Firmian, Leopold Anton (1679-1744) Fürsterzbischof von Salzburg. Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd 7 (1878)
Autor: Zillner, Franz Valentin (1816-1896) Arzt, Historiker und Ethnograph, Erscheinungsjahr: 1878
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Firmian: Leopold Anton F., Fürsterzbischof von Salzburg, geb. 27. Mai 1679 zu München, † 22. Oktober 1744, Sohn des Freiherrn Franz Wilhelm Firmian, kaiserl. Gesandten zu München und der M. Victoria Gräfin von Thun, studierte an einem tiroler Jesuitengymnasium, wurde 1694 Domicellar zu Trient und Salzburg, kam aber bald zu weiterer Ausbildung in das Collegium St. Apollinar in Rom, von wo er erst 1709 nach Salzburg zurückkehrte. Im Jahre 1713 daselbst zum Schneeherrnpropst ernannt, rückte er 1714 zum Domdechant, 1718 zum Bischof von Lavant, 1724 zum Bischof von Seckau (Graz) vor, wurde 1727 zum kaiserl. Geheimrat und Bischof von Laibach, aber noch in demselben Jahre nach wiederholtem Wahlgange am 4. Oktober zum Erzbischof von Salzburg erkoren. Da in früherer Zeit im Salzburgerlande bereits wiederholt lutherische Regungen stattgefunden, auch protestantische Bergleute in Arbeit gestanden und das Bibellesen aufgekommen war, mehrmals der Religion wegen kleinere Ausweisungen verfügt worden waren (z. B. im Jahre 1685 an 800 Tefferecker) und von einzelnen Ausgewanderten (Martin Lodinger, Joseph Schaitberger) gedruckte Trostbriefe und umfängliche Sendschreiben in beträchtlicher Anzahl in die Heimat gelangten, die Tätigkeit der Seelsorger in Betreff des Religionsunterrichts aber nicht entsprach, so sendete Erzbischof Leopold im Jahre 1728 Jesuiten als Missionäre in daß Gebirgsland. Sie erreichten aber den Zweck nicht. Es erfolgten im Gegenteile beratende und gottesdienstliche Versammlungen unter der bäuerlichen Bevölkerung, Verhaftungen und Bestrafungen von Seiten der Pfleger; widersetzliche Reden und Drohungen verrieten die entstandene Gährung, das corpus evangelicorum zu Regensburg nahm sich der Sache an, endlich erließ der Erzbischof mit dem Rate seines Hofkanzlers Christani von Räll das Emigrationsedict vom 31. Oktober 1731. So wanderten während des Restes dieses Jahres und 1732 in 27 Zügen, soweit die Zahlen verzeichnet sind, 21215 protestantisch Gesinnte aus. Süddeutschland, Ostpreußen (Gumbinnen), Holland und Nordamerika (Kolonie Ebenezer in Georgien) waren die Ziele der Auswanderer. Leopold war im übrigen ein sittenstrenger, kränklicher Mann, der während seiner Regierungszeit oft mit Geldverlegenheiten kämpfte und unter welchem auch die Schulden der Stände des Fürstentums sich der Kriegszeiten wegen namhaft vermehrten.