Beim Sklavenhändler

Die Sklaverei ist zwar in der Türkei und in Ägypten gesetzlich abgeschafft, besteht aber tatsächlich nach wie vor, da diese Einrichtung in Leben und Sitten der Moslemin zu fest wurzelt, als dass sie je gänzlich ausgerottet werden könnte.

Der Handel mit männlichen und weiblichen Sklaven wird daher auch ungestört weiter betrieben, wenn er sich auch nicht mehr auf den öffentlichen Markt der großen Städte wagt. Ihr Depot haben die Sklavenhändler jetzt in den Herbergen und stellen dort in den von hohen Mauern rings eingeschlossenen Höfen dem Käufer ihre lebende Ware zu eingehender Besichtigung vor. Eine solche Scene gibt das treffliche Gemälde von Professor W. Gentz „Beim Sklavenhändler“ (siehe unseren Holzschnitt auf Seite 156) wieder. Es versetzt uns in den Hof einer öffentlichen arabischen Herberge, wo unter einer der Hallen ein Haufe weiblicher Sklaven beisammen hockt, während zwei der jüngsten und hübschesten von ihnen eben einem vornehmen Käufer vorgestellt werden. Derselbe ist gerade dabei, sich zu überzeugen, ob die hellbraune Abessinierin, die er zu kaufen beabsichtigt, auch schöne, tadellose Zähne hat, worauf viel Gewicht gelegt wird. Das links neben dieser Gruppe sichtbare Negermädchen scheint ebenso wie der rechts stehende Sklavenhändler ein lebhaftes Interesse an dem Ausfall dieser Untersuchung zu haben; vielleicht hofft sie, im Falle das Resultat ein unbefriedigendes ist, selbst in den Besitz des reichen Schech zu kommen, denn von einem reichen und noch jungen Manne gekauft zu werden, ist der höchste Wunsch aller Sklavinnen, von dem graziösen, lichtbraunen Gallamädchen bis hinunter zur ebenholzschwarzen Tochter Mittelafrikas. Wenn sie von Gesicht hübsch und wohl gewachsen sind, werden sie ja meist Nebensonnen ihres Herrn und rücken wohl gar zur Würde und zum Range einer wirklichen Gemahlin empor. Freilich die meisten Negerinnen bringen es höchstens bis zur Dienerin in der Küche oder im Hause. Aber auch in dieser Stellung haben sie es in reichen Häusern fast durchgängig gut und werden als ein dienendes Familienmitglied betrachtet. Der Preis schwankt sehr. Während man in Ägypten eine junge Negerin für 60 bis 80 Maria-Theresiathaler erhält, hat eine weiße, schöne Tscherkessin, wie sie ausschließlich nur für die Harems der Großen bestimmt sind, einen Wert von 500 bis 1.000 Maria-Theresiathalern.