Abschnitt 3

Fußnoten.


Napoleon hat im Anschluß an diese Schlacht einem österreichischen Offizier einmal den Unterschied zwischen seiner und der österreichischen Schlachtenführung entwickelt (abgedr. z.B. in Knesebecks „Trilogie“ und bei Ranke, Hardenberg, Werke 48, 125) und Ranke findet, es sei das eine generalisierte Beschreibung des zweiten Tages von Wagram. „Ihr pflegt“, so heißt es hier, „in kleinen Korps vorzurücken, die durch euren Schlachtplan zu einem Ganzen verknüpft werden; ihr macht eure Dispositionen am Tage vor der Schlacht, wo ihr noch nicht das Manöver des Gegners kennt. Ihr könnt dabei nur das Terrain berechnen. Ich stelle mich nicht vor dem Kampfe auf, ich halte in der Nacht vor der Schlacht meine Massen vorsichtig zusammen. Bei den ersten Strahlen der Sonne rekognisziere ich den Feind. Sobald ich unterrichtet bin über seine Bewegungen, mache ich meine Disposition, aber sie richten sich mehr nach dem Feinde als nach dem Terrain.“ Ich kann nicht finden, daß Napoleon hiermit gerade den Unterschied zwischen Franzosen und Österreichern getroffen hat. Es ist vielmehr der Unterschied zwischen der Offensiv- und Defensivschlacht, den er malt. Deshalb trifft es zu auf die Schlacht bei Wagram. Bei Austerlitz aber hat auch Napoleon seinen Schlachtplan am Tage vorher gemacht und seine Truppen nach dem Terrain aufgestellt. Wenn drüben auf der andern Seite kein Feldherr war, der erst am Schlachtmorgen unmittelbar den Anmarsch und Angriff anordnete, sondern der Generalstab eine ausführliche Disposition ausgab, so ist doch nicht gesagt, daß gerade hier der wesentliche und entscheidende Unterschied der beiderseitigen Anordnungen zu finden ist.


Am 11. Oktober 1805 ließ Napoleon durch Berthier an Marmont schreiben: „In allen Briefen, welche mir der General Marmont schreibt, spricht er mir von Verpflegung. Ich wiederholte ihm, daß in der Bewegungs- und Invasionskriegen, welche der Kaiser führt, es keine Magazine gibt; es ist Sache der kommandierenden Generale der Korps sich die Mittel zur Verpflegung in den Ländern zu verschaffen, die sie durchschreiten.“ 8. Juli 1812 an Poniatowski, daß S. Maj. sehr unzufrieden gewesen ist, zu sehen, daß er von Löhnung, von Brot spricht, wo es sich darum handelt, den Feind zu verfolgen.

Die Darstellung in meinem „Gneisenau“ wird ergänzt durch einen Aufsatz „General Wolseley über Napoleon, Wellington und Gneisenau“ in meinen „Erinnerungen, Aufsätze und Reden“.

Vgl. „Über die Verschiedenheit“ usw. in meinen historischen und politischen Aufsätzen, S. 273; zweite Auflage S. 269f. und „Friedrich, Napoleon, Moltke“ S. 45, wo ausgeführt ist, daß selbst wenn eine Schlacht in Aussicht genommen wird, wie es 1778 tatsächlich geschehen ist, das an den strategischen Grundcharakter des Kriegsplanes sich nichts ändert. Schlachten gibt es ja auch in der Ermattungsstrategie.

KOSER, Friedrich d. Gr. II, S. 400 (4. Aufl.) faßt es einmal so: „In Mähren mußten Friedrichs Theorie nach, die Würfel eines Krieges zwischen Preußen und Österreich fallen.“ Ähnlich S. 457. An anderer Stelle (S. 585) wird umgekehrt zitiert, daß „durch die Wegnahme von Prag“ dem Gegner der „Keulenschlag“ versetzt werden soll, von dem er sich nicht würde erholen können. Der Fehler liegt darin, daß der Frage „Böhmen oder Mähren“ als solcher eine entscheidende Bedeutung beigelegt wird. Die Bedeutung ist aber je nach den Umständen eine verschiedene. Bald, wie es ja auch die Praxis gezeigt hat, ist das eine, bald ist es das andere Land, wo es vorteilhafter erscheint, die Entscheidung zu suchen. Theoretisch hat ein Feldzug nach Mähren manche Vorteile; sie waren aber nicht so groß, um Friedrich nicht sehr häufig doch den Einmarsch in Böhmen vorziehen zu lassen.

