaltigen Überzug noch sparen können. Oder willst du gleich an Land?“

„Sowie wir anlegen!“ war die entschiedene Antwort.

„Und wo ist dein übriges Gepäck?“

„Hier!“ antwortete Ballenstedt. Dabei zeigte er ein rotes Baumwolltaschentuch unter dem Mantel, in das er seine Habseligkeiten verpackt hatte. Auch eine Schaufel kam zum Vorschein, die er jedoch schnell wieder unter dem Mantel verbarg, als er die Fröhlichkeit seiner Mitreisenden bemerkte. Aber die hatten doch viel zu sehr mit sich zu tun, um sich weiter noch um den merkwürdigen Menschen zu kümmern. Jetzt sprangen auch die Matrosen nach vorn, um den Anker ‚klar‘zumachen, und damit wurde die Unterhaltung völlig unterbrochen. Der Ort mußte geräumt werden, und die Passagiere verstreuten sich wieder über das Deck. Über die Schanzkleidung des Schiffes sahen sie weiter sehnsüchtig zum Land hinüber.

Auffallend unter ihnen war auch ein älterer Herr, der schon für den Landgang völlig gerüstet war. Eine lange Pfeife im Mund, die rechte Hand auf dem Rücken, ging er ernst auf und ab. Dabei summte er ständig eine Melodie völlig falsch vor sich hin.

„Na, Justizrat, sind Sie auch schon fertig?“ redete ihn da ein kleiner Mann in einem grauen Rock an. Er saß auf der Nagelbank des Fockmastes und hatte den Justizrat schon eine Weile lächelnd beobachtet. Er war Apotheker aus Hannover, ein drolliger, aber netter Mensch.

„Ich? - Ja!“ sagte der Justizrat und drehte sich rasch um. „Habe das verwünschte Schiffsleben satt - machen, daß ich an Land komme - daran gedenken - hol’s der Teufel!“

Der Mann sprach außerordentlich schnell, mußte aber noch rascher denken, denn er verschluckte immer die Hälfte seiner Worte. Die andere Hälfte polterte er so barsch heraus, daß es sich ständig anhörte, als würde er mit allen nur schimpfen. Ohlers, der Apotheker, kannte ihn aber schon und war auch nicht der Mann, sich leicht einschüchtern zu lassen. „Der Herr Justizrat scheint mit der Behandlung nicht ganz zufrieden zu sein!“ sagte er und lachte leise.

„Hundeleben!“ bezeichnete der Justizrat kurz seine augenblickliche Situation. „Wollen’s Kapitän aber schon anstreichen - Kriminalprozeß!“

„Na, herzlichen Glückwunsch! Der arme Kapitän!“ sagte Ohlers.

„Ach, Justizrat, auch schon gestiefelt und gespornt?“ näselte in diesem Augenblick ein langer junger Mann, ein Kajütpassagier. Es hieß, daß seine Eltern ihn zu ihrem eigenen Besten nach Kalifornien geschickt hatten, um ihn in Hamburg loszuwerden. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und lehnte sich jetzt an einen Hühnerkasten auf Deck, als ob er seinen Beinen das Gewicht seines dürren Körpers nicht weiter anvertrauen wollte.

„Jawohl, Herr Binderhof!“ brummte der Angeredete, stieß eine dicke Tabakswolke aus und sah den Kajütpassagier nur über die Schulter an. „Ihnen besser gefällt - können hierbleiben!“

„Danke Ihnen, Justizrat“, lachte der Lange. „Es sei denn, Sie schenken mir weiter Ihre Gesellschaft!“

„Unausstehlicher Mensch!“ brummte der Justizrat in den Bart, qualmte noch stärker als vorher und lief auf die andere Seite des Decks.

„Verrückter Kerl“, entgegnete der Lange. „Was erzählte er Ihnen denn eben, Ohlers?“

„Oh, bloß von Ihnen, Herr Binderhof“, sagte der Apotheker.

„Von mir?“

„Ja, Herr Binderhof, er erzählte mir, wie glücklich Ihre Eltern waren, daß Sie unbedingt nach Kalifornien wollten!“

„Holzkopf!“ brummte Binderhof, verließ den Hühnerkasten und schlenderte ärgerlich zur Kajüte zurück. Ohlers sah ihm amüsiert hinterher, als Herr Hufner an ihm vorüberkam. Die Gelegenheit war zu verlockend, um nicht ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen.

