Abschnitt 2

Fußnoten.


v. LETTOW-VORBECK, Die französische Konskription unter Napoleon I, Beih. z. Mil. Wochenbl. (1892), 3. Heft.


Napoleon als Feldherr von GRAF YORK ist ein gern und viel gelesenes Buch, und ich habe ihm dies und jenes entnommen; es muß aber doch in den wesentlichsten Zügen abgelehnt werden. Der Autor lehnt sich zu seinem Schaden mehr an Jomini als an Clausewitz: es ist, als ob der alte Gegensatz Gneisenau-York hier noch einmal zum Ausdruck käme, als ob der Enkel des Generals York den Freund und Jünger Gneisenaus, Clausewitz, nicht anerkennen wolle. Das Quellenstudium ist oft unzureichend, und ganz besonders ist die Vorstellung abzuweisen, als ob die Kraft Napoleons seit 1809 im Niedergang begriffen gewesen und er von sich selber abgefallen sei. Eine Hauptquelle, die er dafür anführt (II, 95, Brief an Clarke v. 21. August 1809) beruht auf falscher Übersetzung. Napoleon sagt nicht, man dürfe eine Schlacht nur schlagen „wenn man keine neue Glückswendung nicht mehr zu hoffen hat“, sondern man solle sie nicht schlagen so lange man hoffen darf, daß die Chancen des Erfolges sich noch bessern. Vgl. S. 491 Anm.

Pensées et règles générales pour la guerre (1755). Artikel Projets de campagne.

Vergl. oben S. 360; ferner an Winterfeld, 5. August 1757: „Ich wollte zwischen Reichenbach und Bernstädtel marschieren, um ihm (dem Feinde) Jalousie auf Görlitz zu geben; geht es, so ist es gut, will er aber nicht von Zittau fort, so bin ich schon gezwungen, ihm zu attaquiren, wo ich ihm finde, anderen Rath weiß ich nicht.“

An den Kriegsminister Clarke 21. 8. 09. „ ... que les batailles ne doivent pas se donner, si l’on ne peut calculer en sa faveur 70 chances de succès sur 100, que même on ne doit livrer bataille que lorsqu’on n’a plus de nouvelles chances à espérer, puisque de sa nature le sort d’une bataille est toujours douteux; mais qu’une fois qu’elle est resolue on diut vaincre ou périr.“

An den Prinzen Heinrich, 8. März 1760.

Die Stellen, in denen Napoleon sich für das Zusammenhalten aller Truppen vor der Schlacht ausspricht, sind zusammengestellt in einer vorzüglichen Untersuchung von BALCK, „Napoleonische Schlachtenanlage und Schlachtenleitung“, Beih. z. Mil. Wochenbl., 2. Heft 1901.

Ähnlich Œvr. XXIX, 70, 78, 91, 143. Réflexions sur les projets de campagne. 1775. Exposé sur le gouvernement prussien. 1776. Réflexions sur les messu res à prendre au cas d’une guerre nouvelle avec les Autrichiens. 1779.

Für die Einzelheiten sei verwiesen auf die „Studien zur ersten Phase des Feldzuges von 1796 in Italien“ von ERICH ECKSTORFF, Berl. Dissert. 1901, wo die ganz falschen Darstellungen von Jomini und Graf York zurückgewiesen werden, auch ein Irrtum von Clausewitz berichtigt ist.

Die drei Zitate nach KUHL, „Bonapartes erster Feldzug 1796“. Berlin 1902, S. 319.

Brief an Feldmarschall Lehwaldt v. 16. April 57.

Die französischen Historiker, z.B. Martin und Thiers finden das Urteil Napoleons eingegeben von seiner Eigenliebe, die niemand neben sich anerkennen wollte. Es mag sein, daß eine solche Empfindung bei der etwas herabsetzenden Formulierung mitgesprochen hat. Aber daß Moreau im Unterschiede von Bonaparte „Methodiker“ war wird auch von seinen Bewunderern zugegeben, oder, wenn man will, hervorgehoben. Z.B. in einer Untersuchung des Pariser Kriegsarchivs (Dépot de la guerre) vom Jahre 1829. Zitiert bei Lort de Serignan, S. 212.

WIEHR, Napoleon und Bernadotte im Herbstfeldzug 1813. S. 61.