LEHMANN, Scharnhorst I, 254.

Diesen Gedanken, das dritte Glied für den Schützenkampf zu verwenden, hat nach dem Nachtrag in Lehmanns Scharnhorst I, 543 vielleicht zu allererst Prinz Ferdinand von Braunschweig ausgesprochen, der im Januar 1761 einem General befahl, bei den hannoverschen leichten Truppen das dritte Glied mit gezogenen Büchsen auszurüsten.

Urkundl. Beiträge z. Gesch. des preußischen Heeres. 5. Heft. Die Gefechtsausbildung der preußischen Infanterie von 1806. Von JANY 1903. Der Befehl Moellendorffs lautet: „Denen Leuten muß das Anschlagen besser gezeigt werden, daß sie den Kopf nicht mehr wie bisher auf die Kolbe legen und zielen, sondern die Kolbe an die Schulter drücken, den Kopf gerade aufrecht haltend, und so horizontal anschlagen als welches Seine Majestät der König bei der diesjährigen Revue hauptsächlich erinnert und befohlen habe.“ Im Jahre 1807 beantragte die Reorganisations-Kommission die „Einführung mehr gekrümmter Kolben, die daß Zielen möglich machen“. SCHERBENING, Die Reorganisation der preußischen Armee.

Leben Gneisenaus, 3. Aufl. 1907. Ergänzt durch den Aufsatz „Neues über 1813“ i.d. Preuß. Jahrb. Bd. 157, Juliheft 1914 GENERAL v. CLAUSEWITZ. Der preuß. Offizierstand. Beide in den „Historischen und politischen Aufsätzen“, 2. Aufl., 1907. Über MAX LEHMANNS STEIN. Preuß. Jahrb. Bd. 134, 1908. Von Armin bis Scharnhorst. In dem Sammelwerk „In Wehr und Waffen“, herausgegeben von v. Cämmerer und v. Ardenne.

Sehr gut dargestellt bei OMMEN, Die Kriegführung des Erzherzogs Karl.

Dasselbe berichtet Valory von der preußischen Kavallerie im Jahre 1742. Brandenb.-preuß. Forsch., Bd. VII, S. 310. Ein hervorragender preußischer Offizier habe ihm erzählt, daß in der Schlacht bei Chotusitz, als die geschlossenen preußischen Schwadronen den Feind erreicht hatten, man den Leuten erst habe zurufen müssen, daß sie hauen sollten. Dasselbe hat Friedrich selbst dem Grafen Gisors gesagt. ROUSSET, Le comte de Gisors, S. 105.

Nach MÜFFLING A., Mein Leben, S. 31.

Fr. MEINECKE, Leben Boyens.

Die Instruktionen sind vom Jahre 1809, die dann 1812 zu einem Exerzier-Reglement zusammengefaßt wurden. In Fortwirkung der Unterscheidung zwischen Linien- und leichter Infanterie blieb auch noch der Unterschied zwischen den Musketier- (resp. Grenadier-) und Füsilier-Bataillonen, kann aber übergangen werden, da er keine praktische Bedeutung erlangt hat.

Die Geschichte der Freiheitskriege ist durch kein Werk zugleich mehr gefördert und mehr in die Irre ge führt worden, als durch die „Denkwürdigkeiten aus dem Leben des k. russ. Generals der Inf. Carl Friedrich Grafen v. Toll“ von THEODOR v. BERNHARDI. Das Buch ist hinreißend geschrieben, der Verfasser ist ein kompetenter Militärkritiker, die hinterlassenen Tollschen Papiere boten ihm das kostbarste Material – kein Wunder, daß sein Urteil lange ein fast kanonisches Ansehen genoß. Auch ich habe mich lange seiner Autorität hingegeben und erst in mühsamer Einzelforschung Punkt für Punkt seine Parteilichkeit überwinden gelernt.

Hyperkritik hat auch an dieser Großtat herumbasteln wollen. Widerlegung, außer in meinem „Gneisenau“, sehr gut bei CAEMMERER, Die Befreiungskriege. Ein strategischer Überblick, 1907.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Kriegskunst Teil 4