Einige Schimpf- und Spottworte

Einige Schimpf- und Spottworte

In dieser Abteilung erscheinen nur allgemeine Schimpf- und Scheltworte, die nicht in einer Beziehung zu irgend einem bestimmten Objekte stehen, wie dies bei dem Volks- und Städte-Schimpf und Glimpf und den anderen Abteilungen dieses Werkchens der Fall ist. In dieser Abteilung gibt es keinen Glimpf, sondern nur Schimpf, und mitunter so haarsträubenden, dass ich nicht geringe Mühe hatte, dieselbe rein zu erhalten, obwohl vielleicht die kleine Sammlung dadurch um manchen höchst ergötzlichen Beitrag gekommen ist. Wie reich diese Abteilung ausfallen konnte, wird leicht daraus entnommen werden können, wenn man erfährt, dass die deutsche Literatur ein eigenes Schimpf-Lexikon aufzuweisen hat. Es führt den Titel: „Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Zum allgemeinen Nutzen gesammelt und alphabetisch geordnet, nebst einer Vorvor-, Vor- und Nachrede, von Mir Selbst.“ (Arnstadt, 1839. F. Meinhardt XXXXVII und 81 S. Taschenform.) Es enthält allein an sechshalbtausend Schimpfwörter in alphabetischer Ordnung. Welch' ein Sprachschatz für alle Streithähne, Polemiker, unduldsame Glaubenshelden u. dgl. m. Freilich enthält dieses Schimpflexikon keine Erläuterungen über den Ursprung, die Geschichte, die Erfinder eines Schimpfwortes, sondern nur das nackte Namensverzeichnis. Man wird es mir demnach nicht verargen, wenn ich allmälig diese Lücke ausfülle, denn hat schon der erste Schimpflexikograf sich die Unsterblichkeit erschrieben, so kann dem Kommentator, und das ist ja der heilige Beruf der Gelehrten, Kommentatoren zu sein, ein Teilchen dieser Unsterblichkeit nicht entgehen. Das ganze Werkchen, wie es schon sein Titel verrät, „Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort,“ ist solch ein Kommentar. Und wenn die gelehrte Welt denselben liest und prüft, kann es mir an mannigfachen Auszeichnungen nicht fehlen. Ich halte mich also bereit, dieselben zu empfangen. Sollte es den Antragstellern für dergleichen an den Motiven zur Begründung fehlen, so will ich in Kürze den Nutzen andeuten, den mein Unternehmen vom staatswissenschaftlichen, national-ökonomischen, diätetischen und religiösen Standpunkte leistet. Das Schimpfen ist ein im sozialen Leben noch viel zu wenig beachtetes Moment? Schimpfen schlichtet manchen Streit; man hat also nicht nötig, die Advokaturen zu vermehren, die Armeen zu vergrößern, — Schimpfen ist ein treffliches Schutzmittel gegen unsere Gegner; wie wird die Abfassung von Staatsschriften dadurch erleichtert, welch' ein Umschwung im Briefstile und im sozialen Verkehr! — Schimpfen verschafft Ansehen; welch' eine Reform in den Rangverhältnissen ist in Aussicht gestellt! — Schimpfen befördert jedes Unternehmen, man erinnere sich nur an den Feldherrn, der die Soldaten in die Schlacht trieb mit den Worten: „Schurken, wollt ihr ewig leben;“ oder wie ein anderer zum Gebete sie aufforderte: „Hunde, wollt ihr beten!“ — Schimpfen befördert die Gesundheit; welch' ein wichtiges, diätetisches Gebot! Nur keinen Ärger verschlucken, sich ihn wegschimpfen, ist ein probates Mittel; — Schimpfen erleichtert jedem das Herz; welch' eine goldene Regel für subalterne Kreaturen, die in ihren gedrückten Verhältnissen durch Anwendung dieses Rates das Gleichgewicht herstellen werden, welches durch die Umstände gestört worden. Nun also, wenn das Schimpfen allein von so gewaltigem nachhaltigem Einflüsse ist, so ist die wissenschaftliche Behandlung dieses Themas gewiß ein Verdienst, das nicht genug gewürdigt werden kann. Ein solches zu erwerben, war ich beflissen. Sapienti sat.


Nun ist zwar diese Abteilung etwas klein ausgefallen, zur Rechtfertigung diene, dass ich schon in den „historischen Wörtern“ diesem Gegenstande einige Aufmerksamkeit gewidmet und Kommentare zu einer kleinen Auswahl solcher Titulaturen, als: Blaustrumpf, Canaille, Cicisbeo, Eisele und Beisele, Gauch und Geck, Hagestolz, Hahnrei, Hasenritter, Hundsfott, Krippenreiter, Philister, Poltron, Salbader, Schmarotzer, Schulfuchs, gegeben habe.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 2