Feenweg.

Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden.
Autor: Baader, Bernhard ca. 1801-1859, Erscheinungsjahr: 1859
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Als noch auf das Bergschloß Staufenberg blos ein Fußpfad führte, wohnte dort ein reicher Freiherr, der nur ein einziges Kind, eine schöne Tochter, hatte. Um sie bewarben sich viele Edle; aber er wollte sie nur Demjenigen geben, der ihm in einer Stunde einen guten Fahrweg auf die Burg herstelle. Betrübt über die Unerfüllbarkeit dieser Bedingung, wandelte ein junger Ritter am waldigen Fuße des Schloßbergs, und da begegnete ihm die dortige Fee Melusine. Sie fragte ihn, warum er so traurig sey, und als sie es erfahren hatte, bestellte sie ihn gegen Mitternacht wieder her, wo ihm geholfen werden würde. Nachdem er zur bestimmten Zeit sich eingefunden, hieß ihn die Fee die Herstellung des verlangten Weges getrost beginnen; er that es und merkte bald, daß eine Menge Unsichtbarer ihm Hilfe leiste. In einer Stunde war der Fahrweg zum Schlosse fertig und voll Freude und Hoffnung ritt der Ritter auf seinem Schimmel hinauf. Gleichwohl ward ihm das Fräulein von ihrem Vater verweigert, und er dadurch so empört, daß er denselben erschlug und in den tiefen Burgbrunnen hinabwarf.