Der Vergleich zwischen der Strategie Moreaus und Napoleons ist zum ersten Male richtig herausgearbeitet in den beiden Dissertationen THEODOR EGGERKING, Moreau als Feldherr in den Feldzügen 1796 und 1799, Berlin 1914, und SIEGFRIED METTE, Napoleon und Moreau in ihren Plänen für den Feldzug von 1800, Berlin, R. Trenkel, 1915. ALFRED HERRMANN, Marengo, Münster 1903 ist interessant, aber zuweilen überkritisch und sieht Fehler in Napoleons Führung oft gerade da, wo in Wahrheit seine Größe liegt. Vergl. dazu die Besprechung von E. DANIELS, Preuß. Jahrb. 116, 347. Die richtige Auffassung des Feldzuges, quellenmäßig auf’s trefflichste begründet, vertritt Major DE CUGNAC, La campagne de Marengo, Paris 1904. Bespr. von v. CAEMMERER, Mil. Liter. Zeit 1905, Nr. 2, Sp. 86.

Über Moreau im Jahre 1813 unterrichtet sein Gespräch mit Bernadotte in Recueil des ordres de Charles Jean, Prince royal de Suède (Stockholm 1838) S. 11. Einen bemerkbaren Einfluß hat er nicht geübt.

Auch in dem Buch Napoléon et les grands généraux de la revolution et de l’empire von LORT DE SÉRIGNAN Paris 1914 ist bei im allgemeinen richtiger Orientierung doch das eigentlich Wesentliche des Problems noch nicht gefaßt. Als vollen Napoleons-Schüler nimmt der Verfasser nur Davoust. Als Moreau-Schüler behandelt er Lecourbe, Desaix, St. Cyr. Der öfter geäußerten Behauptung, die auch Sérignan aufnimmt, daß Napoleon keine Schüler gebildet habe, sondern nur Werkzeuge, möchte ich ausdrücklich widersprechen.

Die Stellen sind aus den „Grundsätzen der Strategie“ (1813).

Die Theorien und Schriften des Erzherzogs sind vortrefflich behandelt von HEINRICH OMMEN, Die Kriegführung des Erzherzogs Karl, Berlin 1900. E. Ebering, Auch die Heeresverfassung, Taktik. Verpflegung usw. sind darin sehr lehrreich behandelt. In der Strategie aber macht Ommen einen Fehler. Er faßt die alte Strategie zu sehr als bloße Manöverstrategie, was sie doch nur da wurde, wo sie erstarrtet und bringt deshalb den Erzherzog (S. 13) in einen Gegensatz zu ihr, der tatsächlich nicht vorhanden ist. Vgl. W. KRAUS, Die Strategie des Erzh. Karl 1796. Berliner Dissert. 1913.

MÜHLE VON LILIENSTERN, Bericht eines Augenzeugen vom Feldzug des Fürsten Hohenlohe. 1807. I. p. 63.

Vergl. meinen Aufsatz „Erzherzog Carl“ in den „Erinnerungen“ S. 590. Dazu Kriegsgesch. Einzelschriften Heft 27, S. 380, wo ältere Theoretiker zitiert werden, deren Lehre der Erzherzog sich zu eigen ge macht hat.

AUG. MENGE, Die Schlacht bei Aspern. Berlin, Georg Stilke, 1900. HOLTZHEIMER, Schlacht bei Wagram. Berl. Dissert. 1904. Graf YORK in seinem Buche „Napoleon als Feldherr“ (II 247) hat diesen mit Friedrich und Erzherzog Carl folgendermaßen zusammengestellt: „Wenn die napoleonische Strategie eine Großartigkeit in den Entwürfen, eine Kühnheit in der Ausführung besitzt, die in gleichem Maße ich wenigstens in der Friedrichs oder des Erzherzogs Carl nicht zu erkennen vermag, so zeigt dagegen das Verfahren der letzteren auch nicht dieses Herabsinken von der ehemaligen Höhe, sie blieben getreu dem eigenen Verfahren, wenn dieses auch die volle militärische Größe des napoleonischen niemals erreichte.“ Diese Art der der Vergleichung muß in jeder Beziehung abgelehnt werden. Weder ist Napoleon von seiner Höhe herabgesunken, noch darf der Erzherzog in dieser Art neben Friedrich gestellt, noch darf in dem Vergleich zwischen Napoleon und Friedrich die Verschiedenheit der Epochen ignoriert, noch darf die Abwandlung bei Friedrich selbst außer Acht gelassen werden. Wenn man den Strategen nur an der „Großartigkeit der Entwürfe und Kühnheit in der Ausführung“ messen wollte, so wäre ja gerade Friedrich „von seiner Höhe herabgesunken“.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Kriegskunst Teil 4