Gerdes, Philipp Balthasar von (1680-1736) Jurist und Professor in Greifswald. Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd 8 (1878)
Autor: Häckermann, Adolf Gabriel August Wilhelm (1819-1891) Lehrer am Greifswalder Gymnasium., Erscheinungsjahr: 1878
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Gerdes: Philipp Balthasar G. – aus einer alten mecklenburgischen nach Pommern übergesiedelten Familie, welche eine Lilie zwischen Blumenzweigen im Wappen führt und aus der zahlreiche Pastoren, Gerichts und Ratsmitglieder, unter ihnen auch der Tribunalspräsident David Georg von G. (1726–29) hervorgingen – geb. zu Greifswald 1680, † November 1736, war der Sohn des Professors und Hofgerichtsdirektors Friedrich Gerdes, geb. 1634, gest. 1696, –eines namhaften Juristen, dessen Schriften Augustin Balthasar (s. d.) 1729 in 2 Bänden herausgab. Nachdem er die Gymnasien zu Greifswald und Stralsund besucht hatte, studierte er seit 1698 in Greifswald und Halle die philosophischen und Rechtswissenschaften und begab sich dann nach Rostock zu seinem Schwager, dem herzogl. mecklenburgischen Regierungsrate Jacob Balthasar, um sich für die juristische Praxis auszubilden. Nach Greifswald zurückgekehrt, begann er diese Laufbahn und ward zugleich 1708 Licentiat der Rechte, übernahm jedoch nach Palthen’s Tode 1713 die ord. Professur der Geschichte und Moral in der philosophischen Fakultät, in welchem Amte er Universalgeschichte und Naturrecht las. Im Jahre 1714, nach Schack’s Tode erhielt er eine ordentliche Professur der Jurisprudenz und las Institutionen, Pandecten, Lehnsrecht u. A. nach den Lehrbüchern von Stryck, Lauterbach und G. A. Struve. In Gemeinschaft mit seinem Vetter Henning Christoph Gerdes († 1728), welcher gleichfalls seit 1701 eine Professur des römischen Rechtes verwaltete, war er auch am Consistorium tätig und wurde nach dessen Tode 1724 Direktor desselben. Beide Rechtsgelehrten hatten in dieser Zeit auch einen wesentlichen Einfluss auf Augustin Balthasar’s juristische Ausbildung. In der Folge beteiligte er sich auch an dem in Greifswald zwischen den Anhängern des Pietismus Gebhardi, Rusmeyer, J. H. Balthasar und dem Führer der Orthodoxen J. Papke ausgebrochenen Streite, indem er die Pietisten vom juristischen Standpunkte aus verteidigte. Nach einer kurzen Verwaltung des Hofgerichtsdirektorates seit dem Jahre 1734 starb er plötzlich im Jahre 1736.