Ein ehemaliger Handelsartikel. - Kulturhistorische Notiz.
Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 6. 1871
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Sklaven, Sklavenhändler, Sklaverei, Menschenhandel, Menschenhändler,
In unserer Zeit, welche so großes Interesse für statistische Zusammenstellungen hat, in welcher die Statistik sich zu einer Wissenschaft emporgeschwungen, so dass die Menschheit ihr Soll und Habenam liebsten in Zahlen ausgedrückt sieht, um mit einem Blick übersehen zu können, wie es denn mit dem Fortschritt steht — in unserer Zeit, wo nicht bloß der Kaufmann, sondern auch der Staatsmann, der Staatsökonom, ob Reaktionär oder Demagoge, alljährlich seine Bilanz zieht, dürfte es nicht uninteressant sein, einen kurzen Blick auf den großen, weitausgebreiteten Handel zu werfen, welchen die Staaten Europas, die Kulturstaaten, lange Zeit erfolgreich betrieben, — auf den Handel mit Menschen.
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Inhaltsverzeichnis
Wir wollen ganz absehen von dem Handel mit weißem Menschen, für welche Jahrhunderte hindurch der Kaukasus ein beliebter Markt war, wir wollen die vielen Tausende von Männern, Weibern und Kindern nicht in unser Soll eintragen, welche die Türken zur Zeit der Freiheitskriege auf den Sklavenmarkt schleppten, — wir wollen uns nur mit einer Spezialität dieses gesuchten Artikels beschäftigen. Dies vereinfacht die geschäftliche Bilanz — die Ware ist immer dieselbe — und wir können behaupten, dass sie echt ist — in der Wolle gefärbt — ein Muster so schwarz wie das andere. Wir reden von den Negern, unseren unglücklichen Brüdern, welchen. Dank dem amerikanischen Kriege, nunmehr mit 29 gegen 8 Stimmen im Kongress zu Washington die volle Gleichberechtigung mit den Bleichgesichtern, das Wahlrecht, erst vor wenigen Wochen zuerkannt wurde.
Die Portugiesen waren die ersten, welche den Negerhandel betrieben, und in 198 Jahren führten sie auf ihre westindischen Besitzungen 792.000 Sklaven. Nach der Entdeckung Brasiliens waren bis Ende des 16. Jahrhunderts bereits 300.000 Neger dorthin transportiert. Von da an, bis zur Aufhebung der Sklaverei wurden nach Brasilien allein 4.380.000 Schwarze importiert. Die Sklaveneinfuhr in den britischen Kolonien Amerikas betrug von 1680 — 1786 die kolossale Summe von 2.130.000 Individuen.
Die Gesamtzahl der Neger, welche die Franzosen auf ihre westindischen Besitzungen führten, belief sich in 70 Jahren auf 1.400.000; die Holländer brachten es in 10 Jahren auf 400.000 Sklaven; die Dänen auf 100.000.
Die Amerikaner bezogen in runder Summe jährlich 7.500 Exemplare dieses Artikels. Im Ganzen wurden innerhalb 300 Jahren der Westküste Afrikas 11.000.000 schwarze Menschen entzogen. Diese Zahl ist im Interesse der moralischen Verantwortung sehr gering gegriffen, es gibt Schriftsteller, welche sie nicht gelten lassen und 50, ja 55 Millionen dafür annehmen. Die Summe aller Neger, welche gegenwärtig außerhalb Afrikas leben, steigt nicht über 7.000.000. Trotz der Zunahme durch Geburten, die bei den Sklaven sehr begünstigt wurde, ist seit dem Jahre 1820, wo jene Sklavenzahl 11.000.000 betrug, durch klimatische und sonstige traurige Verhältnisse die Bevölkerung um 4.000.000 gesunken. Welches Elend, welche ungeheuren Leiden, welche furchtbaren Schicksale der Einzelnen — um eine solche Abnahme zu erzeugen!
Diese Millionen sind als Märtyrer für unsere Luxusgenüsse, für Zucker, Kaffee, Spezereien und Baumwolle in den Tod gegangen, nur weil eine heißere Sonne ihre Haut schwarz färbte, weil ihr Geburtsort, der südliche Himmelsstrich, sie nicht zu der geistigen Anstrengung zwang, welcher wir unserer Kultur verdanken. Jetzt sind sie frei — jetzt ist der schwarze und weiße Mensch gleich vor dem Gesetz; — der Neger hat seine Freiheit errungen, nicht auf blutigem Schlachtfeld — er hat sie nicht erkämpft — er hat sie gewonnen durch unsägliche Leiden, welche seinen Peinigern endlich ihr großes Unrecht ins Bewusstsein riefen, ihr Mitleid weckte, bis die Gerechtigkeit über den Nutzen triumphierte. — Wenn es ein schönes Blatt gibt in der traurigen Geschichte der Menschheit, so ist es dasjenige, welches die Abschaffung der Sklaverei verzeichnet!
Die Portugiesen waren die ersten, welche den Negerhandel betrieben, und in 198 Jahren führten sie auf ihre westindischen Besitzungen 792.000 Sklaven. Nach der Entdeckung Brasiliens waren bis Ende des 16. Jahrhunderts bereits 300.000 Neger dorthin transportiert. Von da an, bis zur Aufhebung der Sklaverei wurden nach Brasilien allein 4.380.000 Schwarze importiert. Die Sklaveneinfuhr in den britischen Kolonien Amerikas betrug von 1680 — 1786 die kolossale Summe von 2.130.000 Individuen.
Die Gesamtzahl der Neger, welche die Franzosen auf ihre westindischen Besitzungen führten, belief sich in 70 Jahren auf 1.400.000; die Holländer brachten es in 10 Jahren auf 400.000 Sklaven; die Dänen auf 100.000.
Die Amerikaner bezogen in runder Summe jährlich 7.500 Exemplare dieses Artikels. Im Ganzen wurden innerhalb 300 Jahren der Westküste Afrikas 11.000.000 schwarze Menschen entzogen. Diese Zahl ist im Interesse der moralischen Verantwortung sehr gering gegriffen, es gibt Schriftsteller, welche sie nicht gelten lassen und 50, ja 55 Millionen dafür annehmen. Die Summe aller Neger, welche gegenwärtig außerhalb Afrikas leben, steigt nicht über 7.000.000. Trotz der Zunahme durch Geburten, die bei den Sklaven sehr begünstigt wurde, ist seit dem Jahre 1820, wo jene Sklavenzahl 11.000.000 betrug, durch klimatische und sonstige traurige Verhältnisse die Bevölkerung um 4.000.000 gesunken. Welches Elend, welche ungeheuren Leiden, welche furchtbaren Schicksale der Einzelnen — um eine solche Abnahme zu erzeugen!
Diese Millionen sind als Märtyrer für unsere Luxusgenüsse, für Zucker, Kaffee, Spezereien und Baumwolle in den Tod gegangen, nur weil eine heißere Sonne ihre Haut schwarz färbte, weil ihr Geburtsort, der südliche Himmelsstrich, sie nicht zu der geistigen Anstrengung zwang, welcher wir unserer Kultur verdanken. Jetzt sind sie frei — jetzt ist der schwarze und weiße Mensch gleich vor dem Gesetz; — der Neger hat seine Freiheit errungen, nicht auf blutigem Schlachtfeld — er hat sie nicht erkämpft — er hat sie gewonnen durch unsägliche Leiden, welche seinen Peinigern endlich ihr großes Unrecht ins Bewusstsein riefen, ihr Mitleid weckte, bis die Gerechtigkeit über den Nutzen triumphierte. — Wenn es ein schönes Blatt gibt in der traurigen Geschichte der Menschheit, so ist es dasjenige, welches die Abschaffung der Sklaverei verzeichnet!