Erzbischof Unwannus. (1013 bis 1029.)

Aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, erzählt von
Autor: Beneke, Otto Aldabert Dr. (1812-1891) Hamburger Archivar, Historiker und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1854

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hansestadt Hamburg, Hamburger Geschichte, Sagen, Überlieferung, Altertum, Chroniken, Geschichten,
Adam von Bremen II. 45 etc. Zimmermann, I. e. S. 40.
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Nach des Libentius Tode im Jahre 1013 wurde der Paderborner Chorherr Unwannus, aus dem reichen, angesehenen Geschlechte der Immedinger oder derer von Meding, sein Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle über Hamburg und Bremen. Kaiser Heinrich II. und Papst Benedict VI., bestätigten ihn in seinem Amte in üblicher Weise.

Sein Kirchen-Regiment führte er preiswürdig, indem er von seinem Familiengute den dritten Teil der Kirche opferte, Pfarrherren anstellte, und Kleriker, die bisher halb als Mönche, halb als Weltgeistliche lebten, an bestimmte kanonische Regeln band. So wurde er der eigentliche Gründer des Dom-Kapitels in Hamburg, indem er für 12 Präbenden 12 Geistliche als regulierte Domherren oder Canonici verordnete, denen er den Unterricht und die Erziehung der Jugend, so wie die Ausbildung befähigter Personen anvertraute, welche von hieraus das heilige Sendamt zur Ausbreitung des Christentums antreten sollten. Hierdurch wurde er sowohl Hamburgs wie des ganzen Nordens Wohltäter.

Für die Heidenbekehrung sorgte er selbst sehr tätig. Noch waren in den großen Wäldern auf beiden Seiten der Elbe viele Altgermanische Opferaltäre; diese ließ er zerstören, und manche heilig geachtete Eichen, ja ganze Haine umhauen. Und da selbst unter den längst bekehrten Bewohnern des Nordalbingischen Landes noch viele heidnische Gebräuche herrschten, so strebte er nach deren Abstellung. Um noch wirksamer das Missionswerk zu fördern, öffnete er die gesammelten Schätze der Kirche und gewann durch wohltätige Verwendung derselben und freigebige Geschenke heidnische Fürsten und Völker, bei denen der dadurch bewiesene milde Geist des Christentums leichteren Eingang fand.

Hamburg, welches 1012 in entsetzlicher Weise von den Wenden zerstört war, suchte der fromme Unwann in Gemeinschaft mit dem Landesherrn, dem Herzog Bernhard II., wieder herzustellen. Die zerstreuten Bürger wurden wieder versammelt; Dom, Schule und viele Häuser ließ er erbauen, wenn auch fürs Erste nur aus Holz. Und größtenteils wohnten beide in Hamburg, um wirksamer das Wohl der wieder aufblühenden Stadt zu fördern, deren Gewerbe, Handel und Schifffahrt bald wieder emporkam.

Unwannus wird uns als ein ehrwürdiger Greis geschildert, voll Liebe und Sanftmut, vielleicht zu nachsichtig gegen die Fehler der niederen Geistlichkeit; aber freigebig gegen Arme und Schwache, und ein besonders väterlicher Freund der Kinder. Er starb am 27. Januar 1029.

Beneke, Otto Aldabert Dr. (1812-1891) Hamburger Archivar, Historiker und Schriftsteller

Beneke, Otto Aldabert Dr. (1812-1891) Hamburger Archivar, Historiker und Schriftsteller