„Herr Hufner, Herr Hufner, Sie scheinen auf bösen Wegen zu sein!“ drohte er ihm lächelnd mit dem Finger.

„Ich? Aber Herr Ohlers, ich wüßte nicht, weshalb? Ist etwas passiert?“ rief der junge Mann bestürzt ans.

„Noch nicht!“ sagte Ohlers ernst. „Aber Sie haben sich so herausgeputzt, als ob Sie in San Francisco auf Eroberung ausgehen wollen, und dabei sitzt Ihre Verlobte zu Hause und weint Ihnen nach!“

„Wirklich nicht, da tun Sie mir aber unrecht, Herr Ohlers!“ rief Hufner und errötete dabei tatsächlich.

„Na, na, ich hätte größte Lust, Ihrer armen Verlobten mit der nächsten Post ein paar Zeilen zu schicken und sie zu warnen!“

„Um Gottes willen, machen Sie keine Witze!“ rief Hufner erschrocken. „Sie haben keine Ahnung, wie eifersüchtig sie ist, und sie würde den Spaß sofort ernst nehmen! Glücklicherweise hat ja unsere Trennung nun die längste Zeit gedauert!“

„Was? Wollen Sie gleich wieder umkehren?“ rief Ohlers erstaunt.

„Nein, das nicht“, sagte Hufner vergnügt. „Aber es ist abgemacht, daß sie mir in drei Monaten, von meiner Abreise gerechnet, nachkommen soll. Sie kann also schon jetzt in Rio de Janeiro sein.“

„Aber was um Gottes willen wollen Sie mit Ihrer Verlobten hier in Kalifornien machen?“ Ohlers schüttelte den Kopf. „Sie wissen ja selbst noch nicht einmal, was aus Ihnen wird! Hat sie denn Geld?“

„Meine Verlobte? Nein, aber da drüben liegt doch Kalifornien!“ antwortete Hufner und lächelte vergnügt.

„Sooo?“ sagte Ohlers gedehnt. „Und das ist alles?“

„Na, ist das nicht genug?“ lächelte Hufner zuversichtlich. „Ich habe volle drei Monate Zeit, mir ein Vermögen zu erwerben. Als Kaufmannsgehilfe kann ich da natürlich nicht arbeiten, selbst wenn ich drei- bis viertausend Dollar Gehalt bekäme. Für drei Monate wären das nur höchstens tausend Dollar, und damit kann man noch nicht viel beginnen. Aber ich gehe jetzt in die Minen. Eine Unze Gold ist mir täglich sicher. Drei Monate, den Monat nur zu siebenundzwanzig Arbeitstagen gerechnet, liefern doch immerhin ein kleines Kapital von wenigstens 1620 Talern. Dabei habe ich einige glückliche Tage, die gar nicht ausbleiben können, noch nicht gerechnet. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß Goldwäscher an manchen Tagen fünf- bis sechshundert Dollar gefunden haben.“

„Und nur auf solche Meldungen hin lassen Sie Ihre Verlobte nachkommen?“

„Wieso nicht?“ wiederholte Hufner erstaunt. „Als ob das nicht Sicherheit genug wäre! Fragen Sie einmal Frau Siebert, oder lassen Sie sich einmal die Briefe zeigen, die ihr Mann aus San Francisco geschrieben hat! In drei Tagen haben zwei Mann aus einer alten Schlucht für viertausend Dollar blankes Gold herausgegraben. In drei Tagen, sage ich Ihnen!“

„Da haben die beiden allerdings ein gutes Geschäft gemacht!“ meinte Ohlers. „Wie viele mögen aber da oben in den Bergen hocken und hacken und schaufeln, ohne mehr zu finden, als sie täglich für das Leben brauchen? Und wie teuer wird da oben der Proviant inzwischen sein? Nein, Hufner, wo ein Viergroschenbrot fünf spanische Dollar kostet, hört die Gemütlichkeit auf.“

„Aber weshalb sind Sie denn nach Kalifornien gegangen?“ Hufner sah Ohlers lächelnd an. Er war sich sicher, daß er ihn nun gefangen hatte.

