Erzbischof Unwannus.

Hamburgische Geschichten und Sagen.
Autor: Beneke, Otto (1812-1891) deutscher Archivar, Historiker und Schriftsteller., Erscheinungsjahr: 1854
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Nach des Libentius Tode im Jahre 1013 wurde der Paderborner Chorherr Unwannus, aus dem reichen, angesehenen Geschlechte der Immedinger oder derer von Meding, sein Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle über Hamburg und Bremen. Kaiser Heinrich II. und Pabst Benedict Vlll. bestätigten ihn in seinem Amte in üblicher Weise.

Sein Kirchen-Regiment führte er preiswürdig, indem er von seinem Familiengute den dritten Theil der Kirche opferte, Pfarrherren anstellte, und Cleriker, die bisher halb als Mönche, halb als Weltgeistliche lebten, an bestimmte kanonische Regeln band. So wurde er der eigentliche Gründer des Dom-Capitels in Hamburg, indem er für 12 Präbenden 12 Geistliche als regulirte Domherren oder Canonici verordnete, denen er den Unterricht und die Erziehung der Jugend, so wie die Ausbildung befähigter Personen anvertraute, welche von hieraus das heilige Sendamt zur Ausbreitung des Christenthumes antreten sollten. Hierdurch wurde er sowohl Hamburgs wie des ganzen Nordens Wohlthäter.

Für die Heidenbekehrung sorgte er selbst sehr thätig. Noch waren in den großen Wäldern auf beiden Seiten der Elbe viele Altgermanische Opferaltäre; diese ließ er zerstören, und manche heilig geachtete Eichen, ja ganze Haine umhauen. Und da selbst unter den längst bekehrten Bewohnern des Nordalbingischen Landes noch viele heidnische Gebräuche herrschten, so strebte er nach deren Abstellung. Um noch wirksamer das Missionswerk zu fördern, öffnete er die gesammelten Schätze der Kirche und gewann durch wohlthätige Verwendung derselben und freigebige Geschenke heidnische Fürsten und Völker, bei denen der dadurch bewiesene milde Geist des Christenthums leichteren Eingang fand.

Hamburg, welches 1012 in entsetzlicher Weise von den Wenden zerstört war, suchte der fromme Unwann in Gemeinschaft mit dem Laudesherrn, dem Herzog Bernhard II. wieder herzustellen. Die zerstreuten Bürger wurden wieder versammelt; Dom, Schule und viele Häuser ließ er erbauen, wenn auch fürs Erste nur aus Holz. Und größtenteils wohnten beide in Hamburg, um wirksamer das Wohl der wieder aufblüheuden Stadt zu fördern, deren Gewerbe, Handel und Schifffahrt bald wieder emporkam.

Unwannus wird uns als ein ehrwürdiger Greis geschildert, voll Liebe und Sanftmuth, vielleicht zu nachsichtig gegen die Fehler der niederen Geistlichkeit; aber freigebig gegen Arme und Schwache, und ein besonders väterlicher Freund der Kinder. Er starb am 27. Januar 1029.