„Also wirklich nicht, um da oben in den alten, faulen Bergen nach Gold zu buddeln!“ rief aber der Apotheker. „Kranke Menschen wird es genug in San Francisco geben. Leichtsinniges Gesindel, das sich in den Minen so lange herumgetrieben hat, bis es die Knochen nicht mehr regen kann. Die fallen mir nachher in die Hände, und daß ich die auspressen will, bis sie auch kein Korn Gold mehr hergeben, darauf können Sie sich verlassen!“

Ihr Gespräch wurde hier unterbrochen, weil zwei andere Personen den Gang heraufkamen. Sie gingen an die Larbord-Schanzkleidung und sahen zum Land hinüber. Es handelte sich dabei um die gerade erwähnte Frau Siebert und den Assessor Möhler, den gefälligsten, bescheidensten, aber auch wunderlichsten Menschen unter der Sonne.

Siebert, ein leichtsinniger Abenteurer, war nach Amerika gegangen, um sein Glück zu suchen. Frau und Kinder hatte er in Deutschland zurückgelassen und jahrelang nichts von sich hören lassen. Aber fast noch mit der ersten Kunde von Goldfunden in Kalifornien traf auch ein Brief von ihm ein. Siebert war mit anderen Deutschen bei einem Trupp Freiwilliger, die von den Vereinigten Staaten nach Kalifornien geschickt wurden. Sie sollten von dem Land Besitz ergreifen. Die bunt zusammengewürfelte Schar der Abenteurer hielt zunächst gut zusammen und besetzte ein entsprechendes Gebiet, in dem sie sich aufhielten. Kaum drang aber die Kunde der neuentdeckten Goldminen zu ihnen, als sie auch schon fast alle desertierten, um selbst nach Gold zu graben.

Es war eigentümlich, aber diesen Leuten fielen gleich zu Beginn die reichsten Stellen zu. Einige von ihnen gruben in wenigen Tagen den Goldwert von Tausenden von Dollars aus den Bergschluchten. Zu ihnen gehörte auch Siebert, der trotz seines wilden Lebens ein gutes Herz hatte und jetzt sofort an seine Familie schrieb. Seine Beschreibung der kalifornischen Schätze lief sofort durch die Nachbarschaft und verleitete viele, die Heimat zu verlassen und ebenfalls nach den Schätzen zu suchen. Niemand war glücklicher als Frau Siebert, die von Haus zu Haus lief und den Brief ihres Mannes vorzeigte. Wie sie dabei beneidet wurde, läßt sich denken. Sie verlor aber auch keine Zeit, um sich für die Reise zu rüsten. Das Geld für die Überfahrt hatte ihr Mann nach Hamburg überwiesen. Das erste Schiff, das nach San Francisco ging, nahm sie und ihre Kinder an Bord.

Unterwegs wurde die Frau, die so lange Zeit ärmlich gelebt hatte, mit besonderer Ehrfurcht behandelt. Ging sie doch in Kalifornien keiner unsicheren Zukunft entgegen, und ihr Mann gehörte zu den wenigen Glücklichen, die gleich zu Anfang die Schätze des Landes ausbeuten konnten. Sie hatten den Rahm abgeschöpft, und die Frau traf jetzt nur noch dort ein, um die Früchte der leichten Arbeit zu genießen. Sicherlich kannte ihr Mann die besten und reichsten Stellen in den Bergen und konnte allen die beste Anleitung geben - wenn er nur wollte. Jedermann behandelte deshalb seine Frau besonders achtungsvoll und tat alles mögliche, um ihr nur zu gefallen. Vielleicht legte sie dann bei ihrem Mann ein gutes Wort ein!

Dieses ehrfurchtsvolle Benehmen der Leute an Bord verwöhnte sie aber. Nach dem Brief ihres Mannes mußte sie sich für eine reiche Frau halten. Das bislang unbekannte Gefühl, jemanden fördern zu können, kam dazu. So schüchtern sie an Bord gegangen war, so zuversichtlich wurde sie nach und nach, und ihre Einbildungskraft half ihr dabei, sich das Leben in Kalifornien in den glühendsten, lebendigsten Farben auszumalen